Ford Mustang und Ford Taunus
Pony-Car und deutscher Klon im Fahrvergleich
Das Fastback galt Ende der 60er-Jahre bei vielen italienischen und britischen Sportwagen als unverzichtbar. Auch Ford schuf attraktive Schrägheck-Sportler wie den Mustang und das Taunus Coupé mit kräftigen V-Motoren. Gibt es noch mehr Gemeinsamkeiten? Wir sind beide gefahren.
30.11.2015 Franz-Peter HudekDass das Ende 1970 präsentierte Ford Taunus Coupé schon damals als besonders attraktiv galt, beweisen die beiden auto motor und sport-Ausgaben 7/1971 und 1/1972: Auf deren Titelseiten war jeweils großformatig ein gelbes Ford Taunus Coupé abgebildet, das wie ein sexy Covergirl die Autofans zum Kauf des Heftes animieren sollte.
Taunus orientiert sich optisch stark am Ford Mustang
Auch der Ford Mustang galt seit seiner Premiere im Jahr 1964 als besonders hübsch gestaltetes Coupé, insbesondere die zweite, ab 1967 angebotene Fastback-Version. Sie besitzt ein bis zum Wagenheck sanft abfallendes Dach, während der Fastback-Vorgänger einschließlich des legendären Shelby GT 350 hinter der schrägen Heckscheibe noch einige Zentimeter Stufenheck angestrickt bekam.
Damit vergleichbar, besitzt der erste Ford Capri ebenfalls kein konsequent gezeichnetes Schrägheck. Das Taunus-Coupé ist deshalb die eindrucksvollere Alternative zum Mustang Fastback und kann als deutsches Pendant des US-Vorbilds gelten. Außerdem basiert deren Technik jeweils auf einem starrachsigen Serienmodell – beim Mustang ist das die Kompakt-Limousine Falcon. Zuletzt stammen sogar die V-Motoren und der 1,6-Liter-Vierzylinder des Taunus aus den USA, wo sie für den europäischen Markt entwickelt wurden.
108 gegen 200 PS - ist das fair?
Trotz aller Verwandtschaft: Natürlich hat im direkten Vergleich der Fahrleistungen der Ford Taunus mit seinem gerade mal halb so großen Motor das Nachsehen. Sein 2,3-Liter-V6 mit 108 PS kann gegen den doppelt so großen 4,9-Liter-V8 des Ford Mustang mit 233 SAE-PS kaum bestehen. Doch aufgrund seines relativ geringen Gewichts von 1.125 kg (Mustang 1.370 kg) musste sich der Kölner Schönling zumindest nicht vor der damaligen deutschen Sportler-Konkurrenz fürchten. Einen 1900er Manta steckte das Taunus 2300 GXL Coupé locker in die Tasche, und sogar einem BMW 2002 konnte er auf der Autobahn eine gewisse Zeit Paroli bieten.
Wurde der Ford Taunus - wie bei auto motor und sport üblich - hart rangenommen, bewies der Kölner echte Muscle-Car-Qualitäten: "Starkes Beschleunigen in den unteren beiden Gängen lässt häufig die Antriebsräder durchdrehen, und das sogar auf festem Boden." Auch in schnell gefahrenen Kurven zeigte der Kölner eher amerikanische Tugenden und outete sich als Untersteuerer, "dem nichts mehr zuwider ist, als forciert um eine Biegung bewegt zu werden".
Mustang-Lenkung unpräzise
Kann der Ford Mustang das besser? Es scheint so, denn er nimmt Kurven zielstrebiger in Angriff - wenn man sich an die in Mittellage unpräzise Lenkung gewöhnt hat. Ansonsten wirkt der Leichtfuß Taunus fast wie ein Kleinwagen, während der schwere, üppig motorisierte Mustang etwas mehr Aufmerksamkeit erfordert. Beide Foto-Coupés sind übrigens über das bescheidene Serienformat hinaus deutlich breiter bereift.
Doch wir wollen mit den fabelhaften Ford Mustang ja nicht die 12 Stunden von Sebring bestreiten, sondern ihre Qualitäten als stilvolle Sportcoupés für gelegentliche Genuss-Touren erforschen. Hier punktet der 68er-Mustang durch den breiteren Innenraum und die noch aus der Chrom-Ära stammenden Rundinstrumente und Schalter, deren Gehäuse im Taunus Coupé bereits durch schwarzen Kunststoff mit silberfarbenen Zierlinien ersetzt wurden.
Taunus bietet hinten mehr Platz
Die sich zum Fahrzeugboden hin zurückziehende Armaturentafel des Ford Taunus ist optisch stark an das Mustang-Interieur ab Baujahr 1969 angelehnt. Nicht besonders gelungen wirken im Ford Taunus die etwas ungeschickt in die schmale Holzzierleiste platzierten Schalter und Belüftungsgitter.
Die Sitzposition hinter den mit angedeuteten (Ford Taunus) und echten Löchern (Ford Mustang) gestalteten Lenkrädern ist vergleichbar: jeweils nur mäßige Sicht auf die Motorhauben, insgesamt etwas niedriger und mit mehr Kopffreiheit im Mustang. Hinten bietet dagegen der Taunus deutlich mehr Platz. Sogar zwei Erwachsene können auf der komfortablen, wie zwei Einzelsitze ausgeformten Rückbank Platz nehmen. Das Taunus Coupé besitzt nämlich die gleichen Außenmaße wie die Limousine, ist jedoch um drei Zentimeter niedriger.
Unterwegs auf der Straße kommen sich die famosen Ford wieder näher und demonstrieren ihre souveräne Kraft so locker wie Dirk Nowitzki in seinen herrlichen Werbespots: Etwas Gas geben, früh hochschalten und dann nur noch lässig mit dem rechten Fuß wippen - dibadibadu!
So viel kosten Ford Mustang und Ford
So ähnlich sie sich optisch sind, so unterschiedlich werden sie in der Käufergunst bewertet. Der Ford Mustang kostet laut Classic-Analytics im guten Zustand rund 33.000 Euro, das Ford Taunus Coupé etwa 9.000 Euro. Im Zustand 4 sind etwa 12.000 bzw. 2.500 Euro fällig.
Beioder Verfügbarkeit sieht es allerdings umgekehrt aus. Das Angebot an Ford Mustang ist deutlich größer als an den Ford Taunus Coupés. Sie meisten befinden sich in festen Händen, viele wurden in den vergangen Jahrzehnten zu Quadern gepresst. Das Schicksal blieb dem Mustang meist erspart - der Wagen galt in Deutschland schon zu seinen Produktionszeiten als Statement der lässigen Motorkraft.