Concorso d´Eleganza Villa d´Este 2019
Die schönsten Autos der Welt?
Beim Auto-Oscar am Comer See treffen reiche Sammler auf super seltene Schönheiten aus Blech, die selbst Spezialisten teils noch nie gesehen haben – kein Wunder, dass hier Millionenwerte aufeinandertreffen wie vermutlich nirgends sonst.
31.05.2019 Alf Cremers2019 galt es bei dem berühmten Schönheitswettbewerb am Comer See gleich zwei Jubiläen zu feiern: 90 Jahre BMW-Automobile und 90 Jahre Concorso Eleganza. 1929 starteten gleich zwei Erfolgsgeschichten, die 1999 auch noch eine enge Verbindung eingingen: Seit diesem Jahr ist BMW Ausrichter dieses Wettbewerbs der 52 schönsten Klassiker, die vor allem Vintage Cars, Gran Turismos und Design-Studien aus neun Jahrzehnten gegeneinander antreten lässt. Die Festivitäten gipfeln in der Studie Garmisch, die Bertone 1970 auf Basis eines 2002 ti realisierte. Das Auto verschwand damals nach der Präsentation in Genf und wurde nun wie ein Phoenix aus der Asche komplett neu aufgebaut. Sein heute 80 Jahre alter Designer Marcello Gandini war gerührt, als er eines seiner Lieblingskinder aus einer wilden Zeit wiedersah und drehte eine Runde mit dem bezaubernden Coupé.
Einzigartier Mix aus Landschaft, Architektur und Autos
Die Atmosphäre am berühmten Ufer von Cernobbio ist einzigartig. Klassizistische Hotelarchitektur verbindet sich kongenial mit landschaftlicher Schönheit und einer terassenförmig angelegten Gartenanlage die in einen blühenden Park vor dem See mündet. Eingebettet in dieses Ambiente warten 52 Klassiker auf die Bewunderung des Publikums und die Begutachtung der Jury. Sie stehen auf feinen hellen Kieselsteinen, vor dem sich vor allem die schwarzen Vintage-Karossen der 20er- und 30er-Jahre kontrastreich abheben. Lack und Chrom glitzern um die Wette. Die charismatischen Automobile haben alle ein unverwechselbares Gesicht. Rasch prägen sie sich dem kundigen Besucher ein. Es dauert nicht lange, und er hat seinen Liebling für die Publikumswahl gekürt.
Mercedes 300 SL und BMW 507: gewöhnliche Traumwagen
Der Connaisseur wählt betont indviduell, er wird eher keinen Mercedes 300 SL-Flügeltürer oder einen BMW 507 auf die Stimmkarte schreiben. Beide sind auch hier anwesend, sogar zwei von nur 252 gebauten 507, ein schwarzer und ein weißer. Einer gehörte Elvis Presley, er steht auf dem Kiesrondell. Unter ihm dreht sich eine stilisierte Riesenschallplatte.
Doch neben diesen beiden All Time Greats aus Deutschland dominiert handverlesenes Coachwork aus Italien den Concorso. Die illustren Exponate von Touring, Pininfarina, Bertone, Zagato, Vignale oder kommen oft auf Stückzahlen von unter hundert Exemplaren. Selbst Kenner der Materie sind entweder verblüfft, wenn sie nicht nur eines der präsentierten Autos noch nie gesehen haben, wie etwa den Seat Nardi oder den Aston Martin DBS Touring oder sie sehen berühmte Concept Cars wie den Vivant 77 auf Pontiac-Basis oder den vollkommen bizarren Pininfarina Modulo 512 S das erste Mal.
Kennen Sie den Lamborghini Marzal?
Ein besondere Spur führt von der Studie Garmisch aus im Park immer wieder zu Marcello Gandini. Der kreativste und phantasievollste Bertone-Designer aller Zeiten bescherte uns den Lamborghini Countach und den Maserati Quattroporte IV. Hier an der Villa d´Este ist sein Meisterwerk Lamborghini Miura und seine exaltierte Raumkapsel Lamborghini Marzal ausgestellt. Der Miura war Vorbild für den Porsche 928 und der Marzal führte geradewegs zum Espada.
Best of Show wird ein Stromlinien-Alfa
Eine solche kreative Unrast vermag man in der harmonischen Stromlinienform des Alfa Romeo 8C 2900 B nicht zu erkennen. Der in schwarzem Klavierlack gehaltene Wagen verkörpert ganz und gar den Goldenen Schnitt für ein großes repräsentatives Vorkriegs-Coupé von elitären Charakter. Kein Wunder, dass er mit dieser formvollendeten Harmonie, die man auch schlichte Schönheit nennen könnte, die Köpfe des sachverständigen Publikums und die der Jury gleichermaßen mit Glückgefühlen flutete: