BMW 3.0 CSL
Der Understatement-CSL
Drei nüchterne Buchstaben versetzen Sportwagen-Fans seit den 70er-Jahren in Hochstimmung: CSL nennt BMW die Leichtbauversion seines Coupés, die als Grundlage für den erfolgreichen Renntourenwagen dient.
25.08.2015
Dirk Johae
Foto: Gudrun Muschalla
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Orange, schlank, stark: Der BMW 3.0 CSL ist auf der Rennstrecke ganz in seinem Element. Dank des geschmeidigen und durchzugstarken Sechszylinders macht das Coupé richtig Spaß.
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Zauberformel CSL: Für die Leichtbauversion des CS speckten BMW und den Sportspezialisten Alpina rund 200 Kilogramm ab. Dank nur 1145 Kilogramm Leergewicht wirkt das Coupé fast spielerisch leichtfüssig.
Foto: Gudrun Muschalla
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Coole Farbe Colorado: Nicht zuletzt dank der kräftigen Farbe zählt der CSL aus dem Baujahr 1972 zu den Publikumslieblingen bei Oldtimer-Rallyes wie zum Beispiel der Sachsen Classic.
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Schwarze Zierstreifen: Äußerlich ist die Leichtbauversion des BMW-Sechszylinder-Coupé kaum von der zivilen Version zu unterscheiden. Erkennungszeichen sind die seitlichen Zierstreifen in Schwarz und die eingesparte vordere Stoßstange.
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Teures Vergnügen: Mit 31.950 Mark erreichte der Preis für das bayrische Coupé Porsche-Niveau. Der Capri RS, erster Rivale bei den Tourenwagenschlachten auf der Rennstrecke, war für die Hälfte zu haben.
Foto: Hardy Mutschler
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Rarität: Der BMW 3.0 CSL gehört noch zu der ersten Generation des Modells, von der ab Mai 1971 nur 169 Exemplare gebaut wurden. Unter der Haube arbeitet noch der herkömmliche Vergasermotor.
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Gleiches Fahrwerk: Die Radaufhängung arbeitet nach dem gleichen Prinzip wie beim Einspritzmodell CSI. Vorn sorgen McPherson-Federbeine für Bodenhaftung, hinten eine Schräglenkerachse.
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Schüchternes Modellemblem: Seinen wahren Charakter verbirgt der colorado-farbene CSL geschickt. Nur der Kenner bemerkt die Leichtbauversion.
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Typisches Gesicht: Die Doppelscheinwerfer und der schmale, schwarze Kühlergrill machen die Vorderansicht der E9-Baureihe von BMW unverwechselbar.
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Typisches Detail: Die seitlichen Kiemen in den vorderen Kotflügeln sind ein optisches Erkennungszeichen den Sechszylinder-Coupés und tauchen als Designzitat auch bei jüngeren BMW-Sportversionen auf.
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Chromzierat: Die silberglänzenden Zierelemente an der bei Karmann in Rheine gebauten Karosserie verraten die etwas komfortablere Version des CSL. Bei den Wettbewerbsversionen fehlte der Schmuck.
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Typenschild: Die eingeschlagene Chassisnummer weist das colorado-farbene E9-Coupé zweifelsfrei als einen von 169 CSL mit Vergasermotor aus.
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Braver Motor: Gegenüber der Serienversion des 2800 CS, die Basis des bereits erfolgreich eingesetzten Renntourenwagens, verfügte das Dreiliter-Coupé über 200 cm3 mehr Hubraum und ein Leistungsplus von 10 PS.
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Griffiges Steuer: Das Sportlenkrad mit den durchlöcherten Speichen entspricht ganz dem Geschmack der Zeit und unterstreicht dekorativ die Leichtbau-Philosophie des CSL.
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Übersichtlich: Tacho und Drehzahlmesser in der Mitte, ein Kombiinstrument für die Anzeigen für Benzinstand und Wassertemperatur sowie eine Uhr rechts müssen als Informationsquelle für den Fahrer reichen.
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Passgenau: Die Schalensitze für Fahrer und Beifahrer bieten sehr guten Seitenhalt.
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Vier Gänge: Das Getriebe lässt sich problemlos schalten, nur die Schaltwege sind zu lang. Der schlanke Holzknauf liegt gut in der Hand.
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Alpina-Look: Die Leichtmetallfelgen vom Format 7J x 14 stammen aus dem feinen Sortiment von Burkhard Bovensiepens Firma. Sie sind um einen Zoll breiter als die Felgen des zivilen CS.
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Umbruchzeit: Der von Alpina entwickelte CSL entsteht in einer Phase, als BMW keinen Werkssport betreibt. Die Basisarbeit von Bovensiepens Team hilft bei der Rückkehr der Münchener ab Mitte 1972.
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Noch kein Batmobil: Der Frontspoiler, die Luftleitfinnen vorn, der Dachspoiler oberhalb der Heckscheibe und der Heckflügel folgen erst 1973 beim CSL mit Einspritzmotor.
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Aber auch ohne das typische Flügelwerk macht der sportliche E9 eine gute Figur. Die schlanke Erscheinung unterstreicht den Leichtbau-Charakter und bewahrt der Karosserie ihre Eleganz.
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Kraftvoll und durchzugsstark: Der seidenweich laufende Sechszylinder ist ein echter Genuss und vereint die Noblesse eines Coupés mit der Leistungsstärke eines Sportwagens.
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Wie eine Katze schleicht der CSL fast lautlos über das grobe Kopfsteinpflaster die Steile Wand von Meerane herauf.
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Im Starterfeld der Sachsen Classic gehört extrem seltene Understatement-CSL zu den Stars.
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26 Das liegt auch an der zeitlos schönen Karosserieform, die 1968 mit dem 2800 CS eingeführt wurde. Dazu überarbeiteten die BMW-Karosseriespezialisten die Linien des unglücklichen Vierzylinder-Coupés 2000 C/CS.
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Sechszylinder-Power und filigrane Karosserielinien: Der BMW 3.0 CSL ist auch optisch ein wahrer Leichtathlet.
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Sightseeing an Schloß Purschenstein in Sachsen: Historische Architektur trifft klassisches Auto-Design.
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Der CSL kann beides: Posen vor stilvoller Kulisse…
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…und kraftvoller Auftritt auf der Landstraße.
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Der BMW CSL ist ein faszinierendes Auto mit unverfälschtem Charakter.
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Starker Antritt: Wenn es sein muss, sprintet der CSL in nur acht Sekunden aus dem Stand auf 100 km/h.
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Die Topspeed des Zweitürers liegt bei 215 km/h.
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Der 180 PS starke Sechszylinder ist durchzugsstark und bietet ausreichend Leistung auch niedrigen Drehzahlen.
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Der Vorläufer des späteren Tourenwagen-Europameisters wirkt schon in der Vergaserversion sehr selbstbewusst.
Foto: Hardy Mutschler
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Zwei Sehenswürdigkeiten: BMW CSL und die historischen Gebäude der Saigerhütte.
Foto: Hardy Mutschler
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Die BMW-Ikone fährt bei der Gläsernen Manufaktur in Dresden vor. Die 650 Kilometer der Sachsen Classic sind viel zu schnell vorbei.
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Ziel erreicht: Jetzt sollte es mit dem BMW Coupé zurück auf Los gehen…
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… hoffentlich gibt es ein zweites Mal.
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Zunächst wandert die Rarität zurück in die Garage von BMW Group Classic.
Foto: Gudrun Muschalla
Schon die erste Begegnung lässt keine Fragen offen: Die Doppelscheinwerfer wie der Anblick eines Raubtiers vor dem Angriff, die giftig-orange Lackierung wie von einem Rennwagen in Jägermeister-Farben („Tarnname“: Colorado), die fehlende, vordere Stoßstange wie bei einem Halbstarken-Racer aus den Siebzigern. Dazu passen auch das dünne Lederlenkrad mit drei durchlöcherten Speichen und die beiden schwarzen Schalensitze mit dünnem Stoffbezug.
Der Sitz saugt mich ein, ich ziehe ihn ein Stück nach vorne, mit seinem Einrasten drehe ich den Zündschlüssel. Ein Gasstoß und der Sechszylinder singt heiser, die Nadel des Drehzahlmessers zuckt. Vier, fünf kurze Gedenksekunden, die ich dem seidenweich im Leerlauf schnurrenden Sechszylinder vor mir widme, dann greife ich mit meiner rechten Hand den schlanken Holzknauf des Schaltstocks und schiebe den ersten Gang ein.
200 Kilogramm leichter
Ich lasse die Kupplung kommen und der BMW 3.0 CSL rollt geschmeidig an. Ohne Mühe beschleunigt der elastische Motor das 1.145 Kilogramm-Coupé. Dank einer Diät mit Leichtbauteilen wie Motorhaube, Kofferraumdeckel und Türen sowie Dünnglas hat der Zweitürer gegenüber seinem Schwestermodell CS 200 Kilogramm abgespeckt. Diese Magerkur gönnt ein großer Autohersteller seinem Spross nur dann, wenn er ihn in einen Wettbewerb schicken will.
BMW selbst hatte das allerdings gar nicht vor: Der BMW 3.0 CSL entstand 1971, weil die im Tourenwagensport engagierten Privatteams Alpina und Schnitzer die Firmenzentrale in München zu einem leichteren Coupé drängten. Der CS musste Gewicht verlieren, um weiter konkurrenzfähig zu sein: Es fehlte eine mit Leichtbauteilen bestückte Serienversion als Basis für einen leichten Renntourenwagen. Zum Vergleich: Der Capri RS der ärgsten Widersacher aus Köln wog allein in seiner Straßenversion 350 Kilogramm weniger als der BMW 3.0 CS.
Alpina machte den Anfang
Aber BMW hatte seine Motorsportabteilung aufgelöst und der neue Vorstandchef Eberhard von Kuenheim konzentrierte das Unternehmen auf die Ausweitung der Produktionskapazitäten, den Ausbau des Modellprogramms und das Erschließen neuer Märkte. Allerdings bekam die Alpina-Mannschaft um Burkhard Bovensiepen von Vertriebs-Vorstand Paul Hahnemann nach hartnäckigem Drängen die Freigabe, eine erleichterte Version des 3.0 CS zu entwickeln.
Ab Mai 1971 wurde der BMW 3.0 CSL verkauft: Nur die seitlichen Zierstreifen mit dem Schriftzug und die fehlenden vordere Stoßstange verraten die Leichtbauvariante des E9-Coupés. Allerdings blieb der Sechszylinder-Reihenmotor der gleiche wie im ursprünglichen Coupé: Zwei Register-Fallstromvergaser sorgten für die Gemischaufbereitung, das Einspritzaggregat folgte erst im Jahr darauf.
BMW 3.0 CSL war kein Verkaufserfolg
180 PS leistet der vorn eingebaute Motor, dessen Kraft dank dem auf 1.145 Kilogramm reduzierten Gewicht besser zur Geltung kommt. Das Coupé fährt komfortabel und vermittelt dank der großen Fensterflächen ein sehr angenehmes Raumgefühl. Allerdings kassierte BMW für den CSL einen saftigen Aufpreis: Exakt 4.110 Mark kostete die Leichtbauversion mehr als der CS in Normalversion. Ein Verkaufserfolg wurde der BMW 3.0 CSL nicht.
Aber die schlanke Zahl von 169 Autos macht aus dem puristischen Ur-CSL heute ein Sammlerstück, zumal die Optik ohne Spoiler und die Technik ohne die elektronisch gesteuerte Bosch-Benzineinspritzung nur etwas für Enthusiasten ist. Es dauerte bis zum August 1972, bis der BMW 3.0 CSL mit dem 200 PS starken Motor angeboten wurde. Der neue Sechszylinder verfügte dann über knapp mehr als Dreiliter-Hubraum, um die Rennversionen entsprechend dem Regelwerk auf die Hubraumgrenze von 3,5 Litern aufbohren zu können.
Streifenwagen ab 1973
Richtig Schwung nahm das Projekt CSL erst auf, als Jochen Neerpasch gemeinsam mit seinem Technikexperten Martin Braungart mitten in der Saison 1972 von Ford zu BMW wechselte und den Werksauftritt mit der neuen Motorsport GmbH in neue Dimensionen führte. Mit dem dreifarbigen Streifendekor sorgte er die heute genutzten Motorsportfarben, mit der Weiterentwicklung des BMW 3.0 CSL zum Symbol für die neue Ära.
1973 gewann Toine Hezemans im Werks-CSL die Tourenwagen-Europameisterschaft, nicht zuletzt dank der Evolutionsstufe mit dem Flügelpaket. Ab 1975 sorgten Privatteams wie Faltz, Alpina, Luigi Racing und Jolly Club für fünf weitere EM-Titel in Folge. Dazu kamen Einzelsiege wie vier Erfolge beim 24-Stunden-Rennen von Spa-Francorchamps, der Erfolg beim 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring von Niki Lauda und Hans-Peter Joisten im Alpina-CSL und die Erfolge mit dem BMW 3.0 CSL in den USA.
Auf der Ideallinie durch Sachsen
Diese Erfolgsgeschichte schwingt mit, als ich den BMW 3.0 CSL über die sächsischen Landstraßen steuere. Wahrscheinlich hatten die Erfolgsfahrer wie Stuck, Hezemans, Lauda oder Quester die gleiche Aussicht auf die flache Motorhaube und hörten ein ähnliches Trompeten aus sechs Zylindern wie ich, als sie in den 70er-Jahren auf der Ideallinie durch die legendären Streckenabschnitte der Rennstrecken, das Brünnchen am Nürburgring oder Eau Rouge in Spa zum Beispiel, ihre Erfolge erkämpften.
Auf kurvigen Strecken verlangt der Ur-CSL allerdings eine schaltfreudige Fahrweise mit dem Viergang-Getriebe: Nur jenseits der 3.500 Umdrehungen entwickelt der kurzhubig ausgelegte BMW-Motor ausreichend Kraft, um zügig voranzukommen. Das Fahrwerk des BMW 3.0 CSL neigt in engen Biegungen zum leichten, aber leicht kontrollierbaren Übersteuern.
Der BMW 3.0 CSL mag es flüssig
Die Bremsanlage mit Scheiben vorn und hinten ist ausreichend dimensioniert. Allerdings fährt sich der BMW 3.0 CSL am besten flüssig ohne allzu großen Bremseinsatz: Das passt zum ausgewogenen Charakter des Coupés, das bei Karmann in Rheine. Als die Zielflagge der Sachsen Classic nach zweieinhalb Tagen und rund 560 Kilometern Gesamtdistanz fällt, möchte ich den Schlüssel eigentlich nicht abgeben: Der Understatement-CSL ist ein feiner, ausgewogener Charakter und ein historisch bedeutendes Auto. Mit ihm startete die CSL-Legende.
Was will man mehr? Aber jetzt finden Sie mal einen, der in seiner ursprünglichen Form erhalten geblieben ist…