Sachsen Classic

Der Barkas aus Berlin

Das DDR-Museum aus Berlin setzte seinen ehrwürdigen Barkas B 1000 Kombi in Bewegung, um bei der Sachsen Classic mitzufahren. Wir sprachen mit dem Team über Fahrzeug und Museum.

Sachsen Classic 2018, DDR-Museum, Barkas B 1000 Foto: Michael Rassinger 9 Bilder
Was hat es mit dem DDR-Museum auf sich?

Michael Geithner: Das DDR-Museum ist ein Berliner Museum, das den Alltag der DDR zeigt: vielfältig und interaktiv aufbereitet, also ein Museum für die ganze Familie. Bei uns darf man Exponate anfassen und kann sich mittels der interaktiven Elemente spielerisch die Geschichte zugänglich machen. Man muss aber mitmachen und sich darauf einlassen. Wir sind kein klassisches Museum mit Texte und Objekten in Vitrinen. Die Besucher können Dinge berühren und sich die wissenswerten Informationen selbst holen. Das ist sehr spannend und man sollte es unbedingt ausprobieren.

Sören Marotz: Museal haben wir das Glück, dass viele Exponate mehrfach existieren. Die Leute erinnern sich daran und das Kopfkino beginnt. Wenn mal etwas kaputtgeht, was immer passieren kann, haben wir auch genügend Ersatz im Fundus. Denken Sie an eine mechanische Schreibmaschine: Wer weiß heute schon, was passiert, wenn zwei Buchstaben gleichzeitig gedrückt werden und die Lettern sich scheinbar unlösbar verkeilen?

Welche Fahrzeuge außer dem Barkas Bus besitzt das Museum noch?

Sören Marotz: In der Ausstellung haben wir einen Trabant, mit dem man virtuell durch ein DDR-Neubaugebiet fahren kann. Man setzt sich in den Trabi, bekommt die Umgebung auf die Frontscheibe projiziert und kann durch das Areal lenken inklusive beschleunigen und bremsen. Dabei lernt man die typische Anlage eines Neubaugebiets kennen, indem man sich darin bewegt. Weiterhin haben wir einen Regierungs-Volvo 264 TE, wie er auch auf der Sachsen Classic mitfährt. Er wurde in Schweden um 80 cm verlängert und diente in der DDR als Regierungslimousine. Vermutlich fuhr der Landwirtschaftsminister damit, nicht jedoch Honecker, denn der ließ sich im Citroën chauffieren.

Wie kam das DDR-Museum zum Barkas B 1000?

Sören Marotz: Das Museum nahm 2005 den Betrieb auf und eröffnete ein Jahr später die Ausstellung. Der Gründungsdirektor beschloss damals, dass ein solches Fahrzeug für Abholungen angeschafft werden sollte, um Spenden und andere Dinge ins Museum zu bringen. Damals fuhren auch noch mehr Barkas auf der Straße, während man sie heute kaum mehr sieht. Unser Barkas war zunächst ein Nutzfahrzeug, wurde dann aber zum Werbeobjekt umfunktioniert, das heute seine Premiere bei der Sachsen Classic feiert.

Wie fährt sich ein Barkas von 1989?

Sören Marotz: Die Konstruktion ist von 1961 und so fährt er sich auch: sehr gewöhnungsbedürftig, sehr eigenwillig. Im Gegensatz dazu ist der Trabi einfach zu fahren, wenn man einigermaßen mit der Schaltung klarkommt. Der Barkas fühlt sich als Frontlenker mit Drehstabfederung ganz anders an. Er hat noch die damals üblichen Duplex-Trommelbremsen, die oft ungleichmäßig bremsen und bei unbeladenem Fahrzeug zum Tänzeln führen. Am besten funktioniert der Motor, der eine Vorkriegskonstruktion ist und vom damaligen DKW F9 übernommen wurde. Übrigens ganz in der Nähe hier in Zwickau konstruiert. Wenn die Fuhre aber mal rollt, fährt er sich gut. Man muss sich einfach an die Schaltung gewöhnen und auch mal mit einem Ausfall der Elektrik rechnen. Spaß haben kann man mit dem Barkas auf alle Fälle.

Was ist Ihr Ziel bei der Sachsen Classic?

Michael Geithner: Ankommen. Die Generalprobe am Vortag ging schief, weil das Lüfterrad ausfiel und ohne Kühlung auch der beste Barkas nicht rollt. Das ist aber meist ein gutes Zeichen. Von daher ist unser Ziel, Spaß zu haben, viel von der Landschaft zu sehen und im besten Fall Aufmerksamkeit auf das Fahrzeug zu ziehen. Gestern kam aufgrund eines Instagram-Posts schon jemand zu uns gerannt und machte ein Foto vom Barkas, weil er gesehen hatte, wie wir am Sachsenring ohne Lüfter liegengeblieben sind. Es ist toll, wenn es dann ein Feedback gibt, von echten Menschen im echten Leben. Deshalb sind wir hier.

Mehr zum Museum gibt es unter https://www.ddr-museum.de/de.