Auto-Legende BMW 3er E21/E30
Markenkern mit Reihensechser und Hinterradantrieb
Siege bei der DTM, große Verkaufserfolge und Tuningsünden: Der 3er ist ein Erfolgsmodell für BMW, 323i E21 und M3 E30 gehören zu den Legenden der Marke. Was ist das Besondere am 3er? Eine kurze Geschichte von Vier- und Sechszylindern. In Reihe Marsch.
28.07.2019
Dirk Johae
Foto: Lena Willgalis
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Der erste 3er gilt längst als cooler Alltagsklassiker und als legitimer 02-Nachfolger. Die Suche nach guten Exemplaren wird langsam schwer.
Foto: Lena Willgalis
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Zu den Problemzonen der Karosserie zählen die Radhäuser, die Längsträ-
ger sowie die Schwellerspitzen. Aber auch der Scheibenrahmen und
die gesamte Heckpartie sollten sehr genau überprüft werden. Sind die
vorderen Federbeindome oder die Innenschweller bereits durchlöchert,...
Foto: Lena Willgalis
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...muss man sehr genau überlegen, ob eine Restaurierung wirtschaftlich
überhaupt noch Sinn macht. Gleiches gilt, wenn der Innenraum stark
gelitten hat. Tipp: Die Vierzylindermodelle sind in der Regel nicht ganz
so oft Opfer des Tuningwahns geworden.
Foto: Lena Willgalis
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Der M20-Sechszylinder des 323i will behutsam warm gefahren werden, ansonsten drohen Risse im Zylinderkopf. Der Zahnriemen muss regelmäßig gewechselt werden. Die klassischen Vierzylinder (M10) gelten generell als unkritisch, abgesehen von kleineren Ölundichtigkeiten.
Foto: Lena Willgalis
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Wie beim Vorgängermodell 02 sind auch beim E21 Interieur-Ersatzteile
inzwischen Mangelware. Technikteile hingegen sind kein Problem,
entweder bei der BMW-eigenen Klassiksparte nachfragen oder sich an
einen der zahlreichen Spezialisten wenden.
Foto: Lena Willgalis
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Die samtige Laufkultur und Drehfreude des 2,3-Liter Reihensechszylinder begeistern heute noch. Die 143 PS beschleunigen den E21 in 9,5 Sekunden auf Landstraßentempo.
Foto: Lena Willgalis
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Das Cockpit des E21 hat schon Merkmale moderner BMWs, die zum Fahrer orientierte Mittelkonsole ist ein Beispiel dafür. Das vierspeichige Lenkrad wirkt nicht ganz so sportlich.
Foto: Lena Willgalis
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Für das optionale Automatikgetriebe hätten sich Sportfahrer wohl eher nicht entschieden.
Foto: Lena Willgalis
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Ein BMW 323i E21 notiert aktuell im Zustand 2 bei 20.500 Euro. Exemplare im Zustand 3 sind laut Classic Analytics für rund 11.600 Euro zu finden.
Foto: Lena Willgalis
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Die Stuttgarter Karosseriefirma Baur öffnete den E21, ein Werkscabrio gab es nicht. Den TC1 konnten Kunden bei BMW-Händlern kaufen, 4595 Stück wurden gebaut - von insgesamt 1,36 Millionen E21.
Foto: Frank Herzog
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Die zweite 3er-Reihe zählt heute noch fast zum täglichen Straßenbild, was für die Qualität des Autos spricht. Doch in den letzten Jahren haben die Preise deutlich angezogen.
Foto: Lena Willgalis
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Die von den Vorgängermodellen übernommenen M10-Vierzylinder sind solide und sehr schrauberfreundlich. Der 1987 eingeführte M40-Vierzylinder neigt zu Ventilklappern, dessen Ursache auch eine eingelaufene Nockenwelle sein könnte. Das Zahnriemen-Wechselintervall (vier Jahre oder 40.000 km)...
Foto: Lena Willgalis
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...muss unbedingt eingehalten werden. Gleiches gilt für den M20-Sechszylinder, dessen Zahnriemen ebenfalls nach vier Jahren oder 60.000 km gewechselt werden sollte. Risse im Zylinderkopf sind an milchigen Ablagerungen am Öleinfüllstutzen zu erkennen.
Foto: Lena Willgalis
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Einige E30 wurden durch mehr oder weniger gut gemachtes Tuning förmlich hingerichtet, daher sollte man möglichst nach unverbastelten Exemplaren suchen. Zu den klassischen Roststellen zählen die Schweller, der Frontscheibenrahmen und die hinteren Radläufe.
Foto: Lena Willgalis
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Das meiste ist verfügbar, selbst Chromteile wie Scheiben- oder Regenrinnenleisten sowie Stoßstangen sind erhältlich. Originale Bezugsstoffe hingegen sind ein Problem. Entweder direkt zu BMW gehen oder sich an die Spezialisten wenden.
Foto: Lena Willgalis
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Der 2,7-Liter-Sechszylinder-Eta-Sparmotor mit 122 PS besticht durch seine Kraft aus dem Keller. In der hier gefahrenen Automatik-Version benötigt er für den Standardsprint 12 Sekunden. Handgeschaltet geht das 1,5 sekunden schneller.
Foto: Lena Willgalis
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Funktionale und gut ablesbare Instrumente in einem zeitlosen Cockpit.
Foto: Lena Willgalis
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Das Check-Control-System im E30 hat Flugzeug-Charakter.
Foto: Lena Willgalis
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Das Automatikgetriebe passt nicht ganz zum sportlichen Erscheinungsbild.
Foto: Lena Willgalis
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Für einen 325e wie auf diesen Bildern notiert Classic Analytics Preise zwischen 8.700 und 11.700 Euro. Ein 316i wird etwa 2.000 Euro günstiger gehandelt, während ein guter 325i 16.000 Euro kosten kann.
Foto: Lena Willgalis
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Vom E30 bot BMW den ersten Kombi an. Den Namen Touring hatte es zuvor zwar schon beim 02 gegeben, doch das war ein zweitüriges Schrägheck.
Foto: Hardy Mutschler
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Auch ein Werkscabrio vom 3er gab es erstmals beim E30. Die eleganten Viersitzer mit dem simpel zu öffnenden und leisen Stoffverdeck sind sind inzwischen gefragte Klassiker.
Foto: Archiv
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Seltener als das Werkscabrio und auch nicht ohne Reiz: Die von Baur gefertigte TC2 Cabriolimousine war mit allen Motoren lieferbar, die es auch für den Zweitürer gab.
Foto: Frank Herzog
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Wer E30 sagt, denkt selbstverständlich auch an den M3. Für den Einsatz im Motorsport bekam der E30 eine breitere Spur, Karosserie-Versteifungen, außerdem steht die Heckscheibe steiler. Der 2,3-Liter-Vierzylinder leistet 195 bis 238 PS.
Foto: Arturo Rivas
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Legendär sind die Einsätze in der DTM und die dortigen Duelle mit Alfa, Audi, Ford oder Mercedes. Die Preise ziviler M3 in gutem Zustand sind in den vergangenen Jahren auf bis zu 80.000 Euro gesteigen.
Foto: BMW
Keine Baureihe von BMW verkauft sich so gut wie die 3er-Reihe. Dabei trat die sportliche, zweitürige Mittelklasse-Limousine (E21) ein schweres Erbe an: Sie löste Mitte der 70er-Jahre den BMW-Star 02-Reihe ab. Zunächst setzte BMW auf die bewährten Vierzylinder. Familienoberhaupt war der 320 mit dem 125 PS starken Reihenvierzylinder aus der M10-Dynastie. Der Nachfolger kam nur zwei Jahre später mit dem kleinen Sechszylinder. Im Jahr darauf rüstete BMW auf und spendierte dem 3er den 143 PS starken 2,3-Liter-Sechszylinder mit Benzineinspritzung.
3er-Geheimnis Nr. 1: Sechszylinder-Meisterwerke
Foto: Lena Willgalis
Legendär laufruhig: Sechszylinder der Baureihe M20 im BMW E30.
Die in der 3er-Reihe eingebauten Sechszylinder gelten als kleine Meisterwerke. Sie wurden auch in der zweiten Generation der Baureihenfamilie ab 1983 eingesetzt. Auf der IAA 1985 feierte dann der größere 325i seine Premiere. Der 171 PS starke Einspritzmotor ersetzte die 2,3 Liter-Version und war bis zum Erscheinen des Homologationsmodells M3 die Top-Version der 3er. Wie auch bei der dritten Generation E36 (ab 1990) sind die Sechszylinder-Varianten die beliebtesten 3er auf dem Klassiker-Markt.
3er-Geheimnis Nr. 2: Design
Foto: Lena Willgalis
Familienidentität: optische Nähe zum 5er schuf Überholprestige.
Während der E36 als viertürige Limousine in der Basisversion auch optisch eine Zäsur darstellt, zeigen sich die ersten beider 3er-Baureihen als klassische Zweitürer mit typischen BMW-Gesichtern. Das Design des E21 wurde an den Auftritt des Fünfers (E12) angelehnt. Diese Familienähnlichkeit zur Limousine der oberen Mittelklasse war gewünscht: Der 3er sollte komfortabler werden als der 02. Das erreichten die Entwicklungsingenieure mit einem überarbeiteten Fahrwerk und mehr Dämmmaterial. Diese Maßnahme trug zwar zum höheren Gewicht von rund 70 Kilogramm bei.
3er-Geheimnis Nr. 3: kompakte Maße
Foto: Lena Willgalis
Von Anfang an wand sich das Cockpit im 3er dem Fahrer zu. Besonders der E30 (Bild) gilt als gelungenes Beispiel für Ergonomie und Übersicht.
Der um 6,3 Zentimeter längere Radstand sorgte für etwas mehr Platz im Innenraum. Von den Außenmaßen (4355 x 1610 x 1380 mm) war der erste 3er ähnlich kompakt wie der Vorgänger. Was verblüfft: Auch der ab 1983 ausgelieferte E30 ging nicht aus dem Leim. Die Karosserie wirkt auf den ersten Blick größer. Doch die Maße sind nur unwesentlich verändert. Der E30 ist sogar drei Zentimeter kürzer aus als der E21. Alle Modelle von den Vierzylinder-Varianten 316, 316i und 318i/iS bis zu den Topmodellen verfügten über einen Kühlergrill mit Doppelscheinwerfern. Der berühmteste Spross der Baureihe ist sicher der M3. Gebaut als Homologationsmodell für den Motorsporteinsatz wurde er ab November 1986, über ein Jahr nach der offiziellen Vorstellung auf der IAA.
Äußerlich wirkt der M3 wie der kleine, etwas moderner Bruder des Flügel-Coupés CSL aus den 70er-Jahren. Allerdings diente ein kompakter Reihenvierzylinder mit 2,3 Litern Hubraum als Triebwerk. Der Motor mit zwei obenliegenden Nockenwellen leistete in der ursprünglichen Serienversion 195 – 215 PS. Der M3 verkaufte sich viel besser als vom BMW-Vertrieb erwartet: Von der frühen Version für den europäischen Markt rollten insgesamt 10.180 Exemplare aus der Fertigungshalle. Dazu kamen fast 5.000 Exemplare der US-Version.
Kein Geheimnis mehr: Erfolgsmodell M3
Foto: BMW
Besonders begehrt: Das nur 786-mal gebaute E30 M3 Cabrio.
Höchstpreise werden für die Sondermodelle wie den M3 „Europameister“ (168 Exemplare mit Original-Unterschrift von Robert Ravaglia) oder „Cecotto“ (505 Exemplare). Ebenfalls ist der Evo II mit 220 PS Leistung (500 Exemplare) und die leistungsstärkste Version Sport Evolution (600 Exemplare), die mit dem größeren 2,5-Liter-Motor ausgestattet war. In der Serie leistete der von Oktober 1988 bis Oktober 1990 gebaute Top-M3 238 PS. Damit reagierte BMW vor allem auf das Wettrüsten in der DTM gegen den Erzrivalen Mercedes mit dem 190E.
Ein Sahnestückchen für Sammler ist die Cabriolet-Variante des M3, von dem BMW 786 Exemplare bauen ließ. Bei der gleichen IAA, auf welcher der M3 seine Premiere hatte, zeigte BMW auch das 3er-Cabriolet. Mit dem voll versenkbaren Verdeck machte der offene, viersitzige 3er eine schlicht-schöne Figur. Abgesehen von der raren M3-Sonderserie ist das 325i Cabriolet das begehrteste Modell. Bis zum Angebot des vollwertigen Cabrios offerierte Baur wie schon beim E21 ein Hardtop-Cabriolet. Als weitere Karosserie-Variante feierte der als „Touring“ getaufte sportliche Kombi die Premiere. Ab September 1987 wurde es angeboten.
Das Dreier-System: Pionierleistungen
- E21 (1975 bis 1983): 02-Nachfolger, zum ersten Mal Sechszylinder (ab 1977)
- E30 (1982 bis 1994) Premiere M3, neue Karosserievarianten, z.B. Coupé und Cabriolet
- E36 (1990 bis 2000) M3 Sechszylinder (Basis Coupé), erstmals 3er Compact, bis dahin meistverkaufter BMW