Citroën Conservatoire Aulnay-sous-Bois
Besuch der Citroën-Oldtimer-Sammlung
Citroën lagert im Conservatoire über 300 Oldtimer und Studien. In einer Halle in Aulnay-sous-Bois bei Paris stehen nicht nur Traction, DS, SM und 2CV. Mehr sehen Sie auf unserem Rundgang.
24.06.2017
Andreas Of-Allinger
Foto: Karl-Heinz Augustin/Citroën
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In einer Halle auf dem ehemaligen Werksgelände in Aulnay-sous-Bois bei Paris lagert Citroën seine gesamte Firmengeschichte.
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Rund 300 Autos stehen in der 7.500 Quadratmeter großen Halle. Das älteste Modell ist der Typ A, mit dem 1919 die Autoproduktion bei Citroën anfing. Im Vergleich zu anderen Autos war der Typ A relativ günstig, hatte einen Elektrostarter, elektrisches Licht und ab Werk eine Karosserie.
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Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft: Im Conservatoire steht alles, was einen Doppelwinkel und Räder hat.
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In einer Ecke steht das Arbeitszimmer von André Citroën . Der 1878 geborene Ingenieur hatte 1902 doppelwinklige Zahnräder patentieren lassen, was ihn reich machte und zum Firmenlogo führte - dem Doppelwinkel. Das Eiffelturm-Modell zeigt den Schriftzug, der von 1925 bis 1934 am Turm leuchtete.
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Der schlichte Aufbau eines Vorkriegsautos veranschaulicht die Funktion eines Autos, die Studien im Hintergrund den automobilen Fortschritt.
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Der B2 kam 1921 als Nachfolger des Typ A und diente ein Jahr später auch als Basis für die Halbketten-Expeditionsfahrzeuge.
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Den B2 gab es als Limousine und Cabrio. Er hat einen wassergekühlten Vierzylinder mit 20 PS und drei unsynchronisierte Gänge. Er war mit fast 90.000 gebauten Exemplaren ein großer Erfolg.
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1922 ging Citroën auf Tour durch die Sahara. Die Tour diente der Werbung und sollte die Robustheit der Autos demonstrieren. 1924/25 durchquerten mehrere Halbkettenfahrzeuge den gesamten afrikanischen Kontinent von Colomb-Béchar nach Kapstadt.
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Die Halbketten-Konstruktion hatte sich ein französischer Ingenieur im Auftrag des russischen Zaren ausgedacht. Als der Ingenieur nach Frankreich zurückkam, wollte er seine Idee zunächst an Renault verkaufen. Dort hatte man kein Interesse - im Gegensatz zu Citroën.
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Ein Citroën Six. Den Sechsyzlinder baute Citroën von 1928 bis 1932. Daneben parkt der Nachfolger "Rosalie" mit Schwan auf dem Kühler. Der Motor der Rosalie ist auf Kautschuk elastisch gelagert (Moteur flottant), was die Schwingungen dämpft und den Komfort erhöht.
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André Lefebvre und Flaminio Bertoni leiteten die Entwicklung des Traction Avant, der 1934 mit selbsttragender Karosserie und Frontantrieb seiner Zeit voraus war und wegen des tiefen Schwerpunkts ein überlegenes Fahrverhalten bot.
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Den Traction Avant gab es, wenn auch selten, als Coupé und Cabrio - und nicht nur in schwarz oder dunkelblau.
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Besonders rar sind die Cabrios. Im Conservatoire stehen zwei unterschiedliche Modelljahre, die sich anhand der seitlichen Lüftungsöffnungen gut unterscheiden lassen.
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Bis auf einige Sechszylinder-Prototypen wurde das Cabrio ausschließlich mit Vierzylinder-Motoren gebaut.
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Zum langen Radstand und tiefen Schwerpunkt des Traction trägt bei, dass das 3-Gang-Getriebe vor dem Motor montiert ist. Im Conservatoire stehen viele Varianten vom frühen 7CV bis hin zum 15 H/Six (im Hintergrund).
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Der 2,9-Liter-Reihensechszylinder des 15-H-6 macht einen längeren Vorderwagen nötig. Mit 3,27 Meter Radstand, der hydropneumatischen Federung an der Hinterachse und bis zu 140 km/h Reisegeschwindigkeit galt das 1954 vorgestellte Modell als "Reine de la Route".
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Wie aus dem "Toute Petite Voiture" der 2CV wurde: Vorn ein restaurierter Prototyp von 1939 mit einzelnem Scheinwerfer und Anlasserkurbel, daneben parken frühe Serienmodelle des 2CV. Der Prototyp galt 20 Jahre lang als einziger Überlebender.
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Als 1939 der 2. Weltkrieg ausbrach, verschrottete Citroën alle Prototypen des TPV. Naja, fast alle. Diese drei Prototypen standen bis in die Neunziger-Jahre auf einem Dachboden der Gebäude von La Ferté-Vidame, einem Testgelände in der Normandie.
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Citroën veranstaltete mit dem 2CV sogenannte "Raids". Während dieser Reise fuhren Konvois von jungen Leuten in 2CV durch Europa, Afrika und den vorderen Orient.
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Der orange 2CV6 war 1973 beim Raid Afrique dabei, ihr Nachbar betrieb offenbar Motorsport.
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Citroën hat trotz fähiger Fahrwerke bei vielen Autofahrern keinen sportlichen Ruf. Doch das Motorsportengagement hat Tradition, in den 70-Jahren schickte die Firma SM und DS auf Renn- und Rallyepisten
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Die Rezepte, etwa die kommode DS zu einem Sportgerät umzubauen, waren drastisch: gekürzter Radstand, abgeschnittenes Heck, stärkerer Motor, gewaltiger Auspuff. Ähnlich lautete auch das Rezept für den SM.
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Unter der Hülle dieser gelben DS steckt eigentlich ein SM - inklusive eines auf auf 250 PS getunten Maserati-V6. Der Serien-SM hatte 170 PS. Der Schriftzug auf dem Kotflügel verrät, dass Björn Waldegaard...
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...am Steuer saß. Er steuerte die heißgemachte Rallye-DS 1972. Es soll noch mehr DS mit SM-Technik gegeben haben, überlebt hat offenbar nur diese eine.
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Von den exakt 3.868.631 2CV überlebten einige. Eine ganze Reihe davon, nein, eigentlich zwei Reihen, stehen im Conservatoire. Die graue und die blaue Ente haben noch hinten angeschlagene Türen, wurden also vor 1964 gebaut.
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Roger Moore nutzte als James Bond "in tödlicher MIssion" diese gelbe Ente als Fluchtfahrzeug. Er schlug sich damit regelrecht durchs Gebüsch, was dem Auto auch heute noch anzusehen ist. Zum Tod des Schauspielers haben die Conservatoire-Mitarbeiter einen Trauerflor auf das Auto gelegt.
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Zweiter Abenteurer in der an Abenteuern reichen 2CV-Geschichte ist die "Sahara-Ente" von 1958. Sie hat je einen Motor vorn und einen hinten und damit Allradantrieb sowie die doppelte Leistung.
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Die DS darf hier in diesen Hallen noch ganz Citroën sein. Im Vordergrund steht eine DS 21 Pallas von 1972, daneben eine DS 21 und eine DS 23. Ihren Motor hatte die DS vom Traction geerbt, und sie liegt ihren Passagieren damit bis heute in den Ohren.
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Wegen der flachen Haube ist der Motor weit hinten montiert. Das ist gut für die Gewichtsverteilung und schlecht für die Geräuschentwicklung. Ob ein Kompressor-V4 wie in dem schwarzen Prototypen von 1967 besser gewesen wäre? Man weiß es nicht. In Serie ging er jedenfalls nicht.
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Diese DS brachte den Citroën-Mitarbeitern ihre Lohntüten ins Werk. Die Werksnamen sind sauber in die Holzkisten geklebt, eine Art Stahlschrank sichert den Werttransport, zusätzlich begleitet von einem Ami 6.
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Und da ist er auch schon: Jener Kleinwagen, den Citroën-Designer Flaminio Bertoni angeblich lieber hatte als die DS. Tatsächlich ist der Ami eine geniale Konstruktion und ein sehr sympathisches Auto.
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Angeblich entstand die Stufe im Heck, weil die kleine Limousine außer Kopffreiheit auch einen großen Kofferraumdeckel bekommen sollte. Daneben parkt übrigens die Rennversion der aktuellen Kompaktlimousine C-Elysee.
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Serie Maserati, hier als tabakbrauner Vergaser und als Einspritzer in rot. Welchen nehmen? Hm, schwere Entscheidung. Weitergehen.
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Direkt daneben steht ein Méhari. Noch heute kann man die Ente in Kunststoff auf Ferieninseln mieten und feststellen, wie wenig Auto eigentlich möglich ist. Das Fahrgestell gehört zu einem Méhari 4x4, der für Einsätze bei Rallyes und Militär gedacht war.
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Dieser hier diente als Rettungswagen bei Rallyes. Der Patient wurde liegend auf einer Trage transportiert, die neben dem Fahrer festgeschnallt war.
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Ein früher Typ H. Der auch als HY bekannte Wellblech-Transporter war auf vielen Wochenmärkten noch bis in die 80er-jahre im Einsatz. Dieses frühe Exemplar nutzt noch 2CV-Technik, was Steigungen spannend macht. Im Hintergrund ein Citroën-Traktor mit Doppelwinkel-Reifenprofil.
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Zum Conservatoire gehören nicht nur mehrere Regalmeter Literatur, sondern auch Designmodelle.
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Die Miniaturen zu mehr oder weniger großen Entwürfen lagern ganz unprätentios in Stahlregalen an der Hallenwand.
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Der CX ging in Serie, die Lackierung entsprang einer zeitgenössischen Phantasie. Der Berlingo Pickup blieb eine Fingerübung.
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Nicht in Serie gingen diese Modelle. Wer mit den Tretautos fuhr, ist unbekannt.
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Einen Xsara Picasso haben wir übrigens nur im Regal entdeckt. Oder haben wir das Original übersehen? Dabei hätte das Auto bei aller Unauffälligkeit als erster Minivan der Marke einen Platz im Conservatoire verdient.
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Dies scheint ein früher BX-Entwurf zu sein.
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Karossier Henri Chapron baute 1972 zwei SM zu Präsidentenlimousinen um. Mindestens eine davon wurde zumindest sporadisch noch von Jaques Chirac genutzt.
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Der SM Présidentielle hat vier Türen, ein Klappverdeck und einen Überrollbügel, der nicht nur der Karosserie Stabilität verleihen soll, sondern auch stehenden Passagieren beim Winken Halt gibt.
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Charles de Gaulle mochte diesen Dienstwagen nicht besonders, erzählt man sich bei Citroën. Der Grund ist die Trennscheibe: Die verhinderte, dem Chauffeur mal eben etwas zuzurufen. Stattdessen gab es eine Klappe, durch die der Präsident kleine Zettel stecken konnte.
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Die Motorsporthistorie manifestiert sich ebenso in diversen Rallyeautos wie die Treue des Sponsors Total.
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Die Halle ist sehr schlicht, daran ändern auch zeitgenössische Schilder und Werbetafeln weniger. Die Konzentration gilt dem Produkt erfindungsreicher Geister.
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Memorabili wie Messemodelle oder der Typ B für Kinder illustrieren den Erfindungsreichtum der Marke.
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André Citroën legte sehr viel Wert auf Werbung, ließ Emaille-Straßenschilder mit dem Doppelwinkel aufhängen und Citroën-Buslinien fahren. Kinder sollten durch Tretautos und Tretroller früh an die Marke gewöhnt werden.
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Neben einem Direktor halten im Conservatoire ein Archivar und zwei, drei Mechaniker die Erinnerung an die Historie lebendig. Ab und zu soll auch ein ehemaliger Mitarbeiter nach dem Rechten sehen.
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Auf welcher Rückbank dieser Korb mit Eiern lagert, müssen wir Ihnen als Kenner der Materie nicht verraten. Es ist natürlich ein 2CV, mit dem laut Lastenheft ein Bauer einen Korb Eier über ein frisch gepflügtes Feld fahren könne, ohne dass eines zu Bruch geht.
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Das Werk in Aulnay-sous-Bois ist Geschichte. Citroën lagert in einer 7.500 Quadratmeter großen Halle über 300 Autos, vom 1919 gebauten Typ A bis zu aktuellen Studien reicht die Sammlung. Dazu kommen noch jeweils ein Traktor, ein Hubschrauber, drei Präsidentenlimousinen und zahlreiche Rallyefahrzeuge. An den Wänden hängen Werbeplakate und Emaille-Schilder, in einer Ecke steht das Arbeitszimmer von André Citroën.
André Citroën begann 1919 mit dem Bau von Autos
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Das erste Auto von Citroën war der Typ A. Die Produktion begann 1919.
Der 1878 geborene Ingenieur hatte zunächst doppelwinklig verzahnte Zahnräder patentieren lassen, dann während des 1. Weltkrieges Munition hergestellt und schließlich 1919 sein erstes Auto auf den Markt gebracht. Den Typ A. Die Werbung startete sechs Monate vor Markteinführung in Zeitschriften, das war damals neu. Unüblich war auch, dass ein Hersteller ein Auto inklusive Karosserie auslieferte. Es gab acht Karosserien. Weil der Citroën Typ A mit Listenpreisen zwischen 7.200 und 9.000 Franc relativ günstig war, einen Elektrostarter und elektrisches Licht besaß, wurde er zum Erfolg: Nach einem Jahr hatte Citroën 10.000 Autos verkauft.
Emaille-Straßenschilder mit Doppelwinkel machen die Marke ab 1921 im ganzen Land bekannt. Im selben Jahr kommt der stärkere Typ B auf den Markt.
Kreative Werbung per Flugzeug und am Eiffelturm
Werbung ist Citroën wichtig, 1922 schreibt ein Flugzeug den Markennamen über den Himmel von Paris. Im selben Jahr startet eine Expedition: In drei Monaten durchqueren mehrere Raupenfahrzeuge die Sahara. Spielzeugautos sollen ab 1923 Kinder an die Marke heranführen. Nicht ohne kommerziellen Erfolg, die Firmenchronik berichtet von 30.000 verkauften Kopien des Torpedo B2 10 HP. 1924 baut Citroën ein Busnetz auf und 50.000 Autos im Jahr.
Als Beweis der Kreativität Citroëns steht ein Modell des Eiffelturms an der Wand neben seiner Büro-Schrankwand. Von 1925 bis 1934 lassen 250.000 Glühbirnen den Citroën-Schriftzug am Eiffelturm leuchten und weisen angeblich sogar Charles Lindbergh den Weg, nachdem er den Atlantik überflogen hat.
Halbkettenfahrzeuge und überlebende Prototypen
Foto: Karl-Heinz Augustin/Citroën
Diese drei Prototypen standen bis in die Neunziger-Jahre auf einem Dachboden der Gebäude von La Ferté-Vidame, einem Testgelände in der Normandie.
Wir machen uns zu Fuß auf den Weg zu weiteren Abenteuern der Citroën-Geschichte. Zwei der Halbkettenfahrzeuge stehen in der Ecke, davor drei verlottert wirkende Enten. Die traurigen Reste der „Toute Petite Voitures“ sind tapfere Überlebende und galten bis in die Neunziger als verschollen. Denn als 1939 der 2. Weltkrieg ausbrach, sollten alle 250 Prototypen des kleinen, billigen Autos für die Landbevölkerung vernichtet werden. Doch ein paar Mitarbeiter widersetzten sich wohl der Direktive aus der Zentrale und versteckten ein paar Enten auf einem Dachboden eines der Gebäude von La Ferté-Vidame, einem Testgelände in der Normandie.
Die Zähigkeit einer Ente beweist nicht nur ihr langer Produktionszeitraum von 1948 bis 1990, sondern auch ihre tapfere Teilnahme an diversen Raids – Konvois von jungen Leuten, die in 2CV Europa, Asien und den vorderen Orient bereisten.
Motorsport mit DS und SM
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Unter der Hülle dieser gelben DS steckt eigentlich ein SM - inklusive eines auf auf 250 PS getunten Maserati-V6.
Von der Tradition, Motorsport zu betreiben, erzählen diverse Generationen Renn- und Rallyefahrzeuge. Dabei entrann ein gelbes DS Coupé als einziges dem Verdikt der Vernichtung: Ganz in der Tradition der TPV sollten alle DS-Rallye-Prototypen nach ihren Einsätzen verschrottet werden. Einer hielt sich nicht dran und steht heute im Conservatoire. Der Name Björn Waldegaard steht auf dem Kotflügel und im Prinzip steckt ein SM drunter. Samt auf 250 PS getuntem Maserati-Motor. Ging vermutlich ganz gut, das Ding.
Wie der DS-Prototyp mit V4-Kompressormotor ging, werden wir nie erfahren. In Serie ging der 1,8-Liter-Motor jedenfalls nicht. Er steht ebenfalls im Conservatoire wie jene DS, mit der die Lohntüten in die Werke gebracht wurden – fein säuberlich sind die Werksnamen in eine Holzkiste geklebt, ein Stahldeckel und ein eskortierender Ami 6 schützte die Fracht vor bösen Buben.
Vor denen floh James Bond in einer gelben Ente, die heute originalverbeult neben einer frischen Sahara-Ente parkt. Der 2CV steht ebenso in diversen Varianten in den Reihen wie auch die späteren und ungleich komplexeren Markengeschwister DS, CX und BX. Dazu kommen drei Präsidentenautos, alle in Metallic-Grau: De Gaulle saß im Fond einer grotesk großen DS, ohne mit dem Fahrer sprechen zu können, Mitterrand nutzte ein würdevolles SM-Cabrio mit vier Türen und Überrollbügel zum Festhalten und Jaques Chiracs Lieblingsauto während seiner Zeit als Pariser Bürgermeister steht auch in der Sammlung: ein verlängerter CX. Auch Francois Hollandes DS5 steht hier, es ist momentan das jüngste Präsidentenauto in der Halle, die Citroënisten staunen und schwelgen lässt.
Das Conservatoire Citroën hat die Adresse:
Case Courrier AN 081
Bd André Citroën
BP 13
F – 93601 Aulnay-sous-Bois CEDEX
Es kann unter bestimmten Bedingungen nach Voranmeldung besucht werden. Der Eintritt pro Person kostet 10 Euro. Wer um eine Besichtigung bitten möchte, kann sich hier informieren.