Eifel Classic 2011
56 Jahre alt, voll alltagstauglich
"Mein Opa hätte mir rechts und links eine um die Ohren gehauen“, sagt Christoph Quartier - und lacht. Warum, lesen Sie hier.
Der Wagen, in dem Christoph und Corinna Quartier unterwegs sind, hat eine besondere Geschichte. "Das Auto ist praktisch aus erster Hand", erklärt der Offenbacher, "mein Großvater hat ihn 1955 neu gekauft - für 19.800 Mark. Dafür hätte man damals auch ein hübsches Reihenhaus bekommen, aber er wollte diesen Wagen unbedingt haben. So hat er sich damals zwar finanziell etwas übernommen, aber immerhin hatte er seinen Traumwagen. Wenn er aber sehen würde, wie ich seinen Mercedes hier bei der Eifel Classic bewege, hätte mir mein Opa rechts und links eine um die Ohren gehauen. So geht man doch nicht mit solch einem Wagen um. Und der musste das wissen, schließlich hat er mir immer davon erzählt, wie er direkt auf der Autobahn Picknick gemacht hatte. Da kamen in einer Stunde ja auch nur drei Autos vorbei."
Jahrhundertwetter in der Eifel
Die beiden genießen es, das Mercedes-Benz 220 a Cabriolet hier bei der Eifel Classic ordentlich die Sporen geben zu können, auch wenn es Fahrer und Beifahrerin fordert: "Heute war es schon anstrengend und schwierig. Ich brauche oft den zweiten Gang und muss dann in der Lenkradschaltung rühren. Wir fuhren oft schnell, und die Steigung war ab und an zu stark - dann lief der Ansaugschnorchel im Tank trocken und der Vergaser spotzte."
Insgesamt sind die Quartiers nach den drei Tagen Belastungsprobe mit ihrem Auto zufrieden. "Eins haben wir hier bei der Eifel Classic gemerkt: Unser Mercedes 220 A Cabriolet ist voll alltagstauglich. Die 90 PS reichen auch bei dem hohen Gewicht aus, um flott voranzukommen. Und das mit dem Ölverbrauch von einem halben Liter auf 700 Kilometer geht auch in Ordnung", freut sich Christoph Quartier. Auf die persönlichen Highlights angesprochen, sagen die beiden Quartiers: "Die Eifel Classic hat uns einen Riesen-Spaß gemacht, die drei Tage waren einfach perfekt. So ein Wetter kriegen wir wahrscheinlich in 100 Jahren nicht mehr. Die Route war super und alle Teilnehmer gut gelaunt. Einfach eine schöne runde Sache."
Seltenes Exemplar des 220 a Cabrio
Das 1955er Modell von den Quartiers ist übrigens ein besonders seltenes mit gebogener Frontscheibe, von dem nur rund 1.500 Exemplare gebaut wurden. Bis ihr Cabrio allerdings in diesem schönen Zustand glänzte vergingen Jahre. "Die erste Werkstatt, die ihn aufbauen sollte, hat richtig gepfuscht, bei der zweiten haben wir viel Geld gelassen und hatten dennoch viel Ärger", erzählt Quartier. Seit 1995 rollt das seltene Cabrio wieder. Seitdem kamen rund 17.000 Kilometer Laufleistung hinzu. "Heute dürfte er so um die 200.000 Kilometer auf der Uhr haben."Von den Problemen der Restaurierung sieht man heute nichts mehr, der Mercedes steht in wunderbarem Zustand da - und darf auch etwas Patina tragen.
Für Ehepaar Quartier ist die Eifel Classic die dritte Oldtimerrallye. Sie gehören also noch nicht zu den Profis, haben aber schon etwas Erfahrung gesammelt. "Mit dem Roadbook lesen klappt es schon ganz gut, nur vor der dreifachen WP habe ich etwas Bammel", sagt Corinna Quartier vor dem Start der Eifel Classic. Nach drei Fahrtagen klingen die beiden schon deutlich selbstbewusster: "Heute lief es schon viel besser. Einmal, weil ich gestern den Luftdruck der Reifen um 0,6 bar erhöht habe - da liegt der alte Wagen fast wie das berühmte Brett auf der Straße. Und außerdem haben wir heute keine WP völlig vergeigt."
Für alle Rallye-Neulinge hat Christoph Quartier einen Ratschlag: "Man darf einfach nicht vergessen, Spaß zu haben - und ein Ehepaar darf sich bei einer Rallye nie streiten." Die Quartiers machen es bei der Eifel Classic vor: stets gut gelaunt und für ein Späßchen aufgelegt - und erfolgreich. Sie belegen in der Gesamtwertung den 43. Rang, in ihrer Klasse werden sie 11. und in der Sanduhrklassenwertung landen sie auf dem 16. Platz.
Die Ergebnisse der Eifel Classic 2011 gibt es hier als PDF-Download.