Bugatti 37 und Amilcar CS - Teuer vs. günstig

Vorkriegs-Rennlegende und billige Alternative

Ein Bugatti gilt vielen als Krone der automobilen Schöpfung, die Preise sind entsprechend. Gerade der sportliche Bugatti 37 ist ein Traumwagen für die meisten Vorkriegsfans - leider ist er mit Preisen ab 400.000 Euro so teuer, dass ihn sich nur die wenigsten leisten können. Mit einem Amilcar fährt man dagegen für weniger als ein Zehntel des Preises zurück in die 20er.

Bugatti 37, Frontansicht Foto: Archiv 16 Bilder

Automobilhistoriker sind sich einig: Der Grund für die unfassbar vielen Rennsiege der Bugatti-Grand-Prix-Modelle in den 20er-Jahren liegt auch darin, dass manche Startlisten damals eine erdrückende Übermacht an Autos mit dem hufeisenförmigen Kühler verzeichneten und mangels ernsthafter Konkurrenz am Ende wohl nur ein Bugatti gewinnen konnte. Doch das ist nur die halbe Wahrheit.

Fakt ist eben auch, dass Ettore Bugatti mit dem achtzylindrigen Typ 35 - bis heute der erfolgreichste Rennwagen aller Zeiten - ein ganz großer Wurf gelungen war. Gleiches gilt für seinen etwas kleineren Bruder, den Typ 37 mit 1,5-Liter-Reihenvierzylinder. Dieser leistet ohne Kompressor gerade mal rund 60 PS, allerdings bringt der 37 auch nur 700 kg auf die Waage - mit 100 Litern Brennstoff an Bord.

Ein Bugatti 37 macht das, was sein Fahrer will

Eine Fahrt mit dem damals in der sogenannten Voiturette-Klasse sehr erfolgreichen Bugatti Typ 37 offenbart die gesamte Faszination eines Grand-Prix-Bugatti: Das Auto fährt wesentlich harmonischer und leichtfüßiger als die damaligen Konkurrenten. Der OHC-Motor begeistert mit einem breiten nutzbaren Drehzahlband von 2.000 bis 4.500 Touren, das Getriebe schaltet sich mit ein wenig Übung kinderleicht - als Gegenbeispiel empfehle ich, es einmal bei einem Vintage-Bentley zu versuchen -, die präzise Lenkung ist ein Gedicht, und das Fahrwerk erlaubt trotz schmaler Reifen unglaublich hohe Kurvengeschwindigkeiten.

Driften über alle vier Räder gerät damit zur leichten Übung, und darin liegt das Erfolgsgeheimnis: Ein Bugatti 37 macht das, was sein Fahrer will, und er macht es ihm leicht. Der Pilot kann sich ausschließlich ums Renngeschehen kümmern.

Preisfaktor 10

Kein Wunder also, dass Bugatti 37 so begehrt sind - und teuer: Ein echter Typ 37 kostet mindestens 400.000 Euro. Zum Glück gibt es Alternativen, schließlich war ein Bugatti schon in den goldenen 20er-Jahren nur ein Gefährt für wirklich vermögende Fahrer. Alle anderen wichen beim Thema Sportwagen bereits damals auf die französischen Cyclecars aus, allen voran auf die schnittigen Amilcar aus dem Pariser Vorort Saint-Denis.

Diese Amilcar CS und die sportlicheren CGS und CGSs konnten es zwar nicht wirklich mit den Autos aus Molsheim aufnehmen - das vermochten nur die sechszylindrigen C6 und CO, die dafür heute auch so viel kosten wie ein Bugatti. Für damalige Verhältnisse aber zählten sie mit ihren 30 bis 40 PS starken seitengesteuerten Vierzylindern zu den ganz Schnellen auf den Straßen.

Auf Serpentinenstrecken sind Amilcar in ihrem Element

Bis zu 130 km/h waren mit den nur 530 kg leichten Zweisitzern drin, Fahrwerk und Bremsen waren dem für damalige Verhältnisse angemessen. Heute vermitteln die kleinen Franzosen von Amilcar vor allem auf schmalen, gewundenen Landstraßen immer noch jede Menge sportlichen Fahrspaß.

Die simple Technik der Amilcar CS ist einfach zu warten, nur Ersatzteile gibt es natürlich nicht beim Händler um die Ecke. Freundschaftliche Beziehungen zu anderen Amilcar-Fahrern, vor allem in Frankreich, sind lebensnotwendig, rudimentäre Kenntnisse der französischen Sprache kein Fehler.

Preislich geht es bei 35.000 Euro los für einen Amilcar CS, CGS und CGSs gibt es nicht unter 50.000 Euro. Das eigentliche Problem aber liegt woanders: Während es bei Bugatti schwerfällt, echte Autos aufzutreiben, muss man bei Amilcar erst einmal jemanden finden, der sein fahrbereites Cyclecar verkauft. Die Besitzer wissen, was sie haben.

Darauf sollten Sie beim Bugatti 37achten

Wie beim Typ 35 sollte man sich auch beim Bugatti 37 vor neu gebauten Replikas hüten. Wobei grundsätzlich viele Exemplare irgendwann im letzten Jahrtausend aus Teilen zusammengetragen wurden - weshalb der Preis (ab 400.000 Euro) stark vom Originalitätsgrad abhängt.

Technisch dagegen gibt es beim Bugatti 37 kaum Probleme. "Im Unterschied zum Achtzylinder ist der gleitgelagerte Vierzylinder sehr robust", erklärt Spezialist Thomas Feierabend.

Darauf müssen Sie beim Amilcar CS, CGS, CGSs achten

Die Amilcar-Szene ist klein, aber rege. Das führt dazu, dass Autos selten auf den Markt kommen, sondern meist nach Jahren der Verhandlung und des Versprechens unter Freunden zu Preisen ab 35.000 Euro weitergereicht werden. Für eine faustdicke Überraschung sorgte dieser Amilcar CGSS von 1927. Er wurde 2015 bei der Artcurial-Auktion der Baillon-Sammlung für 46.000 Euro verkauft - das Estimate lag bei 3.000 bis 5.000 Euro.

Die Technik des Amilcar zeigt sich grundsätzlich robust. "In jüngster Zeit gab es allerdings immer wieder Probleme mit Rissen in den Motorblöcken", erklärt Detlef Kayser (Tel. +49 (0)160 92382423) vom Cercle Pegase Amilcar.