Ferrari 250 GTO

Erneuter Rechtsstreit wegen des teuersten Autos

Erst der Rekordpreis bei einer Auktion, dann diverse Gerichtsverfahren: In Sachen Ferrari 250 GTO kehrt keine Ruhe ein. Diesmal geht es um ein Getriebe.

Ferrari 250 GTO - Berlinetta - V12 - Klassiker - Oldtimer - V12 Foto: talacrest.com 22 Bilder

Um den Ferrari 250 GTO wird aktuell viel Wind gemacht. Das ist einerseits überraschend, schließlich handelt es sich dabei um ein altes Auto aus den frühen Sechzigerjahren. Andererseits wird kein Modell zu derart hohen Preisen gehandelt wie der Leichtbau-Renner aus Maranello. Wer mittlere achtstellige Summen für ein Auto zahlt, möchte verständlicherweise sicher sein, dass sich dieses tatsächlich – wie versprochen – im originalen Topzustand befindet. Und strengt schon mal einen Rechtsstreit an, wenn etwas vermeintlich nicht so läuft wie vereinbart. Wie jenen, der aktuell vor dem High Court in London verhandelt wird und über den „The Times“ berichtet.

Ist das Getriebe inklusive oder nicht?

Angezettelt hat das Verfahren der ehemalige Rennfahrer und heutige Oldtimer-Händler Gregor Fisken. Der Brite hat vor zwei Jahren eine mittlere achtstellige Summe für einen Ferrari 250 GTO ausgegeben. Das Auto gewann 1961 in den Händen der Rennfahrer Phil Hill und Olivier Gendebien seine Klasse beim 12-Stunden-Rennen in Sebring und wurde Zweiter im Gesamtklassement. Im Oktober 2017 kaufte Fisken den GTO bei einer Auktion für 44 Millionen Dollar (aktuell rund 39,5 Millionen Euro). Allerdings ohne Getriebe – und daran entzündet sich der Rechtsstreit.

Ferrari 250 GTO - Berlinetta - V12 - Klassiker - Oldtimer - V12 Foto: talacrest.com
Um das Getriebe eines Ferrari 250 GTO gibt es aktuell eine gerichtliche Auseinandersetzung.

Die Gangschaltung befand sich damals nämlich im Besitz eines US-Autohauses. Fisken behauptet, mit dem Verkäufer – dem US-Anwalt Bernard Carl – vereinbart zu haben, dass dieser ohne Extrakosten das Getriebe erwirbt, wiederherstellt und nach England liefert. Doch dann wollte das Autohaus das Getriebe offenbar für 25.000 Dollar (knapp 22.500 Euro) ausgelöst haben, und der Streit zwischen Fisken und Carl entzündete sich. Inzwischen geht es darum, ob Fisken das Getriebe abholen oder geliefert bekommen und wer die Versandkosten tragen soll.

Rennwagen jetzt ein Kunstwerk

Bernard Carl erzählt gar eine ganz andere Version der Geschehnisse: Ihm zufolge soll Fisken einen Kaufpreis von 44,5 Millionen Dollar für den 250 GTO zugesagt haben. Die zusätzlichen 500.000 Dollar sollten die Kosten des Anwalts für die Beschaffung des Getriebes decken und Fisken der Ferrari komplett mit seiner ursprünglichen Gangschaltung verkauft werden. Wem die britischen Richter in dieser Sache folgen, ist bisher völlig unklar. Zumal Fisken das Auto inzwischen weiterverkaufte.

Einen deutlich grundsätzlicheren Sachverhalt rund um den Ferrari 250 GTO klärte kürzlich ein Gericht in Bologna. Nach dessen Urteil ist der Rennwagen nämlich offiziell ein Kunstwerk. Wie die Richter feststellten, ist der 250 GTO wegen seiner Linien und ästhetischen Elemente einzigartig. Die künstlerische Leistung sei durch zahlreiche Preise, Auszeichnungen und Dokumente belegt. Ungewöhnlich ist das Urteil nicht: Auch für manche Klassiker von Alfa Romeo, Jaguar und Mercedes gilt ein ähnlicher Schutz vor Plagiaten.

Ferrari 250 GTO (1962) 3413GT Foto: Courtesy of The Klemantaski Collection
Rennwagen und Kunstwerk: Mit dem 250 GTO gewann Ferrari viele Titel - und jetzt auch vor Gericht.

250 GTO-Replika geplant

Anlass für das Verfahren war laut „Telegraph“ eine Klage von Ferrari gegen die Pläne einer Firma im norditalienischen Modena, Repliken des 250 GTO zu bauen. Nach dem Urteil sind Replikas und Plagiate nicht mehr legal, die Rechte für Produktion und Werbung liegen allein bei Ferrari. „Es ist das erste Mal in Italien, dass ein Auto als Kunstwerk anerkannt wird“, zitiert die Zeitung einen Ferrari-Sprecher. Nicht allein seine Schönheit mache das Auto besonders, sondern auch seine Rennhistorie, so der Sprecher weiter. Recht hat er: Mit dem GTO wurde Ferrari drei Mal hintereinander Sportwagen-Weltmeister in der Kategorie für Autos über zwei Liter Hubraum. Dazu kommen mehrere GT-Siege und zwei Triumphe bei der Tour de France Automobile 1963 und 1964.

Ein ungewöhnliches Auto ist der Ferrari 250 GTO bisher schon: Alle 36 zwischen 1962 und 1964 gebauten Exemplare haben überlebt, fast jedes hat eine Rennvergangenheit und nicht wenige einen prominenten Besitzer. Berühmtester 250-GTO-Eigner ist wahrscheinlich der Pink-Floyd-Schlagzeuger Nick Mason, der seinen Ferrari seit rund 40 Jahren fährt.

48,4 Millionen für einen Ferrari 250 GTO

Zuletzt hat RM Sotheby's im August 2018 einen Ferrari 250 GTO versteigert. Der Hammer fiel bei 48,4 Millionen Dollar. Das entsprach zum damaligen Zeitpunkt 41,5 Millionen Euro, wodurch dieses Exemplar jenes von Gregor Fisken als teuersten je bei einer Auktion verkauften Ferrari 250 GTO ablöste. Im Frühjahr 2018 soll ein 1963er Exemplar privat für 70 Millionen US-Dollar verkauft worden sein. Die bei Privatkäufen erzielten Preise sind allerdings meist Spekulationen, weil offizielle Angaben fehlen.