Ford Shelby Cobra Concept (2004) versteigert
NAIAS-Studie bringt Millionen
Die Cobra-Studie von Ford bringt bei einer Versteigerung mehr als zwei Millionen Euro. Carroll Shelby fuhr sie selbst 240 Kilometer auf der Rennstrecke.
17.08.2021 Andreas Of-AllingerDas US-Auktionshaus Mecum versteigerte am 12. August 2021 in Monterey eine Cobra-Studie für 2.640.000 Millionen US-Dollar, umgerechnet 2,2 Millionen Euro. Ford zeigte sie 2004 auf der North American Auto Show (NAIAS) in Detroit. Aus der Studie sollte eine neue Cobra werden; sie blieb jedoch ein one-off.
Shelby fuhr das Cobra Concept im Oval
Das Einzelstück verfügt heute über eine Straßenzulassung und wurde – zumindest am Anfang – nicht geschont: Carroll Shelby fuhr mit dem Auto 240 Kilometer auf dem Irwindale Speed Way. Das sind ganz schön viele Runden, denn das große Oval im "House of Drift" ist gerade mal 804 Meter lang. Rennstrecke und den ein oder anderen Burn-Out mutete Shelby natürlich nicht den eigens geschnitzten BF-Goodrich-Slicks zu, sondern einem Satz Goodyear-Reifen auf dreiteiligen BBS-Rädern. Shelby selbst war damals 81 Jahre alt und sagte zu Journalisten, die er mit der Studie durchs Oval fuhr: "Das ist richtig schön geworden, oder nicht?"
Technik: V10 mit 613 PS, Transaxle
Die Studie mit dem internen Namen Daisy ist in der Tat ein technischer Leckerbissen: Der vorn längs eingebaute V10 ist einer vier aus der Vorausentwicklung von Ford. Der Vierventil-Saugmotor leistet 613 PS und verfügt über eine Trockensumpfschmierung. Das manuelle Sechsgang-Getriebe aus dem Ford GT sitzt an der Hinterachse, eine Welle überträgt die Kraft nach dem Transaxle-Prinzip vom Motor zum Getriebe. Teile des Fahrwerks sowie das Getriebe stammen vom Ford GT. Der Rahmen selbst ist ein Aluminium Space Frame.
Shelby wollte eine neue Cobra bauen
Eine neue Cobra zu bauen, gehörte nach Shelbys eigener Aussage zu den vielen Dingen, die er noch vorhatte zu tun. In diesem Sinne war die Studie ein Glücksfall. Am Projekt beteiligten sich mit Fords Vize-Designchef J Mays und dem Vize-Produktentwicklungschef Chris Theodore zwei Schwergewichte aus dem Ford-Konzern. J Mays qualifizierte sich mit dem Thunderbird als Experte für Retro-Design, das um die Jahrtausendwende schwer angesagt war. Theodore kaufte das Auto im November 2017 während einer Charity-Auktion, mit deren Erlöse die Restaurierung des "Fair Lane Mansion" finanziert wurde – dem Zuhause von Henry und Clara Ford.
Restauriert und mit Straßenzulassung
Theodore ließ die Studie nach dem Kauf von Technosports in Livonia, Michigan, restaurieren. Getriebeausgangswelle, Kupplung und Zweimassenschwungrad wurden ersetzt sowie Flüssigkeiten, Zündkerzen und -kabel erneuert. Anschließend ging das Auto auf Tour: Daisy hatte 2018 Auftritte während der Concours d‘ Elegance in Amelia Island und Plymouth, Michigan. In Folge 6, Episode 1 von "Jay Leno’s Garage" ist die Studie mit Donald Osborne und Chris Theodore zu sehen. Das Auto ist – logischerweise – auch Thema in Theodores Buch über seine Zeit mit Carroll Shelby: "The Last Shelby Cobra, My Times with Carroll Shelby". Carroll Shelbys Unterschrift befindet sich rechts vor der Windschutzscheibe unter der Motorhaube.
Heute ist das Auto laut Mecum für die Straße zugelassen. Die Reifen sind es allerdings nicht: "Not for use on public roads" steht auf den Flanken der BF Goodrich-Reifen. Doch ein zweiter Satz Michelin auf BBS-Dreiteilern steht bereit. Falls der neue Besitzer mal ein paar Runden drehen möchte – so wie Carroll Shelby.