Audi Quattro (1980-1991) Kaufberatung
Preis-Explosion beim Ur-Quattro: Lohnt der Kauf noch?
Der Quattro schuf eine neue Art von Sportwagen und verwandelte das brave Audi-Image in den Vorsprung durch Technik. Beim Kauf gibt es einiges zu beachten, doch das Allrad-Coupé ist den Aufwand wert.
05.02.2021
Michael Schröder, Alf Cremers
Foto: Hans-Dieter Seufert
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Der Audi Quattro war ein Vorreiter der Allradtechnik. Er war zwar nicht der erste Wagen mit vier angetriebenen Rädern, aber doch der erste, der viele neue Käuferschichten erschloss.
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Mit dem Audi Quattro war ein Allradler nicht mehr nur Arbeitsgerät, sondern konnte sich im sportlichen Alltag bewähren - und noch heute begeistert ein gut erhaltener Quattro mit seinem Fahrverhalten.
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Bei seiner Einführung kostete der Audi Quattro knapp 50.000 Mark - diesen Betrag hat er - in Euro - auch schon fast wieder erreicht. Ein Porsche 911 SC kostete neu genau so viel, als Klassiker hat ihn der Quattro allerdings schon überholt.
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Marktbeobachter Classic Analytics gibt für ein Zustand 2-Exemplar des Audi Quattro 46.000 Euro an - ein 911 SC ist schon für 39.000 Euro zu haben.
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Um einen wirklich gut gepflegten Audi Quattro zu finden, sollte man reichlich Zeit einplanen - für Suche und Besichtigung.
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Zunächst werden die Spaltmaße kontrolliert, um eventuelle Unfallschäden zu entdecken. Sind die Abstände von Stoßfängern, Anbauteilen und Karosserieverkleidungen gleichmäßig?
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Bei Audi Quattro bis Baujahr 1985 ist der Rostschutz weniger gut. Sie rosten gerne im Bereich der Vorderkotflügel, A-Säulen und Schweller.
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Ein Besuch auf der Hebebühne gehört zum Pflichtprogramm. Buchsen und Lager des Fahrwerks einer Sichtprüfung unterziehen.
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Bei der Probefahrt auf Fahrwerksgeräusche und Rückmeldungen vom Antriebsstrang achten.
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Am besten einen Audi Quattro-Experten mit zur Besichtigung nehmen und ein paar Autos fahren, um einen Vergleich zu haben.
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Die Sportsitze des Audi Quattro geben guten Halt, die Lederbezüge sollten bei einem guten Exemplar keine Scheuerstellen oder aufgeplatzte Nähte haben.
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Übersichtliches VW-/Audi-Cockpit der 70er--/80er-Jahre: Rechteckiger Instrumententräger, Schieberegler für Heizung und Lüftung.
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Im Blickfeld des Fahrers: Tacho, Drehzahlmesser, Ladedruckanzeige, Tank- und Zeituhr - mehr gibt es nicht zu sehen.
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Die Velourstoffe sind recht haltbar - der Nachschub an Ersatz schwierig.
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Sogar das Dach trägt innen Stoff: Hier sollte er noch nicht herabhängen.
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Zeitgenössisches Radio und Kontrollleuchten für die Sperren.
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Großer Unterschied: Von 1980 bis 1987 gehörte das Audi-Armaturenbrett zu den weniger attraktiven automobilen Wohnlandschaften.
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Der radikale Bruch kam 1987, als Audi mit dem neuen Digital-Cockpit wiederum etwas übers Ziel hinausschoss. Hier sollten alle Anzeigen funktionieren, das Mäusekino gilt als etwas anfällig.
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Ansonsten gilt es, auf den allgemeinen Erhaltungszustand zu achten. Gibt es ein Checkheft, wurde regelmäßig ein Service gemacht?
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Der Fünfzylinder-Turbomotor mit 200 PS gilt als sehr robust. Viel eher verabschiedet sich der Turbolader. Am besten den Vorbesitzer über seine Fahrweise ausfragen. Wurde der Turbo nach Autobahnetappen "kaltgefahren"?
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Wichtig ist auch, die Flüssigkeiten zu überprüfen: Stimmen die Füllstände, ist die richtige Hydraulikflüssigkeit eingefüllt? Neben Motoröl auch Getriebe und Differentiale checken.
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Das Fahren mit dem Audi Quattro macht Spaß, doch wenn einmal ein Ersatzteil gebraucht wird, kann der Spaß schnell vergehen.
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So gehören zum Beispiel Turbolader, Ladedruckregler und Krümmer zu den gesuchten Teilen, die es nur noch vereinzelt zu finden gibt.
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Doch zum Glück haben sich einige Werkstätten auf den Audi Quattro spezialisiert und können meist aushelfen - auch bei Interieur-Komponenten.
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Zubehör wie die originalen Leichtmetallfelgen sollten vorhanden sein - auch diese sind sonst sehr schwer zu beschaffen.
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Zwischen dem Zustand 2 mit 46.000 € und dem Zustand 4 mit 13.000 € liegen beim Audi Quattro nicht nur finanziell Welten. Gerade bei ihm sollte man allerdings das Motto "Immer das bessere Auto kaufen" beherzigen. Teilesuche und -kosten können sonst leicht für Verdruss sorgen.
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Ab Septembr 1982 verbesserten Cibié-Hauptscheinwerfer Aerodynamik und Lichtausbeute.
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Hartmut Warkuß gestaltete den Quattro unter dem Motto "rough and tough" als kantiges Werkzeug. Die Blister über den Rädern zitiert Audi heute wieder bei SUV, RS- und Allroad-Modellen.
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Im Sommer 1989 ging der Quattro 20V in Serie: Der Vollalu-Fünfzylinder mit Vierventil-Zylinderkopf und 220 PS hatte zuvor schon während des Genfer Saons Afang März im 200 Quattro 20V Premiere gehabt.
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Mit seinem maximalem Drehmoment von 309 statt 270 Nm, die zu dem bei 1.950 statt 3.000 U/min bereitstehen, hat der Vierventiler eine bulligere Charakterisitik als der Zweiventiler.
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Extrem teurer Exot: Der nur 214-mal gebaute Sport Quattro mit gekürztem Radstand war bei seinem Debüt 1984 mit einem Grundpreis von 195.000 Mark das teuerste deutsche Serienauto.
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Das gekürzte Modell mit 306-PS-Vierventil-Fünfzylinder diente der Homologation des Sport Quattro für die Rallye-Weltmeisterschaft.
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Reichliche Verwendung von Kevlar sollte das Gewicht senken - was eine luxuriöse Ausstattung der Straßenmodelle jedoch konterkarierte.
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Dennoch ging "der Kurze" richtig gut - auch um die Ecken.
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Lieferbar waren vier Farben: Tornadorot, Kopenhagenblau, Alpinweiß und Malachitgrün.
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Walter Röhrl hatte einen grünen Sport Quattro als Dienstwagen.
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Die Urversion: Doppelscheinwerfer und optionale 7-Zoll-Fuchsfelgen.
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Vom Coupé unterschied sich der Quattro vor allem mit den kantigen Kotflügelverbreiterungen und diversen Schriftzügen sowie dem Doppelauspuff.
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Der Quattro ist heute ein relativ zierliches und leichtes Auto: Das Coupé ist 4,40 Meter lang und wiegt leer 1.290 Kilogramm.
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Damit hat der Fünfzylinder-Turbomotor leichtes Spiel: Er leistet 200 PS bei 5.500 U/min und klingt wegen seiner Zündfolge (1-2-4-5-3) einzigartig.
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Kurven nimmt der Quattro sicher. Ob der Allradantrieb nicht nur die Längs- sonderna auch die Querdynamik positiv beeinflusst, wurde auch in Fahckreisen diskutiert.
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Frühes Modell mit Turbo-Schriftzug auf dem Lenkrad, Zebra-Velours auf den Sitzen und Seilzug-Differenzialsperen. Noch hat der Quattro konventionelle Zeigerinstrumente.
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Ab September 1982 baut Audi digitale Instrument ein - zunächst hellgrün leuchtenede Vakuumfluoreszenzanzeigen und ab August 1987 hellrote LCD-Anzeigen.
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Späte Quattro sind unter anderem an den geschwärzten Rückleuchten zu erkennen.
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Die Silhouette blieb hingegen während der gesamten Bauzeit von 1980 bis 1991 gleich.
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Insgesamt hat Audi 11.560 Quattro gebaut.
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Zugegeben, er wirkt manchmal improvisiert, unvollkommen und nicht gerade samtig. Aber genau das ist der Reiz vor allem des frühen Audi Quattro. Er lebt das Gegenteil vom Boulevard-Sportwagen, sucht das Abenteuer auf der Schotterpiste und zeigt, wie effektiv Großserientechnik sein kann, wenn sie von Haus aus robust ist und begabte Ingenieure alle Register ziehen.
Historie
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Nach den in Ingolstadt entwickelten Geländewagen DKW Munga und VW Iltis kam dem damaligen Audi-Entwicklungschef Ferdinand Piëch die Idee eines traktionsfreudigen Personenwagens mit permanentem Allradantrieb. Er sollte Carat heißen und das konstruktiv bedingte Frontantriebs-Leistungslimit von etwa 170 PS durch neutrale Fahr eigenschaften weit nach oben rücken, um Audi als dritte Oberklassemarke neben Mercedes und BMW zu etablieren. Dies gelang spätestens mit dem Audi V8 von 1988.
Der Quattro, entwickelt von Jörg Bensinger, Walter Treser und Roland Gumpert, lieferte dafür die Initialzündung. Die Plattform für den Allradler bildete der zweite Audi 80, Typ 81, von 1978, den von Dr. Fritz Indra entwickelten 2,2-Liter-Fünfzylinder-Turbomotor steuerte der Audi 200 5T bei. Das Design stammt von Giugiaro, wurde aber von Hartmut Warkuß und Martin Smith in eine muskulöse Fastback-Coupé-Form verwandelt, deren ziviler Ableger Audi Coupé GT heißt.
Karosserie-Varianten
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Es gibt nur das Coupé, optional auch mit Hubdach. Der bei Baur in Stuttgart von 1984 bis 1987 in 212 Exemplaren für die Homologation des neuen Gruppe-B-Reglements gebaute Sport Quattro wurde zwischen den Achsen auf 2205 mm verkürzt. Der Sport Quattro nimmt bereits den DOHC-20V-Fünfzylinder ab 1989 vorweg, doch leistet er 306 PS bei 6700/min statt 220 PS bei 5900/min im Audi Quattro der zweiten Generation.
Technik
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Der permanente Allradantrieb mit Kegelrad-Zwischendifferenzial erfuhr 1987 in der zweiten Generation mit dem Torsen-Schneckengetriebe eine Verbesserung. Die Kraftverteilung war nun achsweise bis 75 : 25 und umgekehrt regelbar, vorher lag sie starr bei 50 : 50.
Motoren
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Mit Abgasturbolader und Intercooler schöpft der langhubige Fünfzylinder 200 PS aus 2144 cm3, später aus 2226 cm3. 1989 wurde das aufwendige 20V-Triebwerk mit 220 PS präsentiert, das konstruktiv aus dem Vollen schöpft.
Fahren
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Sehr emotional, weil der imposant klingende Fünfzylinder schon ab 2000/min mächtig anschiebt, weil der Quattro beste Traktion bietet und hohe Kurventempi zulässt. Ein echtes Sportgerät mit direkter Servolenkung und präzisem Fünfganggetriebe. Außerdem fasziniert diese spannende Mischung aus puristischer Rustikalität und luxuriösem Appeal, die vor allem der frühe Quattro zeigt.
Der Quattro als Klassiker
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Nach langer Talfahrt erhielt der Audi-Meilenstein und zweifache Rallye-Weltmeister Quattro (1983 und 1984) die uneingeschränkte Klassikerweihe, heute gilt er als Ikone.
Karosserie-Check
Der Audi Quattro kam bereits in den Genuss der VAG-Sechsjahresgarantie gegen Durchrostung. Aber er wurde naturgemäß gerne im Winter zu den Skigebieten gefahren. Vor allem ganz frühe Modelle leiden unter Korrosion an Kotflügeln und Stehblechen. Auch die breiten Schweller mit den benachbarten Wagenheberaufnahmen wurden häufig von Rostbefall heimgesucht. Türunterkanten, Radläufe und Endspitzen zeigen sich bisweilen rostanfällig. Die Teilverzinkung ab Modelljahr 1985 verhinderte nachhaltig den Rostbefall, der bei den späten 20V-Modellen kein Thema mehr ist. Das Hartplastik im Interieur der frühen Modelle neigt zum Reißen, die Veloursstoffe sind trotz serienmäßiger getönter Scheiben empfindlich gegen Ausbleichen. Die LCD-Instrumente ab Modelljahr 1983 verblassen mit den Jahren, und der Sprechcomputer, der als Check Control fungiert und Mängel meldet, verliert oft seine aparte weibliche Stimme.
Technik-Check
Die Technik ist robust und langlebig. Die aufgeladenen Fünfzylinder-Triebwerke, egal ob 10V oder 20V, erreichen bei guter Behandlung 300.000 km. Die Zahnriemenwechsel-Intervalle (90.000 km) des OHC-Motors, Kennbuchstabe WR, sollten eingehalten werden, der DOHC-Motor (20V), Kennbuchstabe MB, verfügt über eine Steuerkette. Erhöhter Ölverbrauch wegen defekter Ventilschaftdichtungen tritt vor allem beim simpleren OHC-Motor auf. Weniger standfest als die Triebwerke sind die Peripherie-Aggregate, vor allem der ölgekühlte Turbolader erreicht nicht die Lebensdauer des Motors. Auch die Zündanlage samt Motorsteuerung sowie die K-Jetronic zeigen sich anfällig. Kaum Probleme bereitet die Kraftübertragung. Das Fünfganggetriebe weist mitunter ein defektes Vierpunktlager und einen verschlissenen Synchronring des zweiten Ganges auf. Der Allradantrieb, ob erste oder zweite Generation, arbeitet über lange Distanz zuverlässig. Eine Schwachstelle der frühen Modelle sind die Seilzüge der mechanisch per Zugknopf zu betätigenden Differenzialsperren für das Zentral- und Hinterachsdifferenzial. Die geniale Hohlwellenkonstruktion von Franz Tengler, die es erlaubt, das Mitteldifferenzial platzsparend ins Fünfganggetriebe zu integrieren, erweist sich als haltbar. Dennoch ist der Quattro im Unterhalt nicht anspruchslos.
Preise
Sie steigen rasant an. Nun ist mit 50.000 für das Urmodell und 70.000 Euro für den Quattro 20V die Spitze erreicht. Der Sport Quattro liegt auf dem Niveau eines BMW M1.
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Bei Einführung 1980 (Audi Quattro)
:
- 49.900 Mark
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Bei Produktionsende 1991 (Audi Quattro 20V)
:
- 93.650 Mark
Ersatzteile
Früher schlecht, heute viel besser – der Online-Shop der Audi Tradition zeigt sich inzwischen vor allem bei Technikteilen reichhaltig sortiert.
Schwachpunkte
- Kotflügel vorn, Stehbleche
- Schweller, Wagenheberaufn.
- Radläufe, Endspitzen
- A-Säulen, Windfangblech
- Zylinderkopf (Risse), Dichtg.
- Zentralhydr., Lenkgetriebe
- Getriebesynchronisierung
- Motorsteuerung, Zündung
- Auspuffkrümmer, Turbolader
- Zahnriemen, Wasserpumpe
- Einspritzventile K-Jetronic
- Tuning, Originalität, Unfälle
Wertungen
Fazit
Das Quattro-Angebot ist gering, die Preise sind hoch. Wirklich gute Exemplare kosten um die 50.000 Euro. Restaurierungsobjekte werden kaum angeboten. Trotz ein paar funktionaler Schwächen gilt das Urmodell bis 1982 mit Doppelscheinwerfern und Audi-80-Instrumenten als besonders begehrenswert. Audi-Fans, für die ein Quattro unerschwinglich ist, haben zwei Alternativen: ein frühes Audi GT 5E Coupé nur mit Frontantrieb, aber herrlich klingendem Fünfzylinder, oder ein Audi Coupé 2.3E Quattro ab 1985, nicht so hübsch, aber mit Allrad!