Klassischer BMW 3er mit V10-Motor

Außen 3er E21, innen M5 E60

Über Mobile.de wird gerade ein reichlich absurder Restomod-Umbau angeboten. Dieser alte 3er hat in Polen einen Fünfliter-V10-Motor erhalten.

BMW 3er E21 mit V10-Motor des BMW M5 E60 Foto: Mobile.de 15 Bilder

Der erste BMW 3er, Werks-Code E21, war gewiss einer der sportlichsten Vertreter der damaligen Mittelklasse, deren Leistungs- und Größendimensionen nach heutigem Verständnis sehr kompakt wirken. Als 315er-Basismodell bot die zweitürige Stufenheck-Limousine gerade einmal 75 PS auf; das Topmodell 323i kam immerhin auf 143 PS.

Wie ist es einem in Polen ansässigen Schrauber also gelungen, einen Vertreter der ersten 3er-Generation (Erstzulassung April 1983) mit 600 PS zu bauen? Lachgas-Einspritzung? Ein ganzes Arsenal an großvolumigen Turboladern? Alles falsch: Der aktuell über die Plattform Mobile.de zum Verkauf stehende BMW 3er E21 hat eine Herztransplantation über sich ergehen lassen, um in neue Leistungsregionen vorzustoßen. Um genau zu sein, hat ein BMW M5 E60 (siehe Video) dem betagten Großväterchen sein Hauptorgan zur Verfügung gestellt.

S85B50 mit 600 statt 507 PS

Dabei handelt es sich bekanntlich um einen Fünfliter-V10-Benziner, Kennern bekannt unter dem Kürzel S85B50. Der Zehnzylinder-Sauger leistet im Normalfall 507 PS, allerdings weist die Verkaufsanzeige für den "Engine-Swap-3er" 600 PS aus. Wenn uns die im Internet verfügbare Übersetzungs-Software die Wahrheit erzählt, resultiert die Zusatz-Power zu etwa gleichen Teilen aus einem Chip-Tuning und einer aktiven Vierrohr-Abgasanlage, die auf Katalysatoren verzichtet. Ein maximales Drehmoment nennt der Verkäufer nicht; aber auch dieses dürfte sich jenseits der ab Werk zur Verfügung gestellten 520 Newtonmeter ansiedeln.

Aber der M5 spendiert nicht nur seinen Motor, sondern auch das siebenstufige SMG-Getriebe mit variablen Schaltzeiten. Und die komplette Radaufhängung vorne und hinten samt Hinterachs-Differenzial. Auch das ABS, die Traktionskontrolle, die Stabilitätskontrolle DSC und die elektronisch gesteuerten Dämpfer (EDC) wandern vom moderneren auf den betagten BMW über. Die aktuell mit Pirelli Sottozeros bezogenen 19-Zoll-Felgen kennen wir ebenfalls vom M5 der Generation E60.

Umfangreicher Karosserie-Umbau

Damit die Felgen und die dahinter positionierte Bremsanlage mit gelochten Scheiben und roten Sätteln überhaupt ans Auto passten, brauchte der 3er E21 größere Radausschnitte und breitere Kotflügel. Diese hat der BMW-Oldie, der laut Verkäufer 113.270 Kilometer auf dem Tacho hat, ebenso erhalten wie einen Heckflügel und eine mattgraue Lackierung. Neu sind auch die Stoßfänger vorne und hinten, die Motorhaube mit Schnellverschlüssen und die M5- (vordere Kotflügel) sowie V10-Embleme (Kühlergrill). Auf die seitlichen Rammschutzleisten verzichtet der Brutalo-3er dagegen.

BMW 3er E21 mit V10-Motor des BMW M5 E60 Foto: Mobile.de
Das Cockpit übernimmt der BMW 3er E21 komplett vom BMW M5 E60.

Innen bleibt vom Originalauto noch weniger übrig. Das Cockpit samt Schaltwippen-Lenkrad, Instrumentierung und iDrive-Infotainment samt Dreh-Drück-Steller und Bildschirm übernimmt es komplett vom M5 E60. Sogar das Surround-Soundsystem Logic 7 ist in die neue, angeblich unfallfreie Heimat umgezogen. Eine Klimaautomatik gibt es dagegen nicht – im Gegensatz zu Sportsitzen in der ersten Reihe.

Fahrbereit, versichert, zugelassen

49.000 Euro soll der BMW-Zwitter kosten. Laut Verkäufer ist das Auto fahrbereit und verfügt über eine Versicherung ebenso wie gültige Zulassung. Falls Sie sich für das Auto interessieren, müssen Sie allerdings weit reisen: Es steht in der im Nordosten Polens gelegenen Stadt Augustów. Und ob der hiesige TÜV dem M5-3er seinen Segen für eine deutsche Zulassung erteilt, steht auf einem ganz anderen Blatt. Allein die abenteuerliche Kofferraumbestückung mit Tank, Starterbatterie und offenherzig verkabelter Elektrik dürfte bei der Prüfung Stirnrunzeln hervorrufen.