Von Audi Quattro bis VW Käfer
Diese 12 Oldtimer sollten Sie gefahren haben
Es gibt Autos, die fahren wie kein anderes. Eine Ente zum Beispiel, oder ein Porsche 911. Wir nennen zwölf Oldtimer, die Sie fahren sollten.
07.12.2024 Alf Cremers, Daniel Endreß, Peter Michaely, Andreas Of-Allinger, Martin Puthz, Michael SchröderHaben Sie auch eine Bucket-List? Also eine Liste von Dingen, die Sie unbedingt einmal im Leben machen möchten. Vielleicht haben Sie sogar eine Bucket-List mit Autos, die Sie unbedingt mal fahren möchten. Die Redaktion hat so etwas natürlich auch; einige Redakteure haben ihre Tipps aufgeschrieben, warum es sich lohnt, ein bestimmtes Auto zu fahren. Wenn Sie dieses Auto dann unbedingt besitzen möchten, sagen wir, worauf Sie beim Kauf achten müssen und mit welchen Preisen zu rechnen ist.
12 Tipps von der Ente bis zum Jaguar
Natürlich ist die Auswahl rein subjektiv; allein die Beschränkung auf ein Dutzend Autos ist nicht eben einfach. Deshalb fehlen manche wichtige Marken. Wichtig war, unterschiedliche Segmente und Temperamente zu bedienen – vom Zweizylinder bis zur Luxuslimousine. Die gute Nachricht: Keines der Autos kostet sechsstellig und alle sind dank großen Angebots oder rühriger Liebhaber-Szene gut zu finden und nicht allzu kompliziert im Unterhalt.
Audi Quattro: Ferrys Fehleinschätzung
Dieses Auto sollten Sie mal gefahren haben, weil es alle Skeptiker eines Besseren belehrt hat. Die Debatte über Allradantrieb in Straßenautos komme ihm vor, "als diskutiere man darüber, ob man Eisschränke an Eskimos verkaufen sollte", fand Ferry Porsche. Neffe Ferdinand Piëch wagte es trotzdem und landete als Audi-Technikchef damit den Coup des Jahrhunderts. Das schroff gestylte Coupé mit der Super-Traktion revolutionierte den Rallyesport und brachte die Ingolstädter auf dem Weg zur Premium-Marke entscheidend voran. Turbo-Dampf und Fünfzylinder-Grollen machen süchtig!
Wenn Sie ein solches Auto kaufen möchten, müssen Sie auf Folgendes achten: Der Quattro ist kein aufgemotzter Audi 80, sondern ein anspruchsvoller Technik-Hochkaräter. Motor und Kühlsystem nehmen Wartungsstau übel, Rost ist erst bei den vollverzinkten 20-Ventilern (ab 1989) kein Thema mehr. In der Teileversorgung klaffen große Lücken.
Die Preise: Der Hype um Audis Allrad-Ikone begann schon vor zehn Jahren. Aktuell stabilisieren sich die Preise für gute Autos bei mindestens 70.000 Euro.
BMW M5: Der M1 für die ganze Familie
Dieses Auto sollten Sie mal gefahren haben, weil ein gut motorisierter BMW-Sechszylinder der überaus qualitätsvollen 5er-Baureihe E28 ein großer Genuss ist. Das fängt schon beim 525i mit 150 PS an und gipfelt im optisch, anders als der verspoilerte M535i, seriös auftretenden BMW M5. Alle drei besitzen den gleichen brillanten Basismotor vom Typ M30, der allerdings beim smarten "Quattroporte" M5 den DOHC-Zylinderkopf des M1 mit 24 Ventilen trägt. Bosch Motronic statt Kugelfischer-Einspritzung sorgt für neun PS mehr. Die Rezeptur High-End- Triebwerk in kompakter Mittelklasse war nie großartiger zu erleben als im ersten M5.
Wenn Sie ein solches Auto kaufen möchten, müssen Sie auf Folgendes achten: Einstandspreis und Wartungskosten dieses in nur 2.241 Exemplaren gebauten Hochkaräters sind nicht zu unterschätzen. Eventueller Rost an Radläufen, am Heckblech und an den Schwellerenden ist weniger tragisch als ein von Dilettanten kaputt geschraubter Motor.
Die Preise: Bei 50.000 Euro starten nur Exemplare über 200.000 km. Sehr gute M5 kosten mehr als 70.000 Euro.
Citroën 2CV6: fröhliche Einfachheit
Dieses Auto sollten Sie mal gefahren haben, weil es das Herz erwärmt, vor allem in einer sonnigen Farbe wie Heliosgelb. Und weil seine Sympathiewerte nahezu unschlagbar sind: Die meisten Zeitgenossen begegnen einer Ente mit Zuneigung. Sie drängt sich nicht auf, und man bedrängt sie als Hinterherfahrender nicht. Bereits Mitte der 1930er-Jahre wird bei Citroën die geniale Idee geboren, ein Auto zu bauen, das einen Korb mit rohen Eiern unbeschadet über Feldwege bugsieren kann. Die Ente schafft es, Ehrenwort. Wir haben es schon ausprobiert.
Wenn Sie ein solches Auto kaufen möchten, müssen Sie auf Folgendes achten: Rost, und zwar an Rahmen und Karosserie, außerdem auf fadenscheinige Rolldächer und darauf, dass der Innenraum möglichst gut erhalten geblieben ist. Für Schrauber ist eine Ente ideal, wenngleich die Technik als robust gilt. Plus: Ersatzteile sind gut verfügbar.
Die Preise: Die kultige Cabrio-Limousine wurde von 1949 bis 1990 3.868.631-mal gebaut. Heute sind ordentliche flugfähige Enten Feinkost: Erst ab 6.000 Euro aufwärts wird man fündig.
DKW 3=6: 2-Takter im 50er-Chic
Dieses Auto sollten Sie mal gefahren haben, weil Dreizylinder-Zweitakter eine Klasse für sich sind, die kaum jemand kennt: dieses turbinenhafte Hochdrehen ohne kräftezehrenden Ventiltrieb, begleitet vom hellen, singenden Klang. Die emsigen Zündungen bei jeder Kurbelwellenumdrehung sorgen für ein kultiviertes Erlebnis. Es mündete bei dem fahrsicheren Fronttriebler in die Formel 3=6, das meint, dass der Motor die Laufkultur eines Sechszylinder-Viertakters hat. Das gilt nur bis zum Gaswegnehmen, dann setzt typisches Schieberuckeln ein, das über den Freilauf eliminiert werden kann.
Wenn Sie ein solches Auto kaufen möchten, müssen Sie auf Folgendes achten: Das Schema der Lenkradschaltung ist anders, 1. und 3. Gang liegen in der unteren Ebene. Beim Tanken ist selbstmischendes Öl in Relation 1 : 40 beizufügen, das heute ohne zu bläuen verbrennt. Der stabile Kastenrahmen ist rostresistent, die Anbauteile korrodieren.
Die Preise: Der feminine Wirtschaftswunder-Chic und die famose Straßenlage des 3=6 sind aus der Mode gekommen. Er dümpelt um 10.000 Euro.
Dodge Pickup: Texas Instrument
Dieses Auto sollten Sie mal gefahren haben, weil es einen wichtigen Teil der amerikanischen Automobilkultur verkörpert. Der Dodge-Pickup fährt ungehobelt, ist laut und rau, aber sein dickes Blech scheint für die Ewigkeit gebaut worden zu sein. Wenn man nach einer Runde im Ram aussteigt, kommen einem moderne SUV wie Spielzeuge vor. Zudem meistert er seinen Job heute genauso gut wie in den Achtzigern. Ein echter Kumpel für den harten Alltag – wenn nur der hohe Spritverbrauch nicht wäre!
Wenn Sie ein solches Auto kaufen möchten, müssen Sie auf Folgendes achten: Dodge Ram sind Arbeitstiere, und genauso wurden sie behandelt. Viele der angebotenen günstigen Exemplare sind ausgelutscht und durchgerostet. Wer nicht gerade die Herausforderung in einem Restaurierungsprojekt sucht, ist daher gut beraten, etwas mehr für einen gut erhaltenen Ram hinzublättern.
Die Preise: Der Einstieg gelingt schon für knapp unter 10.000 Euro. Dann muss aber noch investiert werden. Gute Exemplare liegen bei etwas mehr als dem Doppelten.
Jaguar XJ: eleganter Souverän
Dieses Auto sollten Sie mal gefahren haben, weil die Verbindung aus Ästhetik und Antriebskultur hier ihresgleichen sucht. Ein Zwölfzylinder muss es nicht sein. Zum samtpfotigen Surfen auf der Drehmomentwelle reicht schon der Reihensechser, der in direkter Linie von den siegreichen Le-Mans-Triebwerken der Fünfzigerjahre abstammt. Die Form gilt als Sir William Lyons’ größter Wurf, für die Serie III wurde sie von Pininfarina perfektioniert. Die Abrollgüte liegt fast auf Rolls-Royce-Niveau, im Gegensatz zu diesem kann der Jag aber auch Kurven.
Wenn Sie ein solches Auto kaufen möchten, müssen Sie auf Folgendes achten: Den XJ gibt es seit 1968. Die 1979 vorgestellte dritte Serie ist qualitativ die beste, vor allem Richtung Bauzeitende. Rost nagt an Scheibenrahmen und Schwellern, die langhubigen Sechszylinder sind nicht vollgasfest. Vorsicht, Wartungsstau: je transparenter die Historie, desto geringer das Risiko.
Die Preise: Die Furcht vor hohen Unterhaltskosten dämpft die Kauflust. Trotz Aufwärtstrend bleibt der XJ ein unterbewerteter Klassiker. Für rund 16.000 Euro gibt es gute Exemplare.
Mazda MX-5: japanisches Original
Dieses Auto sollten Sie mal gefahren haben, weil es britische Tradition mit japanischer Zuverlässigkeit verbindet. Der Abgesang auf die offenen Zweisitzer von der Insel war schon verklungen, da hauchte Mazda dem Lebensgefühl "Roadster" 1989 neues Leben ein. Statt runder Kulleraugen à la MG gab’s Klappscheinwerfer und eine knackig-kurze Schaltbox, die bis heute den MX-5-Charakter prägt. Welche der vier Generationen Sie fahren, ist im Grunde gleichgültig. Das Erfolgsrezept aus Frontmotor und Hinterradantrieb bei kompakten Abmessungen hat Mazda nie angetastet.
Wenn Sie ein solches Auto kaufen möchten, müssen Sie auf Folgendes achten: Die ersten zwei Generationen mit den Typkürzeln NA und NB rosten am stärksten. Die Motoren und Getriebe sind aber robuste Dauerläufer, die wenig Zuwendung benötigen. Finger weg von getunten Exemplaren oder "Tracktools", wenn Sie sich nicht auskennen oder nicht genau so etwas suchen.
Die Preise: Mäßige MX-5 der ersten Generation gibt es ab 3.000 Euro, Top-Exemplare kosten 15.000 Euro.
NSU R80: Avantgarde mit Wankel
Dieses Auto sollten Sie mal gefahren haben, weil es anders ist als alle anderen. Das liegt in erster Linie am Triebwerk, dem Zweischeiben-Wankelmotor, der schlitzgesteuert wie der Zweitakter des 3=6 funktioniert, auch so ähnlich klingt, aber nach dem Viertakt-Prinzip arbeitet und ebenfalls eine sechszylindrige Laufkultur simuliert. Gekoppelt ist der leise KKM 612 mit einer launigen Dreigang-Selektivautomatik, bei Porsche heißt sie Sportomatic. Die Drehfreude des Wankel ist so faszinierend wie das souveräne Fahrwerk des Ro 80 und die begeisternde Form.
Wenn Sie ein solches Auto kaufen möchten, müssen Sie auf Folgendes achten: Das epochale Gesamtkunstwerk Ro 80 scheitert mitunter am Irdisch-Banalen: Mangelnde Kompression, hoher Ölverbrauch und kratzende Getriebegeräusche wegen defekter Synchronringe sind die häufigsten Übel. Doch die Überholung des Motors ist nicht teuer. Die Karosserie leidet oft an durchgerosteten Schwellern, A-Säulen und Radläufen.
Die Preise: Lange um 12.000 Euro stagnierend, geht es inzwischen aufwärts.
Porsche 911: Einer für alles
Dieses Auto sollten Sie mal gefahren haben, weil es sich um einen klassischen Elfer in Hochform handelt, der durch sein ausgereiftes Wesen zum Daily Driver gleichermaßen taugt wie für ein flottes Pässe-Abenteuer oder auch für die Urlaubsfahrt zu zweit. Denn alles ist bei dem innerhalb der G-Modell-Baureihe 1984 eingeführten Carrera mit seinem breiten Heck und der klassischen Faltenbalg-Optik im Bereich der Stoßfänger nur einem Ziel untergeordnet: dem Fahrspaß. Sein 3,2-Liter-Sechszylinder-Boxermotor leistet 231 PS und gilt zudem als überaus standfest.
Wenn Sie ein solches Auto kaufen möchten, müssen Sie auf Folgendes achten: Die Karosserie vollverzinkt, der 3,2-Liter-Boxer trotz bekannter Schwachpunkte (Kettenspanner, Stehbolzen, Ölverlust) ausgereift – ein guter 911 Carrera begeistert durch seine Langlebigkeit. Aber er verlangt auch nach entsprechender und vor allem lückenloser Pflege, die allerdings nicht ganz billig ist.
Die Preise:Die große Beliebtheit des Carrera 3.2 sorgt für anhaltend hohe Preise. Unter 60.000 Euro wird es dünn.
Saab 900 Turbo: anders gut
Dieses Auto sollten Sie mal gefahren haben, weil Saab "Downsizing" schon praktiziert hat, als noch niemand wusste, was das ist. Turbo-Vierzylinder waren 1978 exotisch. Die Karosserie wirkt heute noch so, dabei ist sie überaus praktisch. Bequemer Zustieg, perfekte Rundumsicht, intuitiv bedienbares Cockpit: Der alte Schwede macht alles richtig, was neue Autos falsch machen; man spürt die Flugzeugbau-Inspiration. Sparsam bleibt er aber nur, wenn man den "Nachbrenner" nicht zu oft zündet – was angesichts der Schubkraft schwerfällt.
Wenn Sie ein solches Auto kaufen möchten, müssen Sie auf Folgendes achten: 1986 löste der Schrägschnauzer das Urmodell mit steiler Front ab, zwei Jahre zuvor erstarkte der Turbo dank 16-Ventil-Kopf auf 160, später 175 PS. Hohe Laufleistungen sind die Regel, aber kein Ausschlusskriterium. Rostige Achswellentunnel erfordern aufwendiges Schweißen, viele 900 haben Wartungsstau.
Die Preise: Die Preise für gute, originale Turbos ziehen weiter an. Top-Exemplare haben bei Auktionen in den USA sogar schon richtig abgeräumt. Bei rund 15.000 Euro kann der Spaß beginnen.
Volvo Amazon: solide sportlich
Dieses Auto sollten Sie mal gefahren haben, weil es für alles steht, was schwedische Autos ausmacht: langlebige, einfach zu wartende Technik, eine haltbare Karosserie und hohe Sicherheitsstandards. Der Volvo war weltweit das erste Auto mit serienmäßigen Gurten. Das sympathische, unprätentiöse Gesicht der Serie 120/130 (so die offizielle Verkaufsbezeichnung in Deutschland) verzaubert auch Oldtimer-Laien. Von Einstiegsklassiker bis Hochzeitskutsche: Der Amazon beherrscht alle Rollen und fährt mit den stärkeren Motoren sogar sportlich!
Wenn Sie ein solches Auto kaufen möchten, müssen Sie auf Folgendes achten: Zwar ist die Rostvorsorge für damalige Verhältnisse vorbildlich, dennoch sollte man die Karosserie vor dem Kauf sorgfältig inspizieren. Hohe Laufleistungen sind kein K.-o.-Kriterium, denn Motoren und Getriebe verkraften über eine halbe Million Kilometer. Ausgenudelte Lenkgetriebe und Fahrwerksbuchsen können dann jedoch vorkommen.
Die Preissituation: Etwa 13.000 Euro kostet eine Limousine in gutem Zustand. Kombis sind deutlich seltener und teurer.
VW Käfer: sentimentales Rauschen
Dieses Auto sollten Sie mal gefahren haben, weil es lange das Urmeter deutscher Massenmotorisierung war und weil es ein ganz besonderes Fahrgefühl verströmt: Das beruhigende Rauschen des Boxers im Heck, die heimelige Fahrgastzelle, die kinderleichte Bedienung von Lenkung, Schaltung und Pedalerie, sein hoher Federungskomfort. Der Käfer half Millionen von Fahrschülern durch die Prüfung und wurde für sie zum ersten Auto mit all den sentimentalen Erinnerungen, die wach werden, wenn man den Schlüssel rumdreht. Der 1200 oder 1300 war nie ein primitiver Kleinwagen. Seine ingeniöse Technik half dem Porsche 356 auf die Sprünge, sein wertvolles Konzept diente vom Karmann Ghia bis zum 411. Er reifte zum famosen 1303 von 1972, kurz nachdem er Weltmeister wurde.
Wenn Sie ein solches Auto kaufen möchten, müssen Sie auf Folgendes achten: Oft sind der Rahmenkopf und die Heizkanäle am Plattform-Chassis durchgerostet und der Wärmetauscher ist defekt. Man sollte erst ab Baujahr 1965 kaufen, ab dann ist der Reifegrad enorm.
Die Preise: 50er-Jahre-Käfer kosten ab 20.000 Euro, spätere die Hälfte.