Fiat Allemano Cabriolet (1953)
So teuer war schon lange kein Fiat mehr
Michelotti entwarf Ikonen wie den Triumph TR4. Für Fiat schuf er ein Cabrio auf Basis der Mittelklasse-Limousine 1100. Heraus kam ein außergewöhnlicher Viersitzer, der heute extrem selten ist.
21.08.2020 Andreas Of-AllingerDas Schneidern rassiger Karosserien selbst für Limousinen scheint zum Genpool italienischer Autohersteller zu gehören. Selbst so Profanes wie eine Mittelklasse-Limousine der 1950er mit 1,1 Litern Hubraum sieht dann eben so aus wie ein Fiat 1100. Dass die Ponton-Limousine technisch in Teilen auf den Vorkriegs-Balilla zurückgeht macht gar nichts. Das war auch bei populären Modellen anderer Hersteller aus anderen Ländern so. Genau dich meinen wir, VW Käfer.
Cabrio auf Basis eines Fiat 1100
Zur guten italienischen Karosserieschneider-Tradition gehört auch, Bestehendes für optimierbar zu halten. Von Bertone bis Zagato reicht das Angebot norditalienischer Blechkünstler. Dass die Karosserien in den Fünfziger-Jahren anfingen, sich selbst zu tragen, machte die Sache technisch schwieriger, aber nicht unmöglich. Denn bei selbsttragenden Karosserien kann eben keine komplette Karosserie ohne weiteres auf einen tragenden Rahmen gesetzt werden. Erst recht nicht, wenn aus einer Limousine ein Cabrio werden soll.
Eigenständiges Gesicht "Shark nose"
Giovanni Michelotti ließ sich davon nicht schrecken. Angeblich entwarf er bis in die 80er-Jahre 1000 Karosserien. Aber die meisten sind schwer auf ihn zurückzuführen. Seine Entwürfe eines Fiat Nuova 1100 Coupés und Cabrios für den Karosseriebauer Allemano schon. Die standen 1953 auf dem Turiner Salon. Das Cabriolet hatte eine eigenständige "shark nose" mit Haifischzähnen im Grill und einer deutlichen Sicke, die von der Front bis über die komplette Motorhaube reichte. Eine Chromleiste an jeder Seite streckte die schlanke Karosserie, mit Linien ging Michelotti sparsam um.
Eine kleine Serie von zwei Coupés und vier Cabrios wurde 1953 gebaut. Die Hälfte davon exisitiert noch. Eines der beiden überlebenden Cabrio stand im Juli bei einem Händler in der Nähe von St. Louis, USA, zum Verkauf. Nur wenige Wochen später versteigerte RM Sotheby's das Cabrio, es fand für 158.000 Dollar einen neuen Besitzer – das entspricht aktuell etwa 134.000 Euro.
So teuer wie ein Cadillac
Im Jahr 1953 war das 1100 Cabrio so teuer wie ein Cadillac 62: 4.016 Dollar kostete es neu. Das wertvolle kleine Auto blieb 50 Jahre in Familienbesitz. Nach dem Verkauf wurde es nach Angaben des Verkäufers restauriert. Bei dieser Gelegenheit wurden einige Änderungen rückgängig gemacht, die zu einen für die Straßenzulassung notwendig und zum anderen bei einer früheren Restaurierung in den 80er-Jahren gemacht worden waren. Lackiert wurde das Cabrio im originalen Farbton "Azzurro metallizzato". Der Innenraum erhielt wieder bordeauxrotes Vinyl, außerdem wurde ein neues beiges Verdeck aufgezogen, Schriftzüge ergänzt und die ursprünglichen, kleineren Rückleuchten montiert.