Ford Mustang (1964-1968) Kaufberatung
Muscle-Car für Einsteiger
Der Ford Mustang ist fast der ideale Klassiker: robuste langlebige und problemlose Technik perfekte Ersatzteillage. Nur die Karosserie kann Sorgen bereiten.
08.02.2021 Daniel EndreßMit dem Mustang schuf sich Ford ein Denkmal. Selbst weniger autoaffine Menschen haben zumeist schon einmal von dem legendären Pony-Car gehört, und bei vielen steht dieses uramerikanische V8-Kraftpaket ganz oben auf der Wunschliste. Glücklicherweise hat Ford zwischen 1964 und 1973 fast drei Millionen Exemplare gebaut, sodass die Preise noch vergleichsweise human sind.
Historie
Der Mustang begründete eine völlig neue Fahrzeuggattung, die – angelehnt an das galoppierende Pferd im Emblem – den Namen Pony-Cars erhielt. Technisch basiert der Mustang auf dem Ford Falcon, der 1959 vorgestellt wurde. Für amerikanische Größenverhältnisse dieser Zeit sortierte sich der Mustang eher in die Kompaktklasse ein. Er sollte vor allem ein junges und sportlich orientiertes Publikum ansprechen, und das zu attraktiven Preisen. Das Basismodell mit 2,8-Liter-Reihensechszylinder kostete bescheidene 2320 Dollar, was etwa 9500 Mark entsprach. Der Erfolg überraschte selbst Ford. Am Abend des 17. April 1964, dem ersten Verkaufstag, verzeichneten die Händler über 22 000 Bestellungen. Bis zum Ende der ersten Generation 1973 wurde der Mustang drei Mal deutlich überarbeitet und optisch neu gestaltet.
Technik
Die Technik des Mustang ist im Prinzip simpel und langlebig. Vom Ford Falcon übernahm man den Antriebsstrang und Teile des Fahrwerks. Dieses besteht vorne aus oberen Dreiecksquerlenkern und unteren Einfachlenkern sowie elastisch gelagerter Zugstrebe. Die hinteren Räder sind an eine Starrachse montiert, die mit Halbelliptikfedern arbeitet. Verzögert wird mit Trommelbremsen, wobei es für die V8-Modelle als Option Scheibenbremsen für die Vorderachse gab. Bremskraftverstärker waren ebenfalls Sonderausstattung. Für einen Aufpreis von 53 Dollar konnte man für das Cabrio auch ein automatisches Verdeck bestellen.
Motoren
11 verschiedene Motoren in 17 unterschiedlichen Varianten waren über die gesamte Bauzeit für den Mustang verfügbar. Zu den wichtigsten zählen der 4,7-Liter-V8, der 203, 210, 225 oder 271 PS leistet, und der 5,0-Liter-V8 mit wahlweise 210, 230 oder 290 PS. Hinzu kommen ein 5,8-Liter-V8 mit 250, 290 oder 330 PS sowie als Topmotorisierung zwei 7,0-Liter-V8 mit 335 und 375 PS. Letztere waren nur im Shelby GT-500 und im Mustang Boss verfügbar und sind heute sehr selten.
Als Cabrio erhielten die Shelby GT-500 auch einen Überrollbügel. Ein 3,3-Liter-Reihensechszylinder mit eher schwachen 122 PS, der 1969 auf 4,1 Liter Hubraum vergrößert wurde, diente als Basismotor. In den Verkaufszahlen spielte er eine deutlich untergeordnete Rolle. Kein Wunder: 1965 bekam man den 4,7-Liter-V8 für gerade einmal 106 Dollar Aufpreis. Eine Klimaanlage hat dagegen 277 Dollar gekostet. Alle V8 wurden im klassischen Layout konstruiert: eine zentrale Nockenwelle, zwei hängende Ventile pro Zylinder und Doppel- oder Vierfachvergaser von Holley oder Autolite.
Fahren
Nichts geht über blubbernden V8-Sound unter freiem Himmel! Das Mustang Cabrio ist, gerade mit der Drei- oder Viergangautomatik, ein mustergültiger Cruiser, in dem man dank des süchtig machenden Klangs selbst das permanente Korrigieren des Geradeauslaufs hinnimmt – Spiel in der Lenkung kommt selbst bei gut gepflegten Autos vor. Viele Erstbesitzer in den USA haben auf die Servobremse als Extra-Ausstattung verzichtet: Da ist echte Beinarbeit gefragt, weshalb man im Sinne einer möglichst stressfreien Tour eher mit moderater Geschwindigkeit und vorausschauend fährt. Dank der Starr-achse wirkt der Mustang bei schlechten Straßenverhältnissen rumpelig und fordert häufige Kurskorrekturen.
Der Mustang als Klassiker
Die Szene der Mustang-Liebhaber ist groß. Auch in Deutschland gibt es mehrere Clubs und Interessengemeinschaften, die sich diesen Pony-Cars verschrieben haben. Hierzulande zählt er zu den beliebtesten Amis. In den USA wird er vereinzelt noch als Daily Driver bewegt. Von den vier Generationen innerhalb des Mustang I gelten die Baujahre 1967 und 1968 als die beliebtesten, dicht gefolgt von den ersten Modellen ab Modelljahr 65. Der große Bekanntheitsgrad ist auch auf seinen Kultstatus in der Popkultur zurückzuführen. Viele Promis besitzen Mustang, in unzähligen Musikvideos wird mit diesen Muscle-Cars posiert. In Filmen und Serien wie "Bullitt", "Mein Partner mit der kalten Schnauze", "James Bond", "Goliath" oder "John Wick" spielen sie zentrale Rollen.
Ersatzteilversorgung
Ersatzteile bekommt man für den Mustang der ersten Generation noch genügend. Auch Tuningteile sind selbst in Deutschland problemlos aufzutreiben, wobei es in den letzten Jahren wieder einen starken Trend zur Originalität gibt. Spezielle Sonderteile, wie Zierleisten, die es nur für eine der zahlreichen Sonderausstattungen gab, sind schwerer zu finden. Das Preisniveau für US-Teile ist traditionell niedrig. Da allerdings die meisten direkt in den USA bestellt werden müssen, kommen saftige Versandkosten obendrauf. Man sollte versuchen, sich an Sammelbestellungen von Clubs zu beteiligen.
Karosserie-Check
Eine Besonderheit des Ford Mustang ist der mittragende Rahmenboden mit profilierten Längsträgern. Sie neigen zur Durchrostung. Schraubenfedern und Stoßdämpfer der Vorderachse liegen nicht zwischen den beiden Querlenkern, sondern sind darüber montiert und über ein korrosionsanfälliges Verstärkungsblech mit der Karosserie verbunden. Verstopfte Ablauflöcher an Windleitblech und Wasserkasten unter der Windschutzscheibe bieten dem Rost Angriffsfläche. Rostgefährdet sind auch Schweller, Radläufe und Endspitzen. Die meisten Autos kommen bereits restauriert oder teilrestauriert aus den USA, deshalb auf Pfusch und verborgene Unfallschäden achten. Die Stoffverdecke unterliegen dem erwartungsgemäßen Verschleiß und sollten auf spröde, rissige Stellen und Undichtigkeiten überprüft werden. Für ein Ersatzverdeck muss man hierzulande mindestens 700 Euro einplanen.
Technik-Check
Wenn man einen Ford Mustang nicht regel- mäßig unter Volllast quält, sind Motoren und Getriebe extrem langlebig. Sie leiden aber nicht selten unter Wartungsstau. Regelmäßige Ölwechsel und Frostschutz für das Kühlwasser sind in den USA nicht immer üblich. Thermische Probleme treten wegen zugesetzter Kühler und korrodierter Kühlkanäle auf. Außerdem ist der Ölinhalt der V8-Motoren knapp bemessen. Ein nachgerüsteter Ölkühler ist also ratsam. Unter thermischen Problemen leidet auch die Zündspule. Zündaussetzer sind die Folge. Ausgehärtete Ventilschaftdichtungen sorgen für erhöhten Ölverbrauch. Die Steuerkette der V8-Motoren sollte je nach Verschleiß getauscht werden. Auffällig sind stark vergrößertes Lenkspiel, schlecht wirkende Bremsen und abgenutzte Kreuzgelenke der Kardanwelle. Defekte Lichtmaschinenregler lassen gelegentlich die Batterie überkochen. Der Batteriekasten wird dann von der Säure zerfressen. Größter Feind der Bremsanlage sind lange Standzeiten. Sowohl bei den Trommel- als auch bei den Scheibenbremsen gilt: Die Radbremszylinder werden mit der Zeit undicht, die Einstell-Exzenter der Trommelbremsen rosten fest, ebenso die Kolben der Bremszangen an den vorderen Scheibenbremsen. Geräusche im Differenzial deuten auf defekte Kreuzgelenke hin, die wegen Unwucht im Antriebsstrang zum Ausschlagen neigen.
Preise
Der Mustang ist sicher kein ausgemachtes Schnäppchen – und schon gar kein Geheimtipp. Hinzu kommt, dass die Cabrios, genau wie die Fastbacks, deutlich teurer sind als die Coupés. Dementsprechend liegen selbst die Sechszylinder-Varianten schon bei rund 20.000 Euro. Gut gepflegte Achtzylinder-Cabrios in tadellosem Zustand rangieren nicht selten jenseits der 40.000-Euro-Marke. Ab etwa 25.000 bis 30.000 Euro bekommt man aber fahrtaugliche Mustang, in die für eine Zustand-2-Bewertung noch etwas Arbeit investiert werden muss. Immerhin: Die Auswahl ist relativ groß. Shelby GT sprengen normale Budgets deutlich. Für diese seltenen Sammlerobjekte werden mittlerweile schon sechsstellige Summen bezahlt. Eine große Auswahl klassischer Mustang finden Sie im Markt von Motor Klassik.
- Bei Einführung 1964 (in Deutschland: Ford T5 V8 Hardtop) :
- 17.350 Mark
Ersatzteile
Dicke Teilekataloge von US-Versendern belegen die Vielfalt des Angebots an Ersatzteilen für den Ford Mustang. Auch Tuning-Parts sind beliebt, doch zeichnet sich inzwischen ein spürbarer Trend zum Originalzustand ab.
Schwachpunkte
- Längsträger am Rahmenboden
- Federdome
- Batteriekasten, Windleitblech
- Schweller außen und innen
- Radläufe hinten, Endspitzen
- Kofferrraumboden, Radmulde
- Ölverlust, Ölverbr., Schaftdicht.
- Thermische Probleme, Kühler
- Bremsanlage, spez. Trommelbr.
- Lenkungsspiel, Kardangelenke
Wertungen
Fazit
Wenn schon Mustang, dann auf jeden Fall mit V8. Wer die Kosten niedrig halten möchte, sollte sich auf die Volumenmodelle mit 4,7- oder 5,0-Liter-Motoren konzentrieren. Hier ist die Auswahl am größten und die Teilesituation am entspanntesten. Als Wertanlage taugen in erster Linie die Ausstattungslinien Mach 1 und Boss sowie die Shelby-GT-Versionen. Bei diesen deutlich selteneren Exemplaren ist allerdings schon die Anschaffung sehr kostspielig. Doch auch generell ist nicht davon auszugehen, dass die Pony-Cars noch einmal im Preis fallen.