Nissan Heritage Collection
Wo Zama? Da Zama!
Mag sein, dass es viele JDM-Fans anders sehen, doch es gibt bei Nissan ein Leben vor dem Skyline R32 – und dessen Facetten versammeln sich in einer nüchternen Halle in einem noch nüchternen Industriegebiet. Und der VW Santana ist auch dabei.
28.10.2019 Jens DralleLand: Japan. Region: Kanto. Präfektur: Kanagawa. Stadt: Zama. Nur für den Fall, dass Sie es ganz genau wissen wollen, wenn Sie sich über die Historie Nissans informieren wollen. Denn auf dem dortigen Werksgelände des Herstellers versammelt sich die Modellhistorie in ausgewählten Exemplaren, aus jeder Baureihe ein Modell, gerne das Topmodell, aber alles landestypisch schüchtern präsentiert. Wobei, so wirklich schüchtern sind sie dann doch nicht die Japaner, zumindest nicht in den Achtziger Jahren, der Hochzeit der Autoindustrie, das Jahrzehnt in dem sich der Glaube an Technik bis zur Unerschütterlichkeit festigte. Und dann steht auch schon mal „Turbo with Intercooler RS-X FJ20ET 4Cylinder DOHC 4Valves/Cylinder“ auf der Flanke des 83er Gazelle Coupé. Immerhin: 190 PS stark. Und auf einer Silivia prangt der Turbo-Schriftzug auf der Frontspoilerlippe, spiegelverkehrt.
Hier stehen Micras und Skyline dicht an dicht
Die Fahrzeuge stehen dicht gedrängt, kein blingbling, keine Show, keine Einordnung in einen historischen Kontext. Nur Autos. Von 1933 an, als der älteste existierende Fahrzeughersteller des Landes noch Datsun hieß. Zwei Jahre zuvor taufte die DAT Motorcar Company ein Modell Datson, also Sohn des DAT, was aber in Datsun, der Sonne wegen, weil sie auch die Nationalflagge ziert, umbenannt.
Und ja, sie haben hier wirklich alles versammelt, jede Generation des Kompaktwagens Sunny, der Mittelklasse-Limousine Bluebird und des Kleinwagens Micra, die der Marke bei uns zum Aufschwung verhalfen. Klingt banal? Vielleicht. Nehmen wir solche Modelle vielleicht als Ruhepole in der Sammlung. Als Ruhepole zwischen den wilden Skyline (tauchte als GT-R erstmals 1972 auf), den hübschen, ganz klar an britische Roadster-Vorbilder angelehnte Sports-Modelle, die prächtigen Z-Coupés sowieso, über Eigenheiten des japanischen Marktes wie Pao, Be-1, Figaro und S-Cargo bis hin zur kompletten Motorsport-Historie, zu deren frühen Höhepunkten ein Gesamtsieg bei der East African Safari Rallye 1973 zählte. Der 240Z steht exakt so demoliert in der Halle, wie er damals die Tortur beendete.
Spektakuläres Einzelstück: Ein Micra aufgebaut nach dem Silhouette-Reglement mit einem 1,5-Liter-Motor, der 160 PS leistet – bei 8000/min. Gewicht des Kampfzwerges: 680 Kilogramm. Weniger spektakulär, aber kommerziell erfolgreich: Der Terrano von 1987, einer der ersten SUV überhaupt sowie der erste Prairie, der mit Schiebetür und ohne B-Säule zu den Gründern des Van-Segments zählt. Vom MID4-II gingen immerhin Teile in Serie, wenngleich die 1987 vorgestellten Sportwagen-Studie mit seinem schlichten Design sicher die internationale Szene hätte aufmischen können. Der V6-Turbomotor sowie die Allradlenkung und der Allradantrieb fanden sich später in den Skyline-Modellen wieder.
Und schließlich, neben dem silbernen MID4-II, ein VW Santana
Und gleich neben dem silbernen Flachmann steht: Ein VW Santana. Nun, ein Prospekt davon, eingerahmt auf einer Staffelei, aufgeschlagen die Doppelseite mit der Ausstattungsvariante „Autobahn“. Die Japaner bauten die hierzulande maximal unpopuläre Stufenheck-Limousine zwischen 1984 und 1990 in Lizenz. So richtig zündete der VW aber auch in Japan nicht, der nicht ganz unähnlich designte, in der Topvariante sogar mit Turbomotor ausgestattete Bluebird aus dieser Epoche ging deutlich besser. Er steht als 4Door Hardtop Coupé Turbo SSS-X 50th Anniversary Edition in der Ausstellung. Land: Japan. Region: Kanto. Präfektur: Kanagawa. Stadt: Zama. Nur für den Fall der Fälle.