Ferrari 275 GTB/4 in der Kaufberatung
Folgsamer und schneller Hengst
Mit aufwendigem V12-Motor und hinreißender Karosserie zählt der Ferrari 275 GTB/4 zu den begehrtesten Supersportlern der 60er. Noch heute taugt er als Pulsbeschleuniger.
17.07.2014 Bernd WoytalKarosserie-Check
Die Karosserien der Ferrari 275 GTB/4 entstanden bei Scaglietti in Handarbeit, und das schlägt bis heute durch. Die Qualität der Karossen war nicht berauschend, was die Korrosionsbildung förderte, und nicht alles passte exakt. Leicht schräg sitzende Heckfenster oder unterschiedliche Abstände zwischen den Radläufen und den Rädern auf der linken und rechten Seite waren durchaus üblich. In Sachen Originalität dürften aus heutiger Sicht solche Fehler bei Restaurierungen eigentlich nicht mehr korrigiert werden – man sollte sie keinesfalls als Mangel sehen. Die Karosse besteht aus Stahlblech, Haubendeckel und Türblätter sind aus Alu. An diesen Teilen kann Kontaktkorrosion entstehen, und die Türrahmen selbst rosten natürlich auch. Rost kann sich auch an den seitlichen Auslegern des Stahlrahmens bilden. Erfreulich: Der Unterboden und der Fußraum sind aus rostfreiem Kunststoff. Etwa 10 bis 15 aller Ferrari 275 GTB/4 hatten übrigens eine Voll-Alu-Karosserie.
Technik-Check
Die Motoren haben eine Trockensumpfschmierung und sind prinzipiell robust – bis auf die vier Nockenwellen, die zu Verschleiß neigen. Bei den späteren Modellen ist das Korrigieren des Ventilspiels einfacher, weil es ohne den Ausbau der Nockenwellen geht. Bei den Getrieben leiden mit der Zeit die Synchronringe, am Fahrwerk die Silentbuchsen und die Stoßdämpfer. Letztere müssen wegen fehlender Neuware überholt werden.
Preise
Rund 1.300.000 Euro kostet laut classic analytics ein Ferrari 275 GTB/4 im Zustand 2. Für 800.000 Euro gibt es mäßige Exemplare.
- Bei Einführung 1966 (Ferrari 275 GTB/4) :
- 52.950 Mark
Ersatzteile
Grundsätzlich ist es schwierig, Neuteile zu bekommen. Oft sind teure Nachfertigungen der letzte Ausweg.
Schwachpunkte
- Service-Historie mangelhaft
- Rost an seitl. Rahmenauslegern
- Kontaktkorrosion
- Türrahmen korrodiert
- Standschäden
- Verschlissene Nockenwellen
- Verschlissene Synchronringe
- Verschlissene Getriebelager
- Marode Fahrwerksbuchsen
- Verschlissene Stoßdämpfer
- Nur mäßige Ersatzteilversorgung und hohes Preisniveau
Wertungen
Fazit
Mindestens zwei Dinge zeichnen diese Ferrari aus: Sie sind angenehm zu fahren – und sie eignen sich hervorragend als Wertanlage. Alle Reparaturen sind aber extrem teuer.