BMW Z4 ab 10.000 €
Knackiger Roadster im Bangle-Design
Das Design von Chris Bangle wurde wie alle seine Kreationen heftig diskutiert. Doch mit der Zeit wird der BMW Z4 attraktiver. Zudem ist der Z3-Nachfolger ein waschechter Roadster.
24.10.2015 Dirk Johae
Dem Roadster-Thema ging der US-Formenkünstler Chris Bangle auf den Grund und studierte in der hauseigenen historischen Sammlung die Formen von offenen Klassikern der Marke – den BMW 328 zum Beispiel und den 507 von Loewy-Schüler Albrecht Graf Goertz.
BMW Z4 trägt Erbgut klassischer Roadster in sich
Chris Bangle stellte den BMW Z4 formal weit mehr in die Tradition seiner Vorväter als die offenen Mobile Z1 und Z3. Dass er und sein Gestalter-Team das Erbgut klassischer Roadster fürs 21.Jahrhundert adaptierten, zeigt sich auch im Innenraum: Wo BMW früher die Bedienelemente wie ein Erkennungszeichen ergonomisch Richtung Fahrer drehte, überrascht jetzt ein glattflächiges Armaturenbrett die Insassen.
Das Dreispeichen-Lenkrad des BMW Z4 erinnert an klassische Vorbilder, aber es liegt wie ein aktuelles Ausstattungsstück in der Hand, und auch der wulstige Airbag-Deckel verrät, dass man in einem moderneren Roadster sitzt. Und der Sportsitz hat nun rein gar nichts mehr vom Gestühl eines 507 oder gar 328.
Drehfreude als Lifestyle
Der unter der Haubenkuppel des BMW Z4 lauernde Reihensechszylinder lässt keinen Zweifel an seiner neuzeitlichen Klasse: Nicht umsonst gewann BMW für den intern M64 bezeichneten Motor mehrere Auszeichnungen. Der 231 PS starke Dreiliter macht mit seiner Drehfreude richtig Spaß und wirkt als Leisetreter gegenüber der Horde von prollig blökenden Sportlern wie ein allem lauten Gehabe abholder Grandseigneur der alten Schule.
Man posaunt die Leistung nicht durch den Auspuff, sondern man hat sie einfach. In 6 Sekunden schüttelt der bayerische Roadster den Sprint aus dem Stand auf 100 km/h aus dem Ärmel, auf wenig mehr als 400 Metern erreicht der BMW Z4 160 km/h.
Aber will man den BMW Z4 einer stumpfsinnigen Autobahnhatz mit ständigem Hin und Her zwischen Beschleunigen und Bremsen opfern? Gleich an der nächsten Abfahrt geht es auf die Landstraße, am liebsten zu exotischen Tageszeiten oder fernab der Ballungsräume, um im Kurvengeschlängel ungestört zu sein.
Im Z4 reitet man fast auf der Hinterachse
Wenn mir ein Streckenabschnitt besonders gut gefällt, fahre ich ihn mit dem agilen BMW Z4 gleich noch mal. Zwar stört das unnatürliche Gefühl der elektrischen Lenkung etwas, aber das ist beim Gasgeben am Scheitelpunkt der Kurve ganz schnell wieder vergessen. Das sehr gute Fahrgefühl wird durch die Sitzposition noch verstärkt: Man sitzt fast auf der Hinterachse. Der Radstand von fast 2,50 Metern schafft einen guten Kompromiss aus Wendigkeit und verlässlichem Geradeauslauf.
Sicher gibt es offene Zweisitzer mit mehr Leistung, größerem Hubraum und verkünsteltem Tuning-Bling-Bling: Aber mir reicht der BMW Z4 für meine Spaßtouren auf kurvigen Sträßchen. Ich würde mich selbst mit dem kleinsten Motor begnügen, der mit 2,5 Litern Hubraum 192 PS leistet und auf dem Youngtimer-Markt zudem leichter zu finden ist.
Hart und kompromisslos – ein echter Roadster
Aber hat dieser BMW Z4 keinen Haken? In Neuwagentests werden der mit einem Volumen von 240 Litern zu kleine Kofferraum und zu wenig Ablagen bekrittelt. Nun ja: Das ist eben bei einem Roadster so. Auch das harte Fahrwerk und der damit verbundene bescheidene Komfort gehören zum Charakter dieses Autos wie bei den ursprünglichen, meist englischen Roadstern auch. Pat Moss verspottete ihren Austin-Healey im Rallye-Trimm einst als „Schwein“. Damit beschrieb sie das bockige Fahrverhalten ihres Werkswagens der British Motor Corporation (BMC). Nach erfolgreicher Karriere im Rallyesport und normalen Straßenverkehr entwickelte sich gerade der Big Healey zum beliebten Klassiker, wahrscheinlich gerade wegen seiner Eigenheiten.
Auch die seinerzeit vom ams-Tester bemängelten lauten Wind- und Abrollgeräusche stören mich nicht: Das gehört für mich zum Charakter dieses Autos. Wahrscheinlich ist der BMW Z4 eines der letzten Autos für Puristen. Es reicht ja schon, dass er Servolenkung, ABS, ein elektronisches Stabilitätsprogramm und Elektrik für Fenster und Dach hat.
Weg mit dem Windschott
Immerhin lässt sich das Windschott, das zwischen den beiden Überrollgevierten klemmt, auf Nimmerwiedersehen entfernen. Alles, was den Genuss des Offenfahrens im BMW Z4 stört, muss schlicht und einfach weg.
Zwar ist der BMW Z4 Roadster wegen seiner recht umfangreichen Sicherheits- und Komfortausstattung gemessen an historischen Vorbildern verhältnismäßig schwer. Aber die BMW-Ingenieure haben es geschafft, das Leergewicht des 3.0i unter 1,4 Tonnen zu drücken. Dem Fahrspaß stehen die Kilos zum Glück nicht im Weg.
100 kg mehr als der Vorgänger
Im Vergleich zum Vorläufer BMW Z3 wiegt BMWs jüngerer Roadster mit dem gleichen Motor zwar rund 100 Kilogramm mehr. Das macht sich aber im Fahrverhalten nicht bemerkbar. Dafür fällt die deutliche Qualitätssteigerung bei der Verarbeitung des auch in Spartanburg (USA) gebauten BMW Z4 angenehm auf. Der Vergleich mit dem älteren Bruder ist äußerst reizvoll.
Zwar legte der ab 2002 gebaute Nachfolger BMW Z4 in Länge und Radstand nur fünf beziehungsweise sechs Zentimeter zu, aber die gesamte Erscheinung wirkt wesentlich stattlicher. Möglicherweise liegt das auch an der um rund neun Zentimeter gedehnten Breite.
Sie kommt Fahrer und Beifahrer im Innenraum zugute und löst die spartanische Enge des Z3-Cockpits auf. Aber auch die unter der Leitung von Chris Bangle entwickelte Form verwandelt eine recht traurige Gestalt mit unharmonischen Proportionen in einen selbstbewussten Auftritt.
Klassischer Charakter
Mit großem Schwung hebt sich die Frontpartie, worauf sich die Seitenlinie bis zum Hüftknick senkt – ein Zitat der klassischen Roadster-Linie aus den 50er-Jahren. Das Heck des BMW Z4 dagegen endet aerodynamisch-schroff mit einer Abrisskante, wo bei den Vorbildern vom BMW 328 über Jaguar XK und Austin-Healey bis hin zum neoklassischen Wiesmann Roadster die hintere Partie mit sanftem Abschwung ausblendete.
Den Gesamteindruck des BMW Z4 stören allerdings der Bangle-Bogen im Bereich der Türschweller und die sich überschneidenden Linien, die mit dem Z4 Einzug in die BMW-Karosseriegestaltung gefunden haben. Immerhin schuf der US-Designer einen unverwechselbaren Stil für die Münchner: Der Z4 ist auf den ersten Blick als typischer BMW zu erkennen, und wäre das selbst ohne die künstlich vergrößerte BMW-Niere im Bug.
Topmodell BMW Z4 M mit 343 PS
Kurz vor dem Facelift bediente BMW jene Leistungs-Fans, die einen BMW Z4 mit noch mehr Kraft brauchten: Mit dem 343 PS starken Z4 M, unter dessen Haubenkuppel der 3,2-Liter- Sechszylinder schnaubt, geht es noch mal zügiger vorwärts: In nur fünf Sekunden sprintet der Z4 von der M GmbH von 0 auf 100 km/h.
Bemerkenswert: Der BMW Z4 M verfügt über eine hydraulische statt der bei allen anderen Versionen üblichen elektrischen Lenkung. Vom im Juni 2006 nachgezogenen Coupé bietet BMW sogar eine 400 PS starke Kundensportversion für die GT-Kategorie an. Aber so viel Leistung ist gar nicht nötig, um den Z4 zu genießen.
Starke Sechszylinder
Selbst mit dem 2,2 Liter großen Basismotor, der von 2003 bis 2005 im Angebot war, bietet der BMW Z4 mit 170 PS ausreichend Fahrspaß. Das Nachfolgeaggregat, der 150 PS starke Zweiliter-Vierzylinder, findet wahrscheinlich wegen der spartanischen Ausstrahlung im Vergleich zum seidenweichen Lauf der Sechszylinder doch recht wenig Anhänger.
Noch wird der Z4 von BMW nicht vom Classic-Bereich betreut: Doch das ausgereifte Konzept mit steifer Karosserie, starken Saugmotoren und dem sehr guten Fahrwerk spricht für eine große Beliebtheit auch in Zukunft. Und das Design bietet sicher weiterhin viel Gesprächsstoff.
So viel kostet der BMW Z4 Roadster
Die Preise für einen alltagstauglichen BMW Z4 liegen irgenwo zwischen 6.500 und 20.000 Euro. Classic-Analytics gibt für einen Z4 Roadster im Zustand 2 rund 15.900 Euro an. Doch gute Fahrzeuge findet man auch schon deutlich darunter. Zustand-4-Exemplare stehen mit 4.900 Euro in der Liste. Zwischen diesen beiden Marken spielt sich das meiste auf dem Markt ab.
Mit etwas Zeit bei der Suche kann man auch schon für unter 10.000 Euro scheckheftgepflegte Ersthandautos mit weniger als 80.000 km finden.