Silvretta E-Auto Rallye Montafon 2015
Mit Silvretta-Strom durchs Montafon
Bei der Silvretta E-Auto Rallye Montafon fahren über 20 E-Autos und Hybride von Daimler, Smart, BMW, Porsche, Citroën und Renault mit. Wir waren am Start und bei der Mittagspause in Silbertal dabei.
04.07.2015 Michael RassingerBereits zum sechsten Mal wird in diesem Jahr die Silvretta E-Auto Rallye Montafon ausgetragen, die Rallye für elektrisch angetriebene und Hybrid-Fahrzeuge. Die Teilnehmer erwartet eine überwältigende Gebirgslandschaft, wo leise Elektrofahrzeuge einfach in ihrem Element sind. Auf strapaziösen 380 km dürfen die drehmomentstarken Stromer zeigen, was sie und ihre Besatzungen drauf haben. Der erste Tag brachte gleich Höhenmeter satt mit zwei Überquerungen der Bieler Höhe, die E-Autos mischten sich dabei beim Start unter die Oldtimer.
Effizienzwertung der E-Autos am Freitag
Am Freitag stand die Effizienzwertung an, bei der die sparsamsten E-Fahrzeuge prämiert werden. Die E-Autos fuhren dazu ihre eigene, kürzere Etappe. Mehrere Knüller sind geboten: Die Steilauf- und Abfahrt zur Alpe Ganifer wurde am zweiten Tag extra nur für die E-Rallye geöffnet. Dazu gab es zweimal Gymkhana an der Valiserabahn, spektakulär für Fahrer wie Zuschauer: Die E-Autos mussten dafür einen Parcours abfahren, Pylonen und Hindernissen ausweichen, und dies alles im Vorwärts- und Rückwärtsgang. Am Samstag folgt, dann wieder gemeinsam mit den Klassikern, die längste Tagestour über Faschina- (dort Mittagspause) und Furkajoch. Auch sehenswert: Die Zeitkontrolle in Rankweil auf dem Marktplatz und die abschließende Doppelprüfung E-Auto gegen Klassiker in Vandans.
Wir waren beim Start der E-Autos am zweiten Tag sowie der Mittagspause in Silbertal vor Ort. Dabei schauten wir uns den Porsche 918 Spyder genauer an und sprachen mit den Fahrern.
Strom aus dem Montafon
Die illwerke vkw wurden im Jahr 2008 Sieger einer bundesweiten Ausschreibung des Klima- und Energiefonds der Österreichischen Bundesregierung. Vorarlberg wurde damit zu einer Modellregion für Elektromobilität. Unter der Bezeichnung VLOTTE (Vorarlberg + Flotte) entwickelte das Land Vorarlberg ein Mobilitätsprojekt, das international Anerkennung und Vorbildwirkung erreicht hat. Die mehr als 350 E-Autos, darunter BMW i3, Citroën C-Zero, Mitsubishi i-MiEV, Renault Zoe, VW e-up und e-Golf, machen im "Ländle" besonders viel Sinn, da sich der Strombedarf aus regenerierbarer Energie wie der Wasserkraft vollständig decken lässt. Zum derzeitigen Zeitpunkt hat die VLOTTE über 14 Millionen Kilometer zurückgelegt und mehr als 2.000 Tonnen CO2 eingespart.
Effizienzwertung stellt besondere Herausforderungen
Einer der Höhepunkte der Silvretta E-Auto Rallye Montafon ist die Effizienzwertung. Hier müssen die E-Autos oder Hybrid-Fahrzeuge ihre Sparsamkeit beweisen. Keine leichte Aufgabe unter den erschwerten Bedingungen einer Alpenetappe, wie auch Alexander Bloch, Chefreporter Technik von auto motor und sport und Entwickler der Effizienzwertung, bereits bei der Silvretta E-Auto Rallye 2013 herausstellte: "Diese Prüfungssituation ist das Nonplusultra für die E-Autos. Eine extrem anspruchsvolle Strecke mit steilen Serpentinenstraßen und mehreren 1.000 Höhenmetern, dazu ein hoher Rekuperationsanteil. Hier müssen die Batterien, Wechselrichter und Spannungsregler der E-Autos zeigen, was in ihnen steckt." An dieser Aussage hat sich nichts geändert, die Ladedeckel der E-Autos werden vor Beginn der zweiten Etappe mit Aufklebern versiegelt, um Unterschleif zu verhindern. Der Strom für die Fahrzeuge wird vollständig aus Wasserkraft der illwerke vkw gewonnen, die Autos fahren damit absolut emissionsfrei.
Porsche 918 Spyder auf Alpenrallye
Bei der Silvretta E-Auto Rallye Montafon sind auto motor sport-Redakteur Gerd Stegmaier und Porsche-Mitarbeiter Sebastian Rüger im 918 Sypder unterwegs. Das Auto sei als Supersportler trotzdem für die Silvretta E-Auto hervorragend geeignet, verriet Rüger: "Eigentlich ist der 918 Spyder für eine Hochalpenrallye wie geschaffen, weil wir mit dem E-Antrieb gut unterstützen können und das Auto sehr leicht ist. Ein Supersportwagen muss eben kein überflüssiges Gewicht den Berg hinauf schleppen."
Eine Herausforderung mit dem 918 Spyder ist für den Fahrer zweifellos das Handling, denn ein solcher Supersportwagen verlockt gerade dazu, ihn auszufahren. Trotz vieler Höhenmeter abwärts trägt das Fahrverhalten dazu bei, wie die Verbrauchsbilanz am Ende aussieht, sagt Sebastian Rüger: "Zum großen Teil wird die beim Bergfahren verwendete Energie beim Abwärtsfahren zurückgewonnen, wobei es auf das Fahrverhalten ankommt. Wer dynamisch nach oben fährt und diese Dynamik auch bei der Talfahrt nicht missen möchte, kann nicht mit einer optimalen Rekuperation rechnen."
Vorausschauendes Fahren für höchste Effizienz
Wer täglich mit dem Auto zur Arbeit fährt, kennt die Strecke wahrscheinlich im Schlaf. Damit wird es auch möglich, sehr sparsam unterwegs zu sein, denn man weiß um die Engstellen der Route und kann lange Streckenabschnitte effizient ausfahren. Die Route der Silvretta E-Auto ist aber trotz Roadbook keine vertraute Strecke für die Teams, weiß Rüger: "Wenn man die Strecke nicht genau kennt, ist es mit dem vorausschauenden Fahren nicht so einfach. Effizientes Fahren bedeutet gleichmäßiges Fahren, was durch eine unbekannte Strecke, Ampeln und viele Zuschauer an der Straße nicht einfacher wird." Jede Bremsung kostet Energie, denn das Fahrzeug muss danach wieder auf Reisegeschwindigkeit beschleunigt werden.
Ein Supersportler wie der Porsche 918 Spyder hat aber noch andere Vorteile, die bei der Silvretta E-Auto zum Tragen kommen, erzählt Sebastian Rüger: "Das Auto wurde für eine hohe Querdynamik gebaut und kann damit flotter als andere Fahrzeuge durch die Kurven fahren. Wenn allerdings andere Autos vor Ihnen sind, können Sie das höchst effiziente "Segeln" bergab durch Bremsvorgänge nicht einhalten. Wir haben dennoch die Erwartung, dass der 918 Spyder eines der sparsamsten Autos im Feld ist."
Am letzten Tag der Silvretta E-Auto findet in Vandans eine Doppel-Wertungsprüfung zusammen mit den Klassikern statt.