Kaufberatung Fiat 1500 Cabriolet

Schlicht schön

Es fällt leicht, sich spontan für dieses zweisitzige Fiat 1500 Cabriolet zu begeistern, was in diesem Fall klar an dem eleganten Design aus der Feder von Pininfarina liegt. Unterm Blech werkelt brave Großserientechnik - und macht aus dem Wagen einen entspannten Cruiser.

Foto: Arturo Rivas 11 Bilder

Karosserie-Check

Die selbsttragende Karosserie sollte vor einem Kauf unbedingt genauestens unter die Lupe genommen werden – am besten mit einem Fachmann. Ernsthafte Rostschäden lassen sich an vielen Stellen nur mit großen Aufwand und Kosten beheben. Tragisch: Beim Fiat Cabrio nagt die braune Pest sehr häufig zuerst an den tragenden Karosserieteilen. Besonders empfindlich ist der gesamte Schwellerbereich. Unter den Außenschwellern befinden sich Versteifungsbleche, die oftmals vollkommen zerbröselt sind.

Am Übergang zum hinteren Radhaus neigt zudem die komplette Bodengruppe zur Durchrostung. Ebenso oft können sämtliche Karosserie-Falze vergammelt sein, was besonders für die Hauben gilt: Die Doppelfalze an ihren Abschlüssen sind wahre Rostnester, die sich nur sehr schwer wieder in Stand setzen lassen. In vielen Fällen hilft da nur noch ein Neuteil. Weisen die Radausschnitte Durchrostungen auf, sind umfangreichere und sehr kostspielige Schweißarbeiten fällig. Der Tipp von Werner Gotzian, Vorsitzender des Fiat- Raritäten-Club und langjähriger 1500-Cabrio-Besitzer: "Durch den Kofferraum von oben auf die Radkästen greifen." An dieser neuralgischen Stelle würde man schnell den wahren Zustand des Blechs erkennen. Rost an den Längsträgern im vorderen Wagenbereich, die die Vorderachse und den Motorblock tragen? Dann sind ebenfalls umfangreiche Schweißarbeiten fällig. Beim Blick unter den Wagen unbedingt auch die Aufnahmen der Blattfedern überprüfen, die im Lauf der Jahre gern ein weiteres Opfer des Rostfrasses geworden sind.

Technik-Check

Aus technischer Sicht gilt das Fiat-Cabriolet als überaus robust. Böse Überraschungen? Bei sachgemäßer Behandlung und entsprechender Pflege entpuppen sich das 1200er- sowie das 1500er-Triebwerk (mit Querstromkopf) als Langläufer ohne nennenswerte Schwachstellen. Im Schadensfall lassen sich diese vergleichsweise simplen Stoßstangen-Aggregate zudem vergleichsweise einfach wieder in Fahrt bringen. Eine ratternde Steuerkette nach 30.000 Kilometern? Kein Problem. In gut zwei Stunden ist eine neue Kette montiert.

Schwieriger und teurer wird es bei den (wenigen) Cabrios, die von einem technisch aufwendigeren Osca-Motor befeuert werden. Ersatzteile für die von den Maserati-Brüdern konstruierte Maschine sind inzwischen rar. Übermäßige (sportliche) Beanspruchung quittiert die Hinterradachse mit singenden Differenzialrädern. Die Kegel- Tellerrad-Kombination gilt ebenfalls als zu schwach dimensioniert und kann im Extremfall sogar blockieren. Bei hohem Tempo auf Geräusche achten. Vor dem Kauf unbedingt die Gelenke der Vorderachse sowie der Kardanwelle untersuchen. Ohne regelmäßig durchgeführten Schmierdienst (umfangreichen Schmierplan beachten) können diese rasch ausgeschlagen sein.

Preise

Trotz relativ hoher Stückzahlen ist der Bestand an guten Fahrzeugen in Deutschland recht übersichtlich. Werner Gotzian: „Viele der angebotenen Cabrios befinden sich leider in einem mäßigen Zustand.“ Die Qualität der Karosserie sollte bei einem Kauf das entscheidende Kriterium sein. „Die unterm Strich recht robuste Technik lässt sich dagegen vergleichsweise einfach und kostengünstig überholen.“ Ab 6.000 Euro findet sich ein 1500er mit TÜV. „Interessant wird es allerdings erst ab 10.000 bis 12.000 Euro“, weiß Gotzian. Wirklich gute bis sehr gute Cabriolets sind jedoch nicht unter 16.000 bis 20.000 Euro zu haben.

Bei Einführung 1963 (Fiat 1500 Cabriolet) :
9.850 Mark
Bei Produktionsende 1965 (Fiat 1500 Cabriolet) :
10.450 Mark

Ersatzteile

Aus technischer Sicht müssen sich Besitzer eines Fiat 1500 Cabriolet nur wenig Sorgen machen. Die Ersatzteilversorgung ist nahezu lückenlos, zumal nicht wenige Motorteile identisch mit denen eines Polski-Fiat sind. Einzig die ab 1965 montierten Fünfganggetriebe sind als Neuteil definitiv nicht mehr erhältlich, und selbst gebrauchte Exemplare lassen sich kaum auftreiben. Schlecht sieht es auch bei Rückleuchten, Chromteilen oder Stoßstangen aus. Falls solche Kleinodien überhaupt noch angeboten werden, dann zu Schwindel erregend hohen Preisen.

Dagegen wirken die Beträge, die beispielsweise für einen Kotflügel (rund 270 Euro) oder für ein unteres Heckblech, das oft vergammelt ist (rund 240 Euro) verlangt werden, geradezu wie Schnäppchen. Bei diesen Produkten handelt es sich in der Regel um Nachfertigungen, die in vielen Fällen erst auf Bestellung produziert werden (Wartezeiten einkalkulieren). Wer auf der Suche nach Teilen oder einem Fahrzeug ist, sollte sich unter anderem an den Fiat-Raritäten-Club wenden (Adresse siehe unten). Der Club gilt in der Szene als überaus kompetent und hilfreich.

Schwachpunkte

  1. Schweller
  2. Radläufe
  3. Bodenwannen
  4. Türen- und Haubenfalze
  5. Hilfsrahmen-Querträger
  6. Blattfeder-Aufnahme
  7. Rahmen
  8. Hinterachse
  9. Vorderachsgelenke
  10. Kardanwelle (Gelenkspiel)
  11. Verdeck
  12. Originalität

Wertungen

Alltagstauglichkeit
Ersatzteillage
Reparaturfreundlichkeit
Unterhaltskosten
Verfügbarkeit
Nachfrage

Fazit

Es fällt leicht, sich spontan für dieses zweisitzige Fiat 1500 Cabriolet zu begeistern, was in diesem Fall klar an dem eleganten Design aus der Feder von Pininfarina liegt. Unterm Blech werkelt brave Großserientechnik - und macht aus dem Wagen einen entspannten Cruiser.