Audi Coupé 2.3 E Quattro (1989) Restaurierung
Jugendtraum mit 5-Zylinder und Allradantrieb
Parallel zu seiner Ausbildung zum Kfz-Mechatroniker restaurierte Patrick Hochwimmer aus Niederbayern sein Lieblingsauto: ein Audi Coupé 2.3 E Quattro Typ 89 (B3) von 1989.
13.02.2021 Bernd WoytalDer Volksmund sagt: Übung macht den Meister. Das gilt aber auch, wie in unserer Geschichte, für den Gesellen. Dieser heißt Patrick Hochwimmer und wurde 1997 in Niederbayern geboren. Schon in frühester Jugend rückten Autos in den Mittelpunkt seines Interesses, denn sein Vater besaß eine Werkstatt. Und wenn sich ein kleiner Junge öfter zwischen reparatur- oder restaurierungsbedürftigen Fahrzeugen als auf dem Spielplatz herumtreibt, bleibt das natürlich nicht ohne Folgen.
So kam Patrick schon zu einem Auto, bevor er einen Führerschein besaß. "Als Jugendlichen haben mich die Rallye-Videos mit Walter Röhrl immer sehr begeistert, besonders die mit dem Audi Quattro", erklärt der 23-Jährige, warum ein Audi sein Lieblingsauto wurde. Speziell das Audi Coupé Typ 89 fand er gut, natürlich als Quattro.
Im Jahr 2013 machte er sich mithilfe seines Vaters auf die Suche nach solch einem Fahrzeug. Sie studierten regelmäßig unter anderem die Anzeigen im Internet. Schließlich fanden sie im Bayerischen Wald das passende Exemplar: ein rund 180.000 Kilometer gelaufenes Audi Coupé 2.3 E mit Allradantrieb, Erstzulassung 1989, mit mehreren Vorbesitzern, zuletzt gefahren von einer älteren Dame.
So lassen oder restaurieren?
"Der Wagen war fahrtauglich und komplett, man hätte ihn eigentlich so benutzen können", sagt Patrick. Allerdings wäre dann so mancher Kunde erstaunt gewesen, warum der Inhaber einer Werkstatt, in der Old- und Youngtimer restauriert werden, seinen Sohn mit so einem Auto auf die Straße lässt. An einer Restaurierung führte daher kein Weg vorbei, und das sollte hauptsächlich Patricks Aufgabe sein.
Dabei kamen ihm einerseits die bisher bei verschiedenen Arbeiten in Vaters Werkstatt gesammelten Erfahrungen zugute, andererseits hatte er so direkt ein passendes Übungsobjekt für eine parallel dazu begonnene Ausbildung zum Kfz-Mechatroniker. Idealer hätte es nicht sein können.
Zunächst befreite Patrick die Karosserie von allen Anbauteilen. Später demontierte er noch die Hauben, die vorderen Kotflügel, die Türen, die Scheiben und die Innenausstattung. Außerdem wurde die komplette Technik ausgebaut, also der Fünfzylindermotor, der gesamte Antriebsstrang, das Fahrwerk und die Bremsanlage. "Nur den Kabelstrang und das Armaturenbrett habe ich dringelassen", erinnert er sich.
Stets ging er dabei planvoll vor. So hat er zum Beispiel die entfernten Schrauben nach Baugruppen sortiert in entsprechend beschrifteten Schachteln aufbewahrt und jede Menge Fotos von Arbeitsschritten oder der Einbaulage verschiedener Teile gemacht. Als Hilfsmittel stand ihm eine Reparaturanleitung zur Verfügung, und natürlich konnte er jederzeit seinen Vater um Rat fragen.
Die Karosserie wies etliche Gebrauchsspuren in Form von kleinen Kratzern oder Dellen auf, und der rote Lack war etwas verblasst. Aber dank der Vollverzinkung hatte sie erfreulicherweise keinerlei Durchrostungen, wie sich herausstellte.
Tiefpunkt am Anfang
Zunächst kam die leer geräumte Karosse auf ein Metallgestell, sodass sie zur Seite gekippt werden konnte, um den Unterboden bequem erreichen zu können. Mittels eines Spachtels und eines Heißluftföhns entfernte Patrick dann vorsichtig den Unterbodenschutz, um die Zinkschicht nicht zu beschädigen. Diese mühsame Arbeit dauerte rund zwei Wochen und war der Tiefpunkt bei seinem Projekt: "Schon nach wenigen Tagen fehlte mir die Lust dazu."
Er schaffte es schließlich doch. Am Schluss wurde der Unterboden mit Kunststoffperlen gestrahlt, dann folgte das neue Verkitten aller Fugen. Anschließend wurde grundiert und Unterbodenschutz aufgebracht sowie eine weitere Grundierung und schließlich der Lack. Nur das Lackieren aller sichtbaren Karosseriepartien in Tornadorot übernahm ein Profi.
In seinem Element war Patrick beim Restaurieren der Technik. Er zerlegte den Motor, dessen Innereien sich noch in einem guten Zustand befanden. Alle Verschleißteile, Schläuche sowie die Wasserpumpe und der Zahnriemen für den Nockenwellenantrieb kamen neu. Beim Zusammenbau der Maschine, die auch neue Dichtungen erhielt, holte sich Patrick immer mal wieder Rat beim Vater. "Denn bei manchen Arbeiten hat man nur einen Versuch."
Akribisch hat Patrick unzählige Anbauteile im Motorraum sandgestrahlt, von Hand geschliffen und dann lackiert oder gereinigt. Alles sollte wieder wie neu aussehen. Die Allradtechnik bereitete keine Probleme, hier blieb es vorwiegend bei der optischen Aufarbeitung. Dafür floss mehr Arbeit in die Revision der Bremsanlage und des Fahrwerks. Alle Achslenker und die Achsträger erhielten nach dem Strahlen eine Pulverbeschichtung, die verschlissenen Gummi und Gelenke wurden erneuert.
Rund zwei Jahre hat Patrick in seiner Freizeit an dem Audi gearbeitet. Fertig wurde der Wagen im Jahr 2015, als Patrick alt genug war für den Führerschein. Die Prüfung zum Kfz-Mechatroniker hat er natürlich bestanden, und die Meisterprüfung mittlerweile auch – sogar ohne Übungsobjekt.