Cadillac Series 61 Le Mans „Le Monstre“
Das Monster von Le Mans
Vor mehr als 70 Jahren feierte Cadillac mit dem "Le Monstre" sein Debüt bei den 24 Stunden von Le Mans. Der Rennwagen basiert auf dem Cadillac Series 61 und gilt als Ur-Ahne des LMDh-Caddys, mit dem die US-Boys 2023 in Le Mans aufs Podest fuhren.
05.09.2023 Joel LischkaDie Franzosen waren baff. Der US-Amerikaner Briggs Cunningham überraschte 1950 in Le Mans die Motorsportwelt. Seine Konstruktion des Cadillac Series 61 tauften die Einheimischen "Le Monstre". Der furchteinflößende Rennwagen ähnelte kaum dem ursprünglichen Auto. 1950 erlaubte das Reglement die Umgestaltung von Serienfahrzeugen. Cunningham wollte einen stromlinienförmigen Renner mit reduziertem Gewicht an den Start bringen.
Dem Chassis verpassten die US-Amerikaner Stahlrohre, um es zu verstärken. Howard Weinman von Grumman Aircraft zeichnete die offene Karosserie von "Le Monstre", die der Caddy als Außenkleid trug. Das Gewicht reduzierte sich auf 1.680 Kilogramm. Das Serienfahrzeug brachte 1.923 Kilo auf die Waage. Die Offiziellen mussten in Le Mans ganz genau hinschauen, dass es sich unter der eigenwilligen Form, um ein Serienmodell handelte.
V8-Sauger bollert in "Le Monstre"
Die Leistung lieferte ein V8-Saugmotor mit einem Hubraum von 5,4 Liter. Der quetschte etwas mehr als die 160 PS aus dem Caddy. Wie hoch der Zugewinn an Power war, ist nicht überliefert. Das Dreigang-Schaltgetriebe überträgt die Kraft. "Le Monstre" erreichte eine Spitzengeschwindigkeit von 210 Kilometer pro Stunde auf den langen Geraden in Le Mans. Der Top-Speed war auch dank der fünf Fallstrom-Vergaser möglich, die im Rennwagen arbeiteten. Bei niedrigen Geschwindigkeiten versorgte nur ein Vergaser den V8-Motor mit Sprit, bei höherem Tempo waren alle fünf im Einsatz.
Der Cadillac bekam zusätzlich einen Benzintank im Kofferraum, sportlichere Sitze und ein Funkgerät. Die US-Boys setzten auf Volltrommelbremsen, um das Auto zu verzögern. "Le Monstre" blieb bis auf die Ausnahmen der Serien-Caddy aus 1950.
Elfter Platz in Le Mans 1950
In der Meldeliste für die 24 Stunden von Le Mans 1950 tauchte die Konstruktion unter dem Namen Cunningham Spider Le Monstre auf. Briggs Cunningham teilte sich das Auto mit seinem Landsmann Phil Walters. Das Duo belegte am Ende den elften Rang. Die ersten beiden Gänge hatten sich während der 24 Stunden verabschiedet und die Batterie wurde immer schwächer. Nach einer Rennstunde lag "Le Monstre" auf Platz 35. Cunningham und Walters arbeiteten sich anschließend peu à peu nach vorne.
Den Sprung in die Top Ten verwehrte ausgerechnet das Schwesterauto, das Miles und Sam Collier steuerten. Cunningham hatte sich entschieden, nur ein Modell umzubauen. Der von den Colliers gefahrene Wagen blieb unberührt und diente als Back-up, falls das aerodynamische Konzept gefloppt wäre.
V-Series.R setzt Geschichte fort
Das Jahr 1950 markierte den ersten Auftritt Cadillacs bei den 24h von Le Mans. Die Marke kehrte 2000 in die damalige Topklasse LMP900 zurück. Der offene Northstar LMP war der Audi-Konkurrenz jedoch unterlegen. Während die R8 von 2000 bis 2002 in Serie siegten, war ein neunter Rang das beste Ergebnis in drei Jahren.
Erfolgreicher verlief für Cadillac das Comeback 2023. Bei der 100. Ausgabe des Langstreckenklassikers schickten die US-Amerikaner drei nach dem LMDh-Konzept aufgebauten V-Series.R an den Start. Earl Bamber, Alex Lynn und Richard Westbrook landeten im Auto mit der Startnummer 2 auf dem dritten Platz. Der Ur-Ahne von "Le Monstre" hatte direkt geliefert.