50 Jahre Datsun 240Z

Die Geschichte mit Graf Goertz und der Fairlady

Der Datsun 240Z war 1969 das erste Modell der Z-Reihe von Nissan. Heute ist das Sportcoupé ein interessanter Klassiker. Doch wie war das nochmal mit dem Designer Graf Goertz und worauf muss heute achten, wer einen 240Z kauft?

Sachsen Classic, 2012, Teilnehmer - DATSUN 240 Z Foto: MotorPresseStuttgart 27 Bilder

Der Datsun 240Z, ein Sportwagen aus dem Lastwagen-Konzern Nishon Sangyo, kurz und aussprechbar als Nissan bekannt, war bei seinem Debüt im Oktober 1969 auf der Tokyo Motor Show die Sensation. Der Datsun 240 Z schlug wie ein Gewitter ein, vor allem die amerikanischen Motorjournalisten von Road & Track und Car and Driver waren wie vom Donner gerührt.

Ein Sportwagen, auf den das Warten lohnt

Datsun, 240 Z, Nissan, mokla, Z-Modelle Foto: Nissan
„Ein E-Type zum Preis eines MGB. Es lohnt sich, sieben Monate auf ihn zu warten“, schrieb Road & Track enthusiastisch.

Okay, zwei Jahre zuvor gab es den Toyota 2000 GT. Diese rassige Autoschönheit, von Yamaha in homöpathischer Dosis von nur 357 Exemplaren gebaut, war ein teurer Sushi-Teller mit sechs Zylindern an zwei obenliegenden Nockenwellen. Doch er machte nicht satt, weil ihn sich nur eine Elite leisten konnte. Der Datsun 240 Z setzte dagegen auf profitable Großserie, den größten Sportwagenmarkt der Welt im Visier, den er wie maßgeschneidert bediente. "Ein E-Type zum Preis eines MGB. Es lohnt sich, sieben Monate auf ihn zu warten", schrieb Road & Track enthusiastisch. Nur 3.526 Dollar kostete der zweisitzige Datsun 240 Z damals ohne Extras – ein Sportwagen zum Schnäppchenpreis..

Ein Wetterleuchten ging der attraktiven Datsun Fairlady Z, wie sie in Japan nach dem Musical auf fernöstlichem Schauplatz getauft wurde, jedoch voraus. Neben sättigender Hausmannskost, für den anspruchslosen amerikanischen Geschmack portioniert, bereitete Nissan schon sieben Jahre vor dem Datsun 240-Z einen sportlich-rustikalen Roadster nach würzigem MGB-Rezept zu – den Datsun Sport 1500, später als 1600 und 2000 lieferbar.

Datsun korrigierte Goertz-Design

0406 Albrecht Graf Goertz
Das Design des 240Z stammt in Grundzügen vom deutschen Designer Goertz.

Eine andere Beauty auf dem Weg zur Miss Japan 1969 hörte auf den Namen Silvia. Albrecht Graf Goertz, der vielseitige Industriedesigner und Schöpfer des BMW 507, schneiderte Silvias tailliertes Kleid, das der zierlichen Figur der Japanerin ausgesprochen schmeichelte. Silvias Rendezvous mit dem adligen Karosserie-Couturier aus Deutschland begann 1965. Die Japaner waren vom Zauber der schönen Exotin begeistert und nannten sie Fairlady-Coupé.

Der Datsun 240Z – Miss Z -, ihre jüngere und größere Schwester, zeigt ähnlich aparte Züge. Eine lang gezogene Frontpartie mit leichter Pfeilung, große Radausschnitte und zierliche Seitenfenster im niedrigen Dachaufbau. Kein Wunder, schließlich kümmerte sich der deutsche Graf um Maske und Kostüm des Datsun 240 Z. Doch das Rückendekolleté variierte entscheidend – Silvia mit hochgeschlossener Stufe, Miss Z wiederum mit weit ausgeschnittenem Fastback.

Graf Goertz kombinierte im Prototypenstadium des Datsun 240 Z geschickt Stilelemente der Split-Window Corvette mit solchen des Jaguar E-Type. Zuerst sollte der Datsun 240 Z Klappscheinwerfer bekommen, doch Goertz Vertrag mit Nissan lief 1965 aus. Die Japaner führten das Projekt in eigener Regie weiter, strafften die bauchigen Vorderkotflügel und schufen eine kantigere Front mit zurückversetzten Rundscheinwerfern.

Später beim Debüt des Datsun 280 ZX, den Goertz heftig kritisierte, sollte es noch zum Streit zwischen dem Designer und Nissan wegen der Urheberrechte am Datsun 240 Z kommen. Goertz entwaffnete die Japaner mit der knappen Bemerkung: "Sie haben das Auto gebaut, aber ich zeigte Ihnen wie."

Innenraum mit Kunstleder und Kunststoff

Datsun 240 Z und sp�tere Z-Modelle Foto: Nissan
Einziger Schmuck im Cockpit: Holzimitat am Lenkrad.

Der Datsun 240 Z strahlt im leuchtenden Orange des figurbetonten Lackkleides. Vor 21 Jahren ist Miss Z von Japan in die USA ausgewandert, jetzt möchte sie in Deutschland leben. Dort, wo man den Datsun 240Z kaum kannte, allenfalls die jüngere Schwester 260Z – ein Zweipluszwei mit dem gleichen kecken Hüftschwung, aber im Ganzen nicht so wohl proportioniert wie der Datsun 240Z. Miss Z wirkt fast jungfräulich, ein Chirurg mit goldenen Händen tilgte die Spuren der Jahre. Der Datsun 240 Z hat uns zum Rendezvous eingeladen, zwei Wochen dürfen wir mit ihm verbringen. Wir möchten ihn kennen lernen, den hier zu Lande nahezu unbekannten Exoten. Am besten hinter dem tiefgeschüsselten Lenkrad mit dem dünnen Kranz aus Holzimitat.

Innen zeigt sich die Lady nicht ganz geschmackssicher. Die Datsun 240 Z-Mode ist eher von C&A als von Jil Sander. Zwar überwiegen ein schlichtes, funktionelles Schwarz, aber die Cockpit-Kunststofflandschaft mit den wenig profilierten Kunstledersitzen wirkt wie Massenkonfektion. Die Garderobe des Datsun 240 Z könnte aus einem Ford Mustang stammen, von britischer Sportwagenkultur künden allenfalls die vielen Rundinstrumente. Holz und Leder: Fehlanzeige. Hingegen sitzt der Chauffeur hervorragend, weil die niedrige Position hinter dem steilen Datsun 240 Z-Lenkrad wie angegossen passt.

Reihensechszylinder mit 130 PS

Eine Prise Choke, und der stämmige Reihensechszylinder des Datsun 240 Z, den der Autohersteller Prince einst als Mitgift in die Ehe mit Nissan einbrachte, bellt mit aggressivem Ton los. Very british ist die Schaltung, der mit einer neckischen Echtlederschleife verzierte Schalthebel sucht sich beinahe wie von selbst seinen Weg durch die engen, kurzen Gassen des Getriebes, hohe Präzision wird dabei fühlbar. Der Datsun 240 Z-Fahrer hat das angenehme Gefühl, während des Schaltens für einen kurzen Moment Teil des Antriebsstrangs zu sein.

Datsun 240 Z und sp�tere Z-Modelle Foto: Nissan
Der konstruktiv schlichte Motor klingt sehr charismatisch.

Miss Z liebt das Direkte. Sie sagt, was sie will unverblümt und antwortet prompt – nichts bleibt im Unklaren. Auch nicht bei schneller Kurvenfahrt. Sie gibt sich burschikos und kumpelhaft. Das elegante Kleid des Datsun 240 Z täuscht, sie fährt sich, als ob sie Jeans und Stiefel tragen würde. Sie ist nicht leise, nie, aber auch nicht vulgär im Ton. Sie klingt lebensfroh und mitreißend in allen Tonlagen des Drehzahlbands. Der Datsun 240 Z-Sechszylinder, der seine Stimme stets erhebt, sieht wie der Mercedes-Motor in der Pagode aus und ist auch so konstruiert.Eine obenliegende Nockenwelle, parallele Ventile, kein Querstromkopf, Ein- und Auslass liegen auf der gleichen Seite. Er ist ein Bauernmotor, trotzdem bringt er es auf 130 PS und dreht willig bis 6.000 Touren und darüber. Dann faucht er bedrohlich, und beim Gaswegnehmen grummelt es im Auspuff.

So fährt der Datsun 240Z

Ihr kleiner Sprachfehler ist das Getriebesingen, aber auch das mutet britisch an. Es schwingt ständig mit, als sei die Schrägverzahnung noch nicht erfunden. Hilft dickeres Getriebeöl? Miss Z lässt sich wunderbar führen, die Datsun 240 Z-Zahnstangenlenkung reagiert sehr direkt und präzise. Servo hat sie nicht nötig, sie ist schlank (sie wiegt nur 1.060 Kilogramm) und sportlich. Sie mag Kurven, auch schnell gefahrene, kommt dabei nie aus dem Gleichgewicht. Sie hat gute Gene mitbekommen, sogar eine hintere Einzelradaufhängung mit Federbeinen und Querlenkern, ungewöhnlich aufwendig für eine Japanerin der späten Sechziger.

Auch hier eifert der Datsun 240 Z dem Vorbild Jaguar E-Type nach. Aber die hinteren Scheibenbremsen hat der Rotstift gekillt, wie gesagt: 3.526 Dollar. Nach Deutschland kam der Datsun 240 Zerst 1973, dort war er anspruchsvoller. Erst ab 17.600 Mark konnte man der Liebhaber von Miss Z werden. Es war Liebe bei Tageskilometer 207. Da hatte sie mich erobert. Und es störte mich nicht mehr, dass sie eine Bürgerliche ist. Sayonara Miss Z, es war schön – wann sehen wir uns wieder?

Karosserie-Check

Die Karosserie des Datsun Fairlady Z ist zwar sorgfältig verarbeitet, aber der Rostschutz ließ zu wünschen übrig. Rost tritt an den Verstärkungsprofilen von Motorhaube und Heckklappe auf, oft sind sogar die Scharniere stark angerostet. Die vorderen Kotflügel bilden zwischen Längsträger und Verstärkungsblech an der A-Säule einen Hohlraum, der ebenfalls zum Durchrosten neigt. Korrosion befällt den Vorderwagen gern an den Federdomen und Stehblechen, der Isolierstreifen neigt zur Aufnahme von Feuchtigkeit.

Kritisch ist beim Datsun Fairlady Z auch das Verbindungsblech von Kotflügel zur Scheinwerfermaske zu untersuchen. Gleiches gilt für die hinteren Radläufe samt Radhäusern. Im vorderen Fußraum sind beidseits Verstärkungsbleche zwischen Kardantunnel und Schweller aufgepunktet - ebenfalls eine kritische Roststelle. Wichtig: Zu achten ist auf Stauchungen im Bereich des Kofferraumbodens oder des Vorderwagens. Schlecht reparierte Unfallschäden sind die Ursache.

Technik-Check

Der unspektakuläre Limousinen-Sechszylinder im Datsun Fairlady Z bereitet wenig Probleme und schafft mühelos 200.000 Kilometer Laufleistung. Einzig die SU-Horizontalvergaser können im Alltag Sorgen machen. Bei heißem Motor neigen sie wegen der vom Kühlwasser geregelten Vorwärmeinrichtung zu Blasenbildung. Gern ist auch die Vorwärmung defekt, dann wird das Gemisch überfettet, der Verbrauch steigt, die Abgase rußen schwarz. Auch eine schlechte Leerlaufeinstellung zählt zu den Vergaser-Unpässlichkeiten. Zudem ist regelmäßig das Dämpferöl zu wechseln. Dennoch lohnt es sich nicht, auf die L-Jetronic-Einspritzanlage umzurüsten, welche die 280Z-Modelle für die USA serienmäßig hatten.

Im Bereich der britischen Schrauberszene gibt es Datsun Fairlady Z-Spezialisten, die SU-Vergaser reparieren und sauber einstellen können. Ein Sorgenkind bei den Z-Modellen ist das Getriebe. Zwar lässt es sich knackig schalten, jedoch fallen die hohen Laufgeräusche selbst bei intakten Schaltboxen auf. Die Getriebelager neigen bei fortgeschrittenem Kilometerstand zum Einlaufen. Die Synchronisierung bereitet hingegen keine Probleme, wenn der Fahrer sorgfältig mit kurzer Schaltpause operiert und die Gänge nicht durchreißt. Starke Schalthebelbewegungen bei Lastwechsel sind ein Alarmsignal. Die Mutter der Getriebe-Hauptwelle bekommt immer mehr Spiel und löst sich wegen mangelnder Sicherung. Dabei kann es zum Blockieren einzelner Gänge kommen. Frühzeitig entdeckt, ist das kein Problem.

Preise

Gepflegte Datsun 240Z kosten zwischen 23.000 und 32.000 Euro, mäßige Fahrzeuge gibt es schon ab etwa 4.800 Euro. Die Nachfolger 260Z (gut: 15.100 Euro, mäßig: 3.600 Euro) und 280ZX (gut: 16.100 Euro, mäßig: 4.500 Euro) sind günstiger und zahlreicher zu finden.

Bei Einführung 1969 (Datsun 240Z) :
19.600 Schweizer Franken
Bei Produktionsende 1974 (Datsun 240Z) :
17.600 DM

Ersatzteile

Die Lage ist schwierig, aber nicht hoffnungslos. Manche Verschleißteile sind zwar noch direkt über Nissan Deutschland lieferbar, aber das Logistiksystem ist nicht einheitlich. Identische Teile (etwa mit der Limousine 240 K GT) haben verschiedene Codes. Besitzer eines Datsun Z sollten unbedingt dem Z & ZX-Club beitreten (alle Modelle bis 350 Z, ca. 200 Mitglieder). Dieser hat Verbindungen in die Schweiz und die Benelux-Länder. Am besten sind spezialisierte Z-Teilehändler in den USA sortiert. Dort wurden für die Fairlady-Modelle sogar Nachfertigungen von Teilen organisiert. Sammelbestellungen lohnen sich.

Schwachpunkte

  1. Kotflügel, A-Säule
  2. Scheinwerfermaske, Federdome
  3. Radläufe hinten, Radhäuser
  4. Fußraum-Verstärkung
  5. Heckklappenrahmen
  6. Türrahmen
  7. SU-Vergaser
  8. Getriebelager
  9. Befestigung der Getriebewelle
  10. Hardyscheibe
  11. Differenzial
Datsun 240 Z und sp�tere Z-Modelle

Wertungen

Alltagstauglichkeit
Ersatzteillage
Reparaturfreundlichkeit
Unterhaltskosten
Verfügbarkeit
Nachfrage

Fazit

Die Datsun Z-Modelle sind hier zu Lande seltene Vögel. Wer sich ernsthaft für das attraktive Nippon-Coupé interessiert, ist meist auf Importe aus der Schweiz oder den USA angewiesen. Die Technik ist bis auf das Getriebe robust und langlebig. Jedoch birgt die Karosserie einige Rostfallen.