Die Heiligen Hallen von Audi
Wir durften in die geheime Audi-Sammlung
In einer geheimen Halle sammelt Audi Oldtimer, Rallye-Quattros, DTM-Helden und Motorräder von Audi, DKW, Horch, NSU und Wanderer. Wir durften rein.
17.05.2024
Andreas Of-Allinger
Foto: Malte Buls
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Besuch in den Heiligen Hallen von Audi: Im Depot der Historischen Fahrzeugsammlung stehen natürlich die Rallye-Helden der Achtziger-Jahre. Hier sind die Audi Quattro zu sehen, mit denen die beiden Weltmeister Walter Röhrl und Hannu Mikkola unterwegs waren.
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Die zur Homologation nötige Serienversion des kurzen Sport Quattro steht ebenfalls im Depot - und zwar in allen vier Farben, die Kunden damals bestellen konnten: Malachitgrün, Kopenhagenblau, Tornadorot, Alpinweiß. Zwei Exemplare wurden schwarz lackiert. Der "Kurze" hat einen Vierventil-Fünfzylinder-Turbomotor mit 306 PS und war 1984 mit einem Preis von 203.850 Mark das teuerste deutsche Serienauto.
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Auf mehrere Etagen verteilt, kann sich, wer ins Depot darf, zu einem Rundgang durch die Fahrzeuggeschichte von Audi aufmachen. Zum Beispiel zu den beiden Audi 100 Coupé S. Die elegante Version des ersten Audi 100 hatte 1969 während der IAA in Frankfurt Premiere, blieb mit 30.687 Exemplaren selten.
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Der Audi 50 wurde in Neckarsulm und Ingolstadt entwickelt und im März 1975 zum VW Polo vereinfacht. Der Kleinwagen mit Heckklappe passte 1974 perfekt zur Stimmungslage in der Energiekrise und war ein Einstiegsmodell für Audi-Fahrer. Der blaue stammt übrigens aus Erstbesitz.
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Nicht weit vom Audi-50-Trio steht dieser Audi RS4 Avant ohne die für das Modell typischen Alu-Spiegelgehäuse. Der in Zusammenarbeit mit Cosworth entwickelte V6-Biturbomotor schiebt den Kombi mit 380 PS in 4,9 Sekunden von null auf 100 km/h.
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Schöne Kombis heißen Variant? Lange, bevor es den Werbespruch für Audis Avant-Modelle gab, kam dieser Audi 80 Kombi 1966 als Variant auf den Markt. Der Audi 80 war eine Weiterentwicklung des Auto Union Typ Audi, einer Weiterentwicklung des DKW F 102 mit Viertaktmotor und längerer Front.
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Quattro only: Der Audi Quattro mischte ab 1980 die internationale Rallyeszene auf. Einige Vertreter dieser Ära stehen im Depot - manche davon sind zugelassen und einsatzbereit.
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Im Lauf seiner Karriere wurde der Rallye-Quattro kürzer, stärker und extremer. Hier zwei Entwicklungsstufen: Links das Gruppe-4-Auto, mit dem Hannu Mikkola und Arne Hertz 1980 bei der Rallye Portugal das Quattro-Debüt bestritten. Der erste Einsatz lief noch außerhalb der Wertung, doch Mikkola/Hertz waren eine halbe Stunden schneller als der Rallyesieger - eine Ewigkeit. Rechts ein S1 E1 von 1985, mit dem Walter Röhrl und Christian Geistdörfer eine eher mäßige Saison mit drei Ausfällen erlebten.
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Der S1 E2 war der Höhe- und Endpunkt der Entwicklung des Audi Quattro in der Gruppe B. Der weiße Quattro daneben ist ein Testauto, mit dem Hannu Mikkola 1985 die Olympia-Rallye fuhr.
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Taxi im Renndienst: Walter Röhrl hatte den 200 Quattro, den Audi 1987 nach dem Verbot der Gruppe B in der Rallye-WM einsetzte, während einer Pressekonferenz als "Taxi" bezeichnet.
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Mit diesem Gruppe-A-Auto gewannen Mikkola/Hertz 1987 die Safari-Rallye. Doch die glorreiche Quattro-Zeit in der Rallye-WM war vorüber.
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Den V8 nannte mancher ebenfalls "Taxi", als Audi 1990 damit in der DTM antrat - doch nach den ersten Erfolgen lachte niemand mehr. Mit der Startnummer 44 war Hans-Joachim Stuck unterwegs.
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Sein Vater Hans Stuck fuhr in den 1930er-Jahren mit dem Auto Union Grand Prix Rennwagen international mehrere Titel ein. Der Rennwagen mit 16-Zylinder-Mittelmotor fuhr schon bei der Premiere auf der Avus am 6. März 1934 einen Weltrekord.
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In Sebring und Le Mans nahm Audi 1999 das erste Mal an 24h-Rennen teil, gewann im Jahr darauf erstmals in Le Mans und fügte bis heute 12 Siege hinzu. Fast alle Le-Mans-Siegerautos stehen aufgereiht im Depot.
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Von 2006 bis 2008 war der R10 TDI mit 12-Zylinder-Renndiesel im Einsatz. Der Vollaluminium-Biturbomotor leistet mehr als 650 PS und 1.100 Newtonmeter Drehmoment.
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Rennzwerg: NSU TTS im Jägermeister-Trim. Typisch ist die aufgestellte Klappe zur besseren Belüftung des Vierzylindermotors im Heck. Willi Bergmeister wurde 1974 mit einem TT Deutscher Bergmeister. NSU TT gewannen 29 nationale Meisterschaften in Europa und Nordamerika. In Deutschland war der TT zwischen 1971 und 1974 das erfolgreichste deutsche Fahrzeug.
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Große Berühmtheit: Diesen Audi 200 Quattro fuhr Timothy Dalton in "Der Hauch des Todes", dem 15. James Bond, der 1987 in den Kinos erschien.
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Die vier Ringe: DKW, Wanderer, Audi und Horch waren ab 1932 die vier Marken der Auto Union, die sich 1932 auf Initiative der Sächsischen Staatsbank in Chemnitz zusammenschloss.
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Wanderer baute Autos wie diesen W25K Roadster, dessen Zweiliter-Sechszylinder mit Kompressor 85 PS leistet.
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Front steht bei diesem Audi für Frontantrieb - die Technik hatte damals jedoch Schwächen wie wenig haltbare Antriebswellen und einen enormen Wendekreis.
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Einer der ältesten erhaltenen Audi ist dieser Typ C Alpensieger von 1919. Der offene Tourenwagen hat einen 3,56-Liter-Reihenvierzylinder unter der Haube und läuft 80 km/h. Der Name kommt daher, dass der Typ von 1912 bis 1914 dreimal in Folge die Österreichische Alpenfahrt gewann.
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Der DKW F1 ist das erste Serienauto mit Frontantrieb. Er kam im Februar 1931 auf den Markt und hat einen quer eingebauten Zweizylinder-Zweitaktmotor mit 15 PS unter der Haube.
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In einer Ecke des Depots lagert Audi Holzkarosserien, die anschaulich zeigen, wie vor dem Zweiten Weltkrieg Autos gebaut wurden.
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Horch baute Luxusautos mit Achtzylindermotoren. Diesen 850 von 1936 treibt ein 100 PS starker Fünfliter-Achtzylindermotor an. Industrielle und Nazi-Größen fuhren Horch.
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Dieser Horch ist der einzige, der je in Ingolstadt gebaut wurde: Er entstand 1952 im Werk auf Basis eines Vorkriegsautos als Dienstwagen für Auto-Union-Chef Bruhn. Nachdem der Wagen nicht mehr gebraucht wurde, kaufte ihn ein in Deutschland stationierter US-Soldat. Der nahm ihn später in die USA mit. Erst nach Jahrzehnten kam er zurück zu Audi - mit den Spuren der texanischen Sonne.
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Der fährt elektrisch: Doch die Kraft der Akkus reichte in den 60er-Jahren noch nicht weit genug für eine ernsthafte Elektromobilität.
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Mit Schnelllaster und Junior motorisierte DKW in den Fünfziger-Jahren Land und Leute. Beide treibt ein Zweitakter an. Mit diesen beiden Modellen begann der Automobilbau in Ingolstadt.
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Auch in Brasilien wurden DKW gebaut: Die Belcar-Limousine und der Malzoni GT zum Beispiel. Das blaue Coupé mit Fiberglas-Karosserie schaut wie das Modell eines Aston Martin oder 60er-Jahre-Ferrari aus.
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Der Auto Union 1000 SP ist ein schönes Kuriosum: Das Coupé mit den auffälligen Heckflossen treibt ein Dreizylinder-Zweitaktmotor an.
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Dieser NSU Wankel Spider trägt das ungewöhnliche Motorkonzept im Namen und den Antrieb im Heck.
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Ein Gebäude in einem Industriegebiet, es könnte eine Büroadresse sein oder ein kleiner Industriebetrieb, wie es viele gibt in Süddeutschland. Von außen deutet nichts auf den wertvollen Inhalt hin, was durchaus Absicht ist. Wir werden gebeten, die Adresse nicht zu nennen und das Gebäude nicht zu fotografieren.
Hinter den Türen steht auf mehreren Ebenen Spektakuläres: Der S1 Quattro von Walter Röhrl, der DTM V8 von Hans-Joachim Stuck und Le-Mans-Sieger auf einer Etage. Serienautos vom Audi 50 bis zum RS4 auf einer anderen. Eine Treppe weiter: Vorkriegsautos vom DKW-Zweitakter bis zum Horch-Achtzylinder.
Die fünf Ringe
Fünf Marken sind Teil der Audi-Geschichte. Im Depot stehen deshalb Autos von DKW, Horch, NSU und Wanderer sowie Motorräder von DKW und NSU. Über 700 Autos und 200 Motorräder gehören zur Sammlung der Audi Tradition. Die Tochter der Audi AG ist für die Geschichte der Marke zuständig und pflegt diese unter anderem, indem sie den mobilen Teil davon am Laufen hält.
Eine Werkstatt mit drei Mitarbeitern kümmert sich um die Sammlung. Einige Dutzend Autos sind stets zugelassen und fahrbereit. Andere befinden sich im patinierten Originalzustand und bleiben so. Wie etwa der einzige je in Ingolstadt gebaute Horch.
Der einzige Horch aus Ingolstadt
Foto: Malte Buls
Den einzigen je in Ingolstadt hergestellten Horch baute die Firma 1952 für ihren Chef.
Auf Basis eines Horch 830 BL, der zuletzt in München als Taxi gelaufen war, baute die Versuchsabteilung 1952 und 1953 einen Dienstwagen für Auto-Union-Vorstand Richard Bruhn. Auf das Vorkriegs-Fahrgestell kam eine Karosserie im Ponton-Stil. Bruhn, der keinen Führerschein hatte, ließ sich mit dem Horch fahren. Nachdem Bruhn 1956 aus der Geschäftsführung ausgeschieden war, wurde sein Dienstwagen an einen in Deutschland stationierten US-Soldaten verkauft. Der nahm das Auto später in die USA mit, wo es irgendwann für Jahrzehnte herumstand. Bis er 2008 in die historische Fahrzeugsammlung von Audi kam. Verwitterte Polster und verbrannter Lack erzählen von der texanischen Sonne, und das soll auch so bleiben.
Die Rallye-Quattros
Audi, Quattro, Fünfzylinder: In einer Reihe stehen die Rallye-Quattros vom seriennahen A1 bis zum Gruppe-B-Monster. Mit dem S1 E2 von 1986 fuhr Walter Röhrl kürzlich während der Histo Monte durch die Schlucht von Aiglun, was immer noch ein Spektakel ist. Mit Quattro und Fünfzylinder verblüffte Audi 1980 die Konkurrenten in der Rallye-WM, das damalige Gruppe-4-Vorausfahrzeug von der Olympia-Rallye mit der Startnummer 0 steht ebenso im Depot wie der mehr als doppelt so starke S1 E2 von 1986. Nach dem Ende der Gruppe B fuhr Audi im 200 Quattro weiter, das Siegerauto der Safari-Rallye steht ebenfalls im Depot.
DTM V8 und Le-Mans-Sieger
Daneben: Diverse Rundstrecken-Rennwagen, aus der amerikanischen IMSA-Serie etwa. Und natürlich der V8 Quattro, mit dem Hans-Joachim Stuck 1990 in der DTM fuhr – mit Wurzelholz-Armaturenbrett, das Reglement verlangte diese Nähe zum Serienauto.
Direkt gegenüber sind gut ein Dutzend Le-Mans-Rennwagen aufgereiht. Audi trat 1999 in Sebring und Le Mans bei 24h-Rennen an, gewann 2000 das erste Mal in Le Mans und seither weitere zwölfmal. Dreimal in Folge stand der R10 TDI mit 12-Zylinder-Dieselmotor auf Platz eins. Der Vollaluminium-Renndiesel ist tragendes Element im Chassis des Langstrecken-Rennwagens; er leistet 650 PS und schickt über 1.100 Newtonmeter ins Getriebe.
Vier Ringe, fünf Marken
Das Audi-Logo mit den vier Ringen stammt von der Auto Union AG. Zu der hatten sich 1932 in Chemnitz auf Initiative der Sächsischen Staatsbank die Audiwerke, die Horchwerke und die Zschopauer Motorenwerke (DKW) zusammengeschlossen. Wanderer war die vierte Marke im Verbund. Jeder Marke war ein Segment zugeordnet: DKW baute Motorräder und Kleinwagen, Wanderer Autos der Mittelklasse, Audi Oberklasseautos und Horch Luxusfahrzeuge.
Im Depot stehen Fahrzeuge aller Auto-Unio-Marken. So etwa ein Audi Alpensieger von 1919, ein DKW F1, ein Wanderer W25 K und ein Horch 830.
Als nach dem Zweiten Weltkrieg die Auto Union AG enteignet wurde, gingen einige führende Mitarbeiter nach Bayern und gründeten am 3. September 1949 in Ingolstadt die Auto Union GmbH. Die baute zunächst Motorräder, Autos und Kleintransporter, wie etwa den Schnelllaster, mit Zweitaktmotor. Als 1965 das erste neue Modell mit Viertaktmotor erschien, gab man ihm den Namen Audi.
Die 1873 in Riedlingen an der Donau gegründete Firma NSU baute ab 1886 Fahrräder, ab 1900 Motorräder und ab 1905 Autos. Die Firma fusionierte 1969 mit der Auto Union GmbH zur Audi NSU Auto Union AG. Im Jahr 1977 lief der letzte NSU vom Band. Seit 1985 heißt die Firma Audi AG, der Firmensitz ist Ingolstadt.
Einblicke – die Fahrzeugsammlung der Audi AG
Für das Buch "Einblicke" hat der Fotograf Stefan Warter die auf mehrere Depots verteilte Fahrzeugsammlung der Audi AG fotografiert. Ralf Friese hat die Texte geschrieben. Auf über 250 Seiten können sich Leser durch die Sammlung blättern und dabei die Geschichte der fünf Marken Audi, DKW, Horch, NSU und Wanderer kennenlernen. Auf teils doppelseitigen Bildern sind Studien, Serienautos und Forschungsfahrzeuge abgebildet. Die kundig und unterhaltsam geschriebenen Texte bieten einen Erkenntnis- und Mehrwert – nicht nur für Fans der vier Ringe.
Einblicke. Die Fahrzeugsammlung der Audi AG, Edition Audi Tradition, Delius Klasing, 256 Seiten, 1. Auflage 2022, ISBN 978-3-667-12529-3, 59 Euro.