BMW 728 bis 745i (E23) Kaufberatung

Moderne S-Klassen-Alternative der 70er

Mit der Einführung des 7er-E23 im Jahr 1977 wagte BMW den Schritt in die Oberklasse und stellte sich damit der Konkurrenz aus Stuttgart. Wer diesen Klassiker heute kaufen möchte, sollte auf einige Dinge achten, und zwar nicht nur die üblichen Roststellen.

BMW 7er E23 von 1982 735i Foto: Carina Mollner 22 Bilder

Die erste 7er Reihe von BMW trat mit dem Marktstart 1977 in große Fußstapfen. Nämlich in die der sportlich angehauchten Oberklassen-Limousine E3. Sie verkaufte sich im Bauzeitraum von 1968 bis 1977 genau 222.096 Exemplare. Das waren weitaus mehr als etwa die A-/B-Baureihen des Opel Kapitän, Admiral und Diplomat im selben Zeitfenster. Dennoch war nicht alles Gold, was sich gut verkauft. Der E3 wies deutliche Schwächen auf, die BMW mit dem Nachfolger E23 ausbügeln musste, um gegen den Konkurrenten aus Stuttgart – die S-Klasse-Baureihen W 116 und W 126 zu bestehen. Eine opulentere Karosserie war nötig, ebenso wie eine komfortablere Federung und einen kräftigen Motor, um gegen die V8-Motoren der Konkurrenz aus Stuttgart bestehen zu können.

Der Sechszylinder aus dem E3 hatte sich bereits bewährt und war problemlos auf 3,5 Liter Hubraum erweiterbar. So entschied BMW, den M30-Motor für den 7er zu verwenden. Das E3-Fahrwerk ließen die Ingenieure ebenfalls grundsätzlich unverändert. Sie erweiterten die Vorderachse um einen weiteren Anlenkpunkt und nannten sie Doppelgelenk-Federbeinachse. Die Hinterachse blieb technisch unverändert, aber die Spur wuchs auf beiden Seiten um sechs Zentimeter an. Große technische Neuerungen verzeichnet der E23 seinem Vorgänger gegenüber nicht. Doch dafür baut BMW erstmals eine Zentralverriegelung und die elektronische Check-Control in eine Limousine ein. Die kleine Spielerei hatte der E24 ein Jahr zuvor auch schon bekommen. Ein weiteres Novum ist die lautlose Heizungs- und Lüftungsregelung.

Zu Beginn baute BMW den 728 und 730 mit Vergaser und den 733i mit Einspritzung. Ab September 1979 erhielten alle Motoren die elektronische Saugrohreinspritzung L-Jetronic von Bosch. Es folgten die Modelle 725i, 728i, 732i und 735i. 1980 ergänzte der 745i als Topmodell das Portfolio. BMW setzte dem 3,2-Liter-Motor einen Turbolader und einen Ladeluftkühler auf. Das ergab schließlich eine Leistung von 252 PS.

Wir beziehen uns hier auf den oben gezeigten 735i von 1982 mit 218 PS bei 5.200 Umdrehungen. Mit dem Baureihenwechsel hin zum E32 ab 1986 brachte BMW dann die endgültige Antwort auf die S-Klasse W126 auf den Markt. Diese hatte in der höchsten Motorisierung 300 PS und 5,6-Liter Hubraum. Stuttgart konterte damit den BMW 750i mit V12-Motor, 4,9 Liter Hubraum und 300 PS.

So fährt er sich

Mit großen und schweren Limousinen lässt es sich natürlich hervorragend cruisen. Im Gegensatz zum Vorgänger E3 spürt man im E23 die Größe und das Gewicht des Autos. Doch dieses würdevolle Gleiten verliert sich schnell, sobald die Tachonadel die 80-km/h-Marke überschreitet und eine kurvenreiche Landstraße in Sicht ist. Dann packt die BMW-typische Kurvenfreude auch den 7er und der Fahrer spürt den sportlichen E3, der dem 7er ja noch in den Genen steckt.

Allerdings hat sich der Fahrkomfort deutlich verbessert. Das Getriebe schaltet sich präzise und die Servolenkung arbeitet sauber. Wer hinter dem Steuer das Gefühl des schweren Wagens schätzt und dennoch nicht gänzlich auf eine sportliche Abstimmung verzichten möchte, der kann mit dem E23 glücklich werden. Außerdem bietet er sich durch seinen Komfort und die Geräumigkeit als Reiseauto an.

Karosserie-Check

Siebener-BMW sind ab Modelljahr 1982, zeitgleich also mit dem aerodynamischen Facelift, bemerkenswert gut gegen Rost geschützt. Grund dafür ist die Senkrecht-Tauchgrundierung. Dennoch tauchen nach rund drei Jahrzehnten ein paar Schwachstellen auf. Zuerst bildet sich Korrosion an den hinteren Radläufen sowie an den Schraubkanten der Kotflügel, ebenso neigen die Wagenheberaufnahmen zum Rostbefall.

Die braune Pest nistet sich auch gern an den Schwellerspitzen vorn und hinten beim Übergang zum Radhaus ein. Häufig sind die Türkanten an den Bördelfalzen befallen. Die Benzintanks neigen auch zur Rostanfälligkeit, weil sich zwischen Blech und Fangband Spritzwasser und Schmutz sammeln kann. Das führt über einen längeren Zeitraum zu Rostbildung mit Undichtigkit.

Dringt Wasser in undichte Scheinwerfer des ersten Siebener-BMW, werden die Reflektoren matt. Die frühen "Blechnasen"-Modelle rosten genau dort und außerdem an den Federdomen in Motor- und Kofferraum sowie an den Stehblechen. Schiebedach- und Heckscheibenrahmen werden ebenfalls häufig von Unterrostungen heimgesucht. Hier beim Kauf genau hingucken, ob die Abläufe des Schiebedachs verstopft sind, oder ob es gar in deren Nähe schon gammelt. Ab Modelljahr 1980 bessert sich die Blechqualität allmählich.

Die Innenausstattungen sind qualitativ hochwertig und somit haltbar. Die Velourspolsterung ab BMW 733i/732i neigt zum Ausbleichen und vor allem an der Hutablage sowie den hinteren Kopfstützen zum Verlust des feinen Plüschflors. Die mit Kunstleder bezogene Instrumentenbrettauflage zeigt gelegentlich Rissbildung. Der Drehzahlmesser und das Kombiinstrument können ausfallen.

Technik-Check

Der BMW-Reihensechszylinder mit einer über eine Duplexkette angetriebenen Nockenwelle verbindet Leistung, hohe Laufkultur und angemessenen Verbrauch mit außergewöhnlich langer Haltbarkeit. Der in allen Bauteilen ausreichend dimensionierte Motor erreicht, regelmäßig gewartet und schonend gefahren, Laufleistungen von teilweise weit über 300.000 Kilometer.

Selten kommt es zu Rissen im Zylinderkopf, manchmal sind Ventilschaftdichtungen verhärtet, was zu Blaurauch beim Lastwechsel führt. Selbst der Turbomotor im Topmodell BMW 745i entpuppt sich erstaunlich unproblematisch: defekte Turbolader oder Ladeluftkühler sind bei gefühlvollem Umgang selten.

Im BMW 732i arbeitet erstmals eine digitale Motorelektronik (DME). Die Steuergeräte der Bosch Motronic sowie der früheren L-Jetronic für die elektronische Benzineinspritzung zeigen als Alterserscheinung Defekte. Doch keine Panik: Eine Motronic-Blackbox kostet rund 1.500 Euro. Die Vorderachse ist bei dem schweren Wagen oft ausgeschlagen.

Preise

Die Ähnlichkeit zum älteren Bruder, dem BMW 6er E24, ist dem E23 nicht von der Hand zu weisen. Dennoch erfreute sich das Coupé damals wie heute einer größeren Beliebtheit. Das hindert die Preise des E23 aber nicht am Wachstum.

Für ein sehr gut erhaltenes, frühes Vergasermodell muss man bereits um die 12.000 Euro. Je nach Motorisierung verlangen die Verkäufer für die Einspritzer zwischen 15.000 und 20.000 Euro und für die Top-Version muss schon mal um die 25.000 Euro hinlegen.

Bei Einführung 1977 (BMW 735i) :
43750 Mark

Ersatzteile

Die Lage ist entspannt, die Teileversorgung über die BMW Group Classic gesichert. Dank des schon damals bei BMW hoch entwickelten Baukastensystems gibt es viele Technik-Gleichteile mit dem 5er (E28) und 6er (E24) - eine Voraussetzung für ein großes Angebot an Teilen. Für den BMW 7er spezifische Karosserie- und Ausstattungsteile bis Baujahr 1982 können aber manchmal Probleme bereiten.

Außerdem sind ausgefallene Bezugsstoffe wie Velours in ungewöhnlichen Farben oder das Buffalo-Leder etwa für Türverkleidungen schwer zu bekommen. Elektronik-Bauteile wie Motronic- oder L-Jetronic Steuergeräte sind sehr teuer - allerdings gibt es Bosch-Spezialisten, die solche Blackboxen reparieren. Das ist der Preis für hoch entwickelte und für die Zeit moderne Motorentechnik.

Schwachpunkte

  1. Kotflügelschraubkanten
  2. Stehbleche, Federbeindome
  3. Schwellerenden
  4. Wagenheberaufnahmen
  5. Radläufe und Endspitzen
  6. Federbeindome hinten
  7. Hinterachsbuchsen
  8. Traggelenke, Spurstangenköpfe
  9. Risse im Zylinderkopf
  10. Ventilschaftdichtungen
  11. Kardangelenk und Hardyscheibe
BMW 732i, Igelbild

Wertungen

Alltagstauglichkeit
Ersatzteillage
Reparaturfreundlichkeit
Unterhaltskosten
Verfügbarkeit
Nachfrage

Fazit

Der BMW 7er E23 ist ein technischer Meilenstein, der für BMW die Basis der Oberklasse schuf. Mit einem langlebigen Motor und robusten Fahrwerkslösungen bietet der E23 viele Jahre nach seiner Bauzeit noch Fahrvergnügen und Stabilität. Allerdings sollten Käufer typische Schwachstellen wie Rost an Karosserieteilen und altersbedingte Defekte an der Elektronik im Blick behalten. Dank der guten Ersatzteilversorgung und der Nähe zu anderen BMW-Baureihen ist die Restaurierung und Wartung machbar. Ersatzteile können allerdings ins Geld gehen.

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