Cadillac Eldorado TC
US-Schiff mit 299 PS-V8 ab 4.500 Euro
Der 1992 vorgestellte Eldorado war mit einer Höchstgeschwindigkeit von 240 km/h der schnellste Cadillac aller Zeiten. Das schlichte Design des Fronttriebler-Coupés kaschiert seine enorme Größe.
24.11.2014 Franz-Peter Hudek
Seit 1953 hieß das teuerste Coupé und Cabrio von Cadillac Eldorado. Man kennt vor allem die chrombeladenen Flossenmonster aus den späten Fünfzigern und die langnasigen V8-Giganten aus den Siebzigern, deren Hubraum auf bis zu 8,2 Liter angewachsen war. Doch mit diesen Urahnen hat unser Eldorado TC von 1994 in etwa so viel gemein wie ein iPhone mit einem Wählscheiben- Apparat. Vor allem das relativ niedrige Gewicht von 1,7 Tonnen in Kombination mit echten 299 DIN-PS machen aus dem letzten Eldorado-Coupé fast schon ein Muscle-Car.
Die Northstar-Macht
Dabei ist der kantig gestylte Zweitürer mit der extrabreiten C-Säule alles andere als kompakt geraten und misst in der Länge stattliche 5,13 Meter. Der Cadillac Eldorado bietet dank seiner enormen Breite von 1,9 Meter auch auf der knautschigen Ledercouch im dunklen Fond genügend Platz für zwei bis drei PS-süchtige Passagiere. Doch der schönste Platz im Auto ist der vorne links mit dem Gaspedal.
Hier sitzt man vor einem quadratischpraktisch gestalteten Armaturenbrett, das an einen Volvo erinnert. Nur eine Zierleiste aus Zebrano-Edelholz und das eisblau schimmernde mitteilsame Display des Bordcomputers unter den Rundinstrumenten machen dezent auf Luxus im Cadillac Eldorado. Dann entdecken wir einen Drehzahlmesser, dessen roter Bereich bei 6.250/min liegt. Das ist für einen normalen Ami-V8 von damals ungewöhnlich - aber nicht für den Northstar-Vierventiler. Der vor der Vorderachse quer eingebaute V8 lässt den Caddy-Hinkelstein wie von Obelix geworfen über den Asphalt fliegen. Mit Frontantrieb! Das geht fast ohne Reifenpfeifen, lasten doch 64,5 Prozent des Wagengewichts auf den Vorderrädern.
Wer also mit dem rechten Fuß schlagartig die gesamte 299-PS-Macht des Northstar-V8 herausfordert, erlebt ein kleines Wunder: Blitzschnell schaltet die Viergang-Automatik zwei Gänge runter, während der Motor bei rund 4.000/min kurz tief Luft holt, um dann zügig unter wütendem V8-Knurren bis zur Schaltdrehzahl von knapp 6.500/min hochzudrehen. Kein Alfa Romeo kann das besser. Für den Sprint auf 100 km/h ermittelte auto motor und sport damals 7,8 Sekunden. Auch oberhalb von 200 km/h legt der Eldorado noch mit Nachdruck zu. Erst bei 240 km/h und unkritischen 4.900/min stoppt die Bordelektronik den Vorwärtsdrang des Caddy.
Mit dem achten Eldorado gelingt Cadillac ein Comeback
Mit dem Cadillac Eldorado von 1992 und der ein Jahr zuvor eingeführten Seville STS-Limousine gelang Cadillac ein großartiges Comeback. Der bei beiden ab 1993 verbaute Northstar-Motor mit zwei mal zwei obenliegenden Nockenwellen und Notprogramm (läuft auch ohne Kühlwasser), dazu jede Menge Regelelektronik für das Fahrwerk und die Komfort-Vollausstattung sowie eine ordentliche Verarbeitung brachten Cadillac wieder auf Augenhöhe mit Mercedes, Jaguar und Co.
Nur in Sachen Fahrkomfort kann der straff abgestimmte Cadillac Eldorado-Fronttriebler nicht ganz mithalten. Auch die Technik ist nicht frei von Tücken, sodass vor allem spätere und ausgereiftere Modelle ab 1996 zu empfehlen sind.
Fazit von Franz-Peter Hudek zum Cadillac Eldorado
Im Gegensatz zur identisch motorisierten Seville-Limousine macht der Cadillac Eldorado optisch mehr Eindruck. Vor allem sein hohes Heck lässt ihn wie einen Felsblock in der Brandung wirken. Nachrüst-Breitreifen unterstützen den Wow-Effekt. Die vielen Komfort-Features und das elektronische Motor-Management erfordern allerdings bisweilen viel Zuwendung.