Dodge Charger Daytona Rennwagen zu verkaufen
322 km/h auf einem Rundkurs - im Jahr 1970
Dieser Dodge Charger Daytona Rennwagen fuhr einen Geschwindigkeits-Rekord und schrieb in mehrfacher Hinsicht Geschichte. Jetzt ist er verkauft – für einen hohen Preis.
26.04.2021 Gregor HebermehlDer jetzt bei Mecum Auctions zum Verkauf stehende Dodge Charger Daytona Rennwagen war das erste Auto, das auf einem Rundkurs schneller als 200 mph fuhr – umgerechnet sind das 322 km/h. Werksfahrer Buddy Baker fuhr den Rekord am 24. März 1970 auf dem damals frisch eröffneten Alabama International Motor Speedway (AIMS) in Talladega. Seine offiziell gemessene Geschwindigkeit betrug exakt 200,447 mph (322,587 km/h). Bereits im Juli 1969 war der Charger Daytona auf dem Chelsea Proving Grounds im US-Bundesstaat Michigan 205 mph (330 km/h) schnell – allerdings auf gerader Strecke. Das Auto trägt als Chrysler-Testfahrzeug die Seriennummer DC-93 – er diente der Entwicklung des serienmäßigen Charger Daytona und hat viele technische Besonderheiten an Bord.
Das blaue Auto als Aero-Testwagen
Die Montage des als Aero-Testwagen gedachten Charger Daytona fand auf Basis eines Charger 500 in der auf Rennwagen spezialisierten Werkstatt Woodward Garage statt. Die Tester bezeichneten den Daytona in ihren Dokumenten als "blaues Auto". Das auffälligste Bauteil des Fahrzeugs ist der monströse Heckflügel, wobei noch viele weitere technische Feinheiten die Aerodynamik des Renn-Chargers verbesserten. So entwickelten die Ingenieure Lamellen, um die Kühlluft besser zum Kühler zu leiten, unter der Fahrzeugnase zieht sich ein Luftleit-Element über die gesamte Fahrzeugbreite, um die Verwirbelungen an den Vorderrädern zu mindern – außerdem ist der Vorderwagen abgesenkt und mit einem Unterboden verkleidet. Auch die Hinterräder haben eine aerodynamische Verkleidung bekommen. Die Luftansaugung erfolgt durch Öffnungen am Fuß der Frontscheibe. Viele dieser Entwicklungen setzte Chrysler später in angepasster Form in seinen Serienmodellen ein. Der Luftwiderstandsbeiwert (cW) des Charger-Daytona-Testwagens beträgt 0,29 – für diese Zeit ein sehr guter Wert, wie sich hier nachlesen lässt.
Viele technische Innovationen
Eine weitere technische Innovation ist unter anderem die Trockensumpf-Schmierung, die Chrysler beim diesem Charger Daytona erstmals eingesetzt hat. Andere Hersteller waren in Sachen Trockensumpf-Schmierung allerdings deutlich früher dran – so nutzte Mercedes die Technik beispielsweise beim seit 1954 gebauten Mercedes 300 SL.
Das gesamte Fahrgestell versteifte Chrysler durch Streben, die bis in den Motorraum führten und die Auslegung des Lenkgetriebes erfolgte nach den Erfordernissen für hohe Geschwindigkeiten. Dort, wo sonst der Beifahrersitz montiert ist, befanden sich während der Tests die Datenaufzeichnungs-Geräte – beim verkauften Auto ist der Platz leer. Im ausgeräumten Fond ist auf der Fahrerseite ein Gebläse zu sehen – dieses war Teil des Hinterachs-Kühlsystems.
Der 583 PS starke und mit einem Holley-Dominator-Vergaser ausgerüstete 7,0-Liter-Motor ist noch genauso original wie die manuelle Viergang-Schaltung.
Vom Charger 500 zum Charger Daytona
Rennfahrer Paul Goldsmith fuhr das Auto 1969 bei den Daytona 500 – damals war es noch ein Dodge Charger 500. Zum Entwicklungsfahrzeug für den Charger Daytona umgebaut, fuhr Charlie Glotzbach mit dem optisch aufsehenerregenden Renner im September 1969 beim Talladega 500 auf die Pole-Position. Dabei schaffte er mit einer Höchstgeschwindigkeit von 199,446 mph (320,976 km/h) bereits einen Weltrekord für Rundkurse. Nicht umsonst nutzte Buddy Baker ein halbes Jahr später genau denselben Kurs, um die 200-mph-Mauer zu durchbrechen.
Zu den weiteren Fahrern des Entwicklungsautos gehörten Bobby Allison, Dan Gurney, Bobby Isaac und James Hylton. Am längste nutzte Don White das Fahrzeug: Bis zur Mitte der 1970er-Jahre setzte er es im USAC (United States Auto Club) Stock Car-Wettbewerb ein. 1998 kaufte Chrysler-Fan Greg Kwiatkowski den Entwicklungswagen direkt von Don White.
Jahrelange Restauration
Kwiatkowski ließ das Auto mehrere Jahre lang sorgfältig vom auf Rennwagen- und NASCAR-Fahrzeuge spezialisierten ehemaligen NASCAR-Teamchef Ray Evernham in dessen Unternehmen Big Iron Garage restaurieren. Chrysler-Renn-Ingenieur George M. Wallace hat am 7. April 2001 die Echtheit des Dodge-Charger-Daytona-Prototyps zertifiziert.
Selten und deshalb teuer
Der Dodge Charger Daytona ging noch 1969 in Serie – und die Produktion endete bereits im selben Jahr. Aus diesem Grunde ist der Charger Daytona der ersten Generation mit nur 543 gebauten Exemplaren ein sehr seltenes Muscle-Car, das bei Auktionen bereits Preise von über 900.000 Dollar (aktuell umgerechnet zirka 749.095 Euro) erzielt hat. Die Design-Nachfolge des Charger Daytona trat 1970 der auf dem Road Runner basierende Plymouth Superbird an, der bei der Dodge-Schwestermarke ebenfalls nur ein Jahr lang vom Band lief. Von ihm entstanden zwar 1.920 Exemplare, aber er war den meisten Kunden zu Beginn der 1970er-Jahre optisch zu extrovertiert – und verkaufte sich schlecht. Heute kosten gut erhaltene Superbirds oft über 300.000 Dollar (249.751 Euro) – einige Exemplare sind aber auch schon für eine Millionen Dollar (832.505 Euro) weggegangen.
Dieser Dodge Charger Daytona Rennwagen hat einen Preis in Höhe von 650.000 Dollar erzielt (aktuell umgerechnet zirka 616.395 Euro).