Eifel Classic 2010 - Nürburgring-Etappe

Verregnete Premiere im Quattro

Zum ersten Mal bei einer Oldtimer-Rallye: auto motor und sport-Redakteur René Olma über Wertungsprüfungen, Chinesenzeichen und störrische Stoppuhren.

Eifel Classic 2010 - René Olma Foto: Reinhard Schmid 62 Bilder

Neblig mit Nieselregen: Die Eifel zeigt sich von ihrer unschönen Seite. Dem Betrieb im alten Fahrerlager am Nürburgring tut dies keinen Abbruch: 172 Old- und Youngtimer werden von ihren Teams fertig zum Start gemacht. Zum ersten Mal werde ich heute ein Teil der Veranstaltung sein, an Bord eines Audi 80 GTE Quattro B2.

Im Prinzip eigentlich ganz einfach

Zum Glück sitzt während der kommenden drei Tage mit Thomas Stebich ein routinierter Klassik-Rallye-Teilnehmer mit im Youngtimer. Dank der Theorie-Lektion von Christian Geistdörfer am Vortag sind Roadbook und Bordkarten keine rätselhaften Begriffe mehr. Die Chinesen-Zeichen, also jene Symbole, die anzeigen, wohin die Reise geht, sind eigentlich simpel zu interpretieren. Auch der Aufbau der Wertungsprüfungen leuchtet mir ein. Nur, ob das Timing dann wirklich hinhaut, bereitet vor dem Start leichtes Kopfzerbrechen. Thomas Stebich beruhigt: "Es geht um nichts, es soll Spaß machen." Schon klar. Doch als letzter soll der Youngtimer dann auch nicht auf dem Resultat stehen.

Zwei Stunden vor dem Start steht noch mal Üben an: Als Copilot besteht in den Wertungsprüfungen die Aufgabe darin, zum richtigen Zeitpunkt die Stoppuhren zu aktivieren und dem Fahrer die Zeit anzusagen. Klappt das Zusammenspiel, rollt der Quattro genau nach Vorgabe aus dem Roadbook über den Auslöseschauch oder durch die Lichtschranke. Am Ende kommt es auf Hundertstel an. Damit die Sache nicht zu einfach wird, sind die Prüfungen in mehrere Segmente unterteilt: Mal reihen sich die einzelnen Abschnitte aneinander, mal sind sie verschachtelt. Es kommt dann darauf an, zum richtigen Zeitpunkt eine der drei auf dem Klemmbrett montierten Stoppuhren zum richtigen Zeitpunkt zu starten. Im Prinzip eigentlich ganz einfach. Eh' man sich versieht, rollt der Audi auch schon auf die Startrampe, die Flagge fällt - und es geht los. Schon nach rund 500 Metern die erste Panne: Unsere Startnummer auf der Motorhaube macht sich selbstständig und fliegt davon. Was soll’s, ändern lässt sich daran nichts.

Wir folgen den Anweisungen des Roadbooks. Über enge Landstraßen rollen wir der ersten Wertungsprüfung entgegen. Ein wenig Zeit zum Sammeln bleibt zum Glück, bevor es los geht. Die Digitaluhren laufen rückwärts, los geht’s. Stebich beschleunigt auf den ersten Metern kräftig und reduziert das Tempo kurz vor dem Auslöser auf Schritttempo. "Drei, Zwo, Eins, Null", wir sind durch. Wie exakt das Timing geklappt hat, werden wir erst am Abend erfahren.

Mit Braincaps auf die Nordschleife

Der Trip geht geht weiter durch die unter einem grauen Schleier liegende Eifel. Die Zuversicht steigt. Nur bei langen Streckenabschnitten sollte man konzentriert bleiben. Schnell kommt man ins Gespräch und merkt erst kurz vor dem nächsten Wegpunkt, dass man abbiegen muss. Doch alles halb so wild. Höhepunkt des ersten Tages wird der Trip über die Nordschleife. Laut Reglement gilt hier Helmpflicht. Mit verchromten "Braincaps" genügen wir der formellen Anforderung. Die Halbschalen lassen uns jedoch ziemlich bescheuert aussehen. Doch damit sind wir nicht allen.

In der grünen Hölle gilt es zwei Runden in der gleichen, vom Veranstalter vorgegebenen Zeit zu absolvieren. Und, ganz wichtig: Dabei im Durchschnitt nicht schneller als Tempo 90 fahren. Das wird durch eine verdeckte Kontrolle auf der Strecke überwacht. Angesichts der nassen Piste hat aber auch kaum ein Teilnehmer Lust, wirklich im Renntempo über die Nordschleife zu jagen. Danach noch eine letzte Wertungsprüfung im auto motor und sport-Fahrsicherheitszentrum. Der Abschluss des Tages sieht leicht aus, doch plötzlich zeigt uns ein grünes Schild den Beginn einer geheimen Wertungsprüfung an. Beim Versuch, die dritte Stoppuhr zu aktivieren, greife ich daneben, Stebich muss somit ohne meine Hilfe 15 Sekunden abschätzen. Ärgerlich, denn bis dahin lief es fast reibungslos. Na ja, das schlechteste Ergebnis wird am Ende gestrichen. Hoffen wir, dass es die nächsten Tage besser läuft.