Aston Martin DB6 MK I im Fahrbericht
Wie ein guter Freund
Mehr als 1.500 Motor Klassik-Leser haben der Redaktion ihr Auto für einen Fahrbericht vorgeschlagen. Das Los fiel auf den Aston Martin DB6 Mk I Vantage von Norbert Bröcker aus Düsseldorf – der seinen britischen Sportwagen gerne auch im Alltag bewegt.
17.09.2014 Michael SchröderOrtstermin in Düsseldorf. Ein modernes Einfamilienhaus im Norden der Stadt, ein gepflegter Garten, eine einfache Garage. Und ein Hausherr, der es irgendwie noch immer nicht glauben will, dass es wahrhaftig sein Klassiker ist, der einen Fahrbericht in Motor Klassik gewonnen hat: „Ich lese seit über 20 Jahren jede Ausgabe, da freut es mich natürlich, dass mein Auto nun auch einmal darin zu sehen ist“, begrüßt Norbert Bröcker das Motor Klassik-Team. Dass der Aston Martin DB6 Mk I Vantage auf Hochglanz poliert auf seinen Auftritt wartet, ist für den 46-jährigen Anwalt eine Selbstverständlichkeit.
Exakt 1536 Leser haben sich auf das Preisausschreiben „Ihr Auto in Motor Klassik“ in Ausgabe 2/2014 für ein Fotoshooting mit ihrem Klassiker beworben – mit so einer überwältigenden Resonanz hat die Redaktion wirklich nicht gerechnet. Vom Vorkriegs- Rennwagen bis zum Youngtimer aus den 90er-Jahren war praktisch jede Marke und jedes Modell vertreten, und eigentlich müssten wir uns angesichts dieser Menge an faszinierenden Autos um die Themen für die nächsten 100 Ausgaben keine Gedanken mehr machen. An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an alle Teilnehmer!
Motor komplett aus Leichtmetall
Während der Fahrt zur Foto-Location – einer Allee bei Schloss Heltorf – ist Zeit zum Kennenlernen. Norbert Bröcker bezeichnet sich eigentlich als Mercedes-Fan, doch irgendwann sei die Zeit reif für etwas Sportliches gewesen. „Natürlich habe ich auch über einen Elfer nachgedacht, allerdings hat mich die Form des DB6 am Ende einfach mehr begeistert.“ Auch der Umstand, dass dieses Auto eben nicht an jeder zweiten Ecke zu sehen ist, habe für den englischen Sportwagen gesprochen.
Bröcker entdeckt seinen DB6 im Frühjahr 2011 bei einem Spezialisten in England, der dieses Modell im Rahmen einer Restaurierung bereits auf Linkslenkung umgebaut hat. Einziger Wermutstropfen: Der Innenraum entspricht leider nicht mehr dem Auslieferungszustand, sondern wurde komplett neu möbliert. Egal, Bröcker greift dennoch zu, weil es sich ansonsten um eine sehr originale Vantage-Version Baujahr 1966 handelt, also um die laut Werk 325 PS starke Sportausgabe des DB6, dessen Normalversion mit 282 PS auch nicht wirklich schwach motorisiert ist. Verantwortlich für die Mehrleistung des komplett aus Leichtmetall gefertigten Vierliter-Reihensechszylinders sind eine höhere Verdichtung, schärfere Nockenwellen sowie drei Weber-Doppelvergaser anstelle dreier SU-Vergaser.
„Mischung aus viel Leistung und attraktivem Design“
„Es ist diese gelungene Mischung aus viel Leistung und einem attraktiven Design, die dieses Auto für mich so besonders reizvoll macht“, schwärmt Norbert Bröcker und bezieht sich damit auf die englisch-italienische Arbeitsteilung des Hauses Aston Martin: Während die Briten für die potente Technik sorgen, lässt man die Leichtmetallkarosserie sicherheitshalber gleich dort entwerfen (und produzieren), wo man erfahrungsgemäß etwas von schönen Formen versteht – in Italien, bei der Karosseriefirma Touring, die sich bereits seit dem DB4 aus den 50er-Jahren um das Design der Sportwagen von Aston Martin kümmert. Und natürlich gibt es nach dem DB5, dem legendären James-Bond-Dienstwagen, keinen Grund, diese erfolgreiche Zusammenarbeit zu beenden.
„Mein DB6 wird jedoch immer mal wieder mit dem Filmmodell verwechselt“, erklärt Bröcker. Die Unterschiede? „Eher gering“, gesteht der Aston-Martin-Fan dann auch. Die zweigeteilten Stoßstangen sowie der harmonisch in das Heck integrierte Spoiler dürften da noch die markantesten Erkennungsmerkmale sein. Dass der Wagen um zehn Zentimeter verlängert und die Dachlinie der besseren Geräumigkeit wegen leicht angehoben wurde, fällt nur bei genauem Hinschauen auf.
Von null auf 100 in 6,8 Sekunden
Düsseldorf ist inzwischen längst in den Rückspiegeln verschwunden, und der Aston giert mit seiner markanten Front und der typischen Lufthutze auf der Haube wie ein Raubtier auf der Suche nach Beute über eine breite Landstraße. Der Sechszylinder strotzt in jeder Gangstufe nur so vor Kraft, klingt anfangs überraschend leise und zurückhaltend, um ab etwa 3000 Touren mit einem heiseren und kehligen Fauchen vollkommen ungeniert loszubrüllen. Von null auf 100 in 6,8 Sekunden und Spitze 238 – das ist selbst heute noch eine ernsthafte Ansage.
In engen Kurven ist so ein anderthalb Tonnen schwerer DB6 jedoch ein Opfer seiner Masse. Norbert Bröcker muss an dem filigranen Holzlenkrad mangels Servounterstützung ziemlich zupacken, um den Sportwagen auf Kurs zu halten. Doch er genießt diese Art des Fahrens jeden Tag aufs Neue. Rund 11 000 Kilometer hat Bröcker bisher mit seinem Vantage zurückgelegt, mal auf dem Weg in sein Büro, mal während einer Alpentour. An den acht wunderschönen Smith-Instrumenten habe er sich bis heute noch nicht sattgesehen, schwärmt der Mann am Ende der Tour. Das Auto sei inzwischen wie ein guter Freund.
Fazit zum Aston Martin DB6 von Motor Klassik-Redakteur Michael Schröder
Ich gebe gerne zu, dass mich dieser Aston Martin DB6 nachhaltig beeindruckt hat. Sein klassisches GT-Design – einfach großartig und obendrein unverwechselbar. Und dann erst dieser bärenstarke Sechszylinder (der auch noch wie ein Kunstwerk aussieht). Ein in jeder Hinsicht großartiges Auto! Allerdings auch ein sehr exklusives ...