Buick Y-Job von 1938
Kennen Sie das erste Concept Car der Welt?
Fahrzeug-Studien haben eine lange Geschichte. Ihr Ursprung reicht zurück in das Jahr 1938. Aber welcher Hersteller hat das erste Concept Car gebaut?
19.12.2024 Carina MollnerKonzeptfahrzeuge (Concept-Cars) – sie sind der Traum von Designern, die Bühne für Ingenieure und der Blick in die Zukunft für Autofans. Diese einzigartigen Fahrzeuge schaffen es oft nicht in ihrer Ursprungsversion in die Serienproduktion. Sie zeigen hingegen, was möglich ist, wenn Fantasie und Technik aufeinandertreffen. Hersteller nutzen sie, um neue Technologien zu testen, Designideen zu präsentieren und die Richtung für künftige Modelle zu bestimmen. Doch wie begann die Geschichte dieser faszinierenden Fahrzeuge? Aber vor allem, welcher war der allererste Prototyp?
Der Ursprung von Concept Cars
In den frühen Tagen der Automobilindustrie war die Vorstellung eines "Zukunftsautos" nahezu unbekannt. Autos waren zweckorientierte Maschinen, die den Menschen von A nach B brachten. Doch mit dem wirtschaftlichen Aufschwung der 1930er-Jahre und der wachsenden Bedeutung von Design als Verkaufsfaktor begannen Autohersteller, über die bloße Funktionalität hinauszudenken. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde diese Denkweise durch den Optimismus und den technologischen Fortschritt der Zeit noch verstärkt. Die Idee, ein Auto als reines Schaustück zu entwerfen, wurde geboren.
Der erste Prototyp kommt von?
Die Ehre, das erste echte Concept-Car der Welt zu sein, gebührt dem Buick Y-Job, einem visionären Fahrzeug, das schon 1938 unter der Leitung von Harley Earl – General Motors' erstem Designchef – entstand. Der Y-Job war weit mehr als ein Auto, er war eine Ideenschmiede auf Rädern. Earl, ein Pionier des Automobildesigns, entwickelte das Fahrzeug nicht nur, um technische Innovationen zu testen, sondern auch, um den Stil der Zukunft zu definieren. Er wirkte unter anderem am Design-Stil der großen Heckflossen des Cadillacs von 1958 mit und ebenso an der ersten Corvette. Seine Ideen modellierte er aus Ton, natürlich in Handarbeit.
Gebaut auf dem Chassis eines Buick Super und angetrieben von einem Achtzylinder-Reihenmotor mit 5,2 Liter Hubraum und 141 PS, war der Y-Job ein Prototyp, der die damaligen Designstandards revolutionierte. Seine fließenden Linien, versenkbaren Scheinwerfer und die stromlinienförmige Karosserie setzten Maßstäbe, die das Äußere folgender und heutiger Autos prägten. Besonders auffällig war der "Wasserfall-Kühlergrill" mit seinen vertikalen Chromstreben, ein Merkmal, das später viele amerikanische Fahrzeuge tragen sollten.
Das "Y" im Namen des Fahrzeugs stand für Fortschritt – eine Ebene über den experimentellen "X"-Prototypen der damaligen Zeit. Earl wollte mit dem Y-Job zeigen, wie Autos in der Nachkriegszeit aussehen könnten: modern, schnittig und elegant. So revolutionär war das Design, dass Earl den Wagen über ein Jahrzehnt lang als persönliches Fahrzeug nutzte. Ein Reporter, der ihn 1948 damit in Detroit entdeckte, hielt ihn für ein brandneues Modell – ein Beweis für die zeitlose Modernität des Designs.
Innovationen, die Geschichte schrieben
Der Y-Job brachte zahlreiche Innovationen mit sich. Die bündigen Türgriffe, versenkbare Scheinwerfer und die stromlinienförmigen Stoßfänger. Besonders beeindruckend war das elektronisch gesteuerte Verdeck, eine Technologie, die für damalige Verhältnisse nahezu futuristisch war. Heute kennen wir diese elektrischen Helfer und das Design nicht anders. 1938 aber hob sich der Y-Job von allem bisher gebauten ab.
Auch wenn der Y-Job nie in Serie ging, legte er den Grundstein für modernes Automobildesign. Seine schlanken Linien und technischen Neuerungen beeinflussten Generationen von Fahrzeugen, darunter den Buick Riviera und den Chevrolet Camaro. 2003 wurde das Erbe des Y-Job mit dem Buick Blackhawk erneut aufgegriffen, einem Showcar, das viele Designelemente des Originals übernahm.
Heute gehört der erste Prototyp zur Sammlung von General Motors. Es wurde über mehrere Jahre restauriert und ist heute gelegentlich auf besonderen Veranstaltungen zu sehen. Aktuell steht es meist im GM Heritage Center in Sterling Heights, Michigan, wo es als eines der wertvollsten Stücke der Sammlung gilt.