Austin Mini MK II Countryman Fahrbericht

Alltags-Mini mit 1.000 Liter-Laderaum

Rund 1.000 Liter fasst der Laderaum des Mini Countryman. Im Alltag mag das nur selten eine Rolle spielen – aber man kann ja nie wissen. Die Sympathien sind der Besatzung jedenfalls sicher.

Austin Mini MK II Countryman, Seitenansicht Foto: Hardy Mutschler 16 Bilder

Bei mir in der Nachbarschaft parkt fast täglich ein Mini Mk II Countryman. Das Auto gehört einem jungen Paar, ich schätze beide auf so um die 30 Jahre alt, und vermutlich arbeiten sie in der Agentur in dem schicken Altbau, vor dem der Wagen dann meistens steht – eingezwängt zwischen Fünfer Touring, A6 und E-Klasse. Klein und zerbrechlich sieht er aus, obwohl es sich ja bereits um die Langversion der Mini-Baureihe handelt.

Umwerfender Charme des Mini

Doch der Mini Countryman kann sich recht gut in der Moderne behaupten – als seine größte Waffe gilt noch immer sein umwerfender Charme, der vielen zeitgenössischen Autos mit ihren kalten Xenon-Augen längst abhandengekommen ist. Mit seinem süßen Kindchenschema-Gesicht, den putzigen Zehn-Zoll-Rädern und dem hellen (nichttragenden) Eschenholz-Fachwerkrahmen genießt er vor allem die Zuneigung der Frauen. Und weil so ein Mini auch auf eine beachtliche Rallye-Karriere zurückblicken kann (und vom Ruhm der drei Rallye-Monte-Carlo-Siege immer noch genügend Zauber für diesen Kombi übrig blieb), finden ihn eigentlich auch die Männer ziemlich cool.

Doch mit 38,5 PS den Alltag meistern? Jederzeit, weil der eiserne BMC-A-Motor trotz hausbackener Stößelstangen-Technik über ein überraschend quirliges Temperament verfügt. Der Tausender brummt allenfalls ein wenig, wenn er sich anstrengen muss, aber Ausdauer und Drehwillen lassen den kompakten Vierzylinder immer wieder über sich selbst hinauswachsen. Nein, mit dem Mini Countryman, der sogar noch etwas schwerer ist als ein herkömmlicher Mini, hat dieser Antrieb keine Sorgen.

An die Mini-Schaltung muss man sich gewöhnen

Einzig schnelle Gangwechsel sind dem aus Platzgründen zusammen mit dem Differenzial ins Motorgehäuse integrierten Getriebe im Mini Countryman ein Gräuel. Die Schaltung begeistert auch nicht gerade durch ihre Präzision, vielmehr bleibt das Gefühl, mit einem überlangen Schalthebel stets ein bisschen im Leeren herumzustochern.

Doch man kann sich natürlich arrangieren. Wie auch mit den häufigen Ölwechseln, die jeder Mini einfordert, damit seine Technik dauerhaft am Leben bleibt. Etwa alle 5.000 Kilometer sollten knapp fünf Liter frischer Schmierstoff eingefüllt werden, den sich dann Motor und Getriebe mit einem gemeinsamen Kreislauf teilen müssen. Alles nur eine Frage der Gewohnheit.

Viel Platz trotz 3,3 m Kürze

Seine wahre Stärke verbirgt der Mini Countryman ohnehin in seinem Innenraum. Denn dort scheint das Auto größer als von außen vermutet, weil es bei einer Länge von nur 330 Zentimetern hinter dem quer eingebauten Motor und der steil stehenden Frontscheibe erstaunlich viel Platz für vier Personen bietet und obendrein über einen erstaunlich großen Kofferraum verfügt. Ein Plus von knapp 30 Zentimetern gegenüber der Mini-Limousine – das Countryman-Kombiheck mit seinen außen angeschlagenen Klapptüren und den Schiebefenstern erhöht den Alltagsnutzwert des pfiffigen Kleinwagen-Konzepts von Schöpfer Alec Issigonis mal eben um 100 Prozent.

Das Ladevolumen des auch als Woody bezeichneten Mini Countryman beträgt ohne Rücksitzbank unglaubliche 1000 Liter. Aber so viel wollen wir einem Mini Jahrgang 1967 natürlich nicht mehr zumuten. Für den Wochenend-Großeinkauf eignet er sich jedoch allemal, nicht zuletzt weil selbst die engsten Supermarkt-Parkbuchten hinter seinem Steuer an Furcht verlieren.

Bestseller mit Kombiheck

Obendrein muss ein Mini Countryman-Fahrer auch keine Angst vor unnötiger Ablenkung durch komplexe Bediensysteme oder irgendwelchen Infotainment-Overkill haben. Mit einem Tacho, mittig angeordnet, und rechts und links je einer Uhr für Wassertemperatur und Öldruck reduziert der Countryman sein Mitteilungsbedürfnis auf das Wesentliche. Wir können uns also ausschließlich auf das Fahren konzentrieren.

Und das erledigt dieser kleine Kombi mit dem allergrößten Vergnügen. Seine direkte Lenkung scheint aus einem Gokart zu stammen, und seine ordentliche Straßenlage verführt zu schnellen Kurvenmanövern (selbst in der Langversion). Kultig und klassenlos ist der Mini Countryman obendrein – auch das hat er vielen aktuellen Modellen voraus.

So viel kostet ein Austin Mini Countryman

Wer sich nun für einen Austin Mini Countryman interessiert, muss mit etwa 17.000 Euro für ein Exemplar im Zustand 2 rechnen. Für mäßig erhaltene Fahrzeuge im Zustand 4 sind etwa 4.300 fällig, doch sobald Karosserie, Holzaufbau oder die Antriebseinheit angegriffen ist, können die Restaurierungskosten rasant in die Höhe schnellen. Denn auch ein kleiner Wagen kann viel Ärger machen. Gute Alltags-Mini Countryman im Zustand 3 sind für um die 10.000 Euro zu finden. Bei der Besichtigung sollte allerdings ein Experte zu rate gezogen werden.