Dodge Charger R/T und Plymouth Road Runner
Muskelmänner im Angebot
Muscle Cars erfreuen sich in Deutschland wachsender Beliebtheit, was die Preise entsprechend in die Höhe treibt. Angesichts des starken Euro überlegt sich mancher, einen Charger oder Road Runner direkt in den USA zu kaufen. Doch das Risiko dabei ist hoch, und oft werden die Folgekosten unterschätzt.
05.10.2011 Bernd WoytalKarosserie-Check
Plymouth Road Runner und Dodge Charger zählen zur Gruppe der Mopars. Beide basieren auf dem so genannten B-Body – auf Grund dieser technischen Verwandtschaft macht es Sinn, diese Modelle in einer gemeinsamen Kaufberatung zu besprechen. Eng verwandt mit dem Plymouth sind ferner die Typen Satellite, Belvedere und natürlich der GTX, der ebenfalls zur Kategorie der Muscle Cars zählt. Wie gut das ins Auge gefasste Exemplar erhalten ist, hängt davon ab, wo es gelaufen ist. Aber selbst Autos aus trockenen und heißen Klimazonen der USA sind nie perfekt, weil bei denen dann "in der Regel die Innenausstattung hinüber ist", sagt Oliver Zinn vom Mopar-Shop in Olfen.
Am häufigsten sind Roststellen um die unteren Ecken der Front und Heckscheibe zu finden. Die Reparatur ist aufwendig, weil dazu die Scheibe ausgebaut werden muss. Oft führen diese Rostlöcher zu Folgeschäden, weil das dort eindringende Wasser die Innenausstattung, den Dachhimmel oder das Blech im Innenraum angreift. Ebenfalls typisch sind Korrosionsschäden im Kofferraum, speziell in den seitlichen Taschen hält sich dort die Feuchtigkeit, und der Rost nagt dann auch am Seitenteil.
Einen prüfenden Blick verdienen ferner der Ansatz der hinteren Dachsäule sowie die Schweller. Wegen verstopfter Wasserabläufe kommt es auch zu Durchrostungen im vorderen Lüfterkasten unterhalb des Windlaufs sowie der Türböden. Bei schlechten Exemplaren sind Radläufe und Kotfl ügelstehbleche marode. "Auf einer Hebebühne sollte man auch den Rahmen nach Unfallschäden absuchen", empfiehlt Zinn.
Technik-Check
Die V-Motoren weisen keine gravierenden Schwachpunkte auf. Eine lockere Steuerkette ist einfach verschleißbedingt oder aber die Folge einer vernachlässigten Wartung, was oft bei Exemplaren aus den USA zu beobachten ist. Manchmal leiden die Motoren aus in heißen Gebieten der USA gefahrenen Wagen unter Korrosion, weil sie mit Kühlwasser ohne Frostschutz betrieben wurden. Größerem Verschleiß unterliegen meist die links abgebildeten Hemi-Motoren, denn sie bildeten die Leistungsspitze und wurden entsprechend gefordert.
Gelegentlich kommt es auch zu Schäden, wenn die Big-Block-Motoren auf deutschen Autobahnen zu sehr beansprucht werden und dadurch überhitzen. Verschleiß im Automatikgetriebe liegt vor, "wenn die Maschine beim Schalten unter Volllast vom zweiten in den dritten Gang hochdreht", erklärt Zinn. Auch Buchsen und Gelenke der Radaufhängung können verschlissen sein. Bei Exemplaren mit Servo sind oft die Lenkungsteile ausgeschlagen, weil viel im Stand gelenkt wird, was die Bauteile hoch belastet.
Preise
Zwar legt ein großer Teil der deutschen Muscle-Car-Szene noch keinen so großen Wert auf absolute Originalität, dennoch ist darauf zu achten, ob der richtige Motor eingebaut ist. Oft ist es ratsam, einen Experten zu befragen. Da beispielsweise ein R/T deutlich höher gehandelt wird als ein normaler Charger, kursieren etliche so genannte Clones – also zum R/T aufgerüstete Basis-Versionen.
Die Echtheit kann mit Hilfe des VIN-Codes aufgeklärt werden, sofern der nicht auch gefälscht ist. Auf diversen Internetseiten finden sich Hinweise oder Vin-Decoder (z. B. unter www.stockmopar.com/mopar-vin-decoder.php). In US-Preistabellen wird der Charger R/T meist etwas höher bewertet als der Road Runner.
Sehr gute Exemplare kosten um 60.000 Dollar, Road Runner sind etwa 10.000 Dollar günstiger. Da noch Transport- und Umrüstkosten sowie Zollgebühren und die Einfuhrumsatzsteuer hinzukommen, lohnt es sich eventuell doch, trotz des derzeit starken Euro über einen Kauf in Europa nachzudenken. Wer 30.000 oder 40.000 Euro anlegt, sollte auch in unseren Breitengraden ein brauchbares, wenn auch kein Top-Exemplar finden.
- Bei Einführung 1968 (Dodge Charger R/T) :
- 3.506 US-Dollar
- Bei Produktionsende 1968 (Plymouth Road Runner ) :
- 2.896 US-Dollar
Ersatzteile
Die Ersatzteillage für Mopars ist recht entspannt. Fast alles lässt sich irgendwie beschaffen, selbst Teile der Innenausstattung. Da viele Modelle eng miteinander verwandt sind, ist das Angebot an Technikteilen sehr umfangreich. Allerdings ist die Qualität nicht immer zufriedenstellend. Hier sind Erfahrungen anderer Mopar-Besitzer oder Mopar-Spezialisten hilfreich. Nachgefertigte Blechteile besitzen oft nicht die gewünschte Passform. Manchmal kann es daher klüger sein, nach einem Gebrauchtteil Ausschau zu halten. Die Preise, speziell für Verschleißteile, liegen in einem erfreulich günstigen Rahmen.
Schwachpunkte
- Blech an den Scheibenecken
- Nischen im Gepäckraum
- Ansatz am Dachholm
- Schweller
- Türen unten
- Lüfterkasten
- Motor ohne Frostschutz
- Schäden durch Überhitzung
- Getriebeverschleiß
- Verschleiß Radaufhängung
Wertungen
Fazit
Muscle Cars erfreuen sich in Deutschland wachsender Beliebtheit, was die Preise entsprechend in die Höhe treibt. Angesichts des starken Euro überlegt sich mancher, einen Charger oder Road Runner direkt in den USA zu kaufen. Doch das Risiko dabei ist hoch, und oft werden die Folgekosten unterschätzt.