Alltagsklassiker VW T3 1,6 TD

Platz für alle im Kasten-Bulli mit Dieselmotor

Oldtimer-Freunde mit reichem Kindersegen müssen nicht verzweifeln – auch sie können natürlich im Alltag einen Klassiker fahren. Der VW Transporter der dritten Generation ist das überzeugende Universalgenie für alle, die viel Platz benötigen. Die Raumökonomie des T3 ist nahezu perfekt und auch der Fahrspaß riesengroß.

VW T3 1.6 TD, Frontansicht Foto: Arturo Rivas 19 Bilder

Weniger als vier Prozent der Deutschen haben laut Mikrozensus 2005 drei oder mehr Kinder – doch auch ihnen kann geholfen werden, sofern sie sich nicht nur anhand der Kinderzahl abheben wollen, sondern auch mit der Wahl eines klassischen Autos.

Bei der Suche nach einem geeigneten Fahrzeug landen diese Familien ebenso wie viele Freunde der sportlichen Freizeitgestaltung früher oder später beim VW Transporter. T1 und T2 sind finanziell oft nicht erreichbar, der T4 benötigt noch ein paar Jahre zur Reife. Bleibt der T3. Zwar sind auch bei ihm die Preise in den letzten Jahren stark gestiegen, doch es gibt immer noch bezahlbare Kandidaten.

Der T3-Bulli ist die automobile Eierlegende Wollmilchsau

Die Preisentwicklung ist durchaus nachvollziehbar, denn der VW T3 kommt der vielbeschworenen eierlegenden Wollmilchsau sehr nahe – alltagstauglich und universell einsetzbar, dazu noch ein Vertreter des echten Fahrspaßes, ein Wagen mit garantiertem Klassiker-Status und nicht zuletzt ein klassenloser Sympathieträger wie seine Vorgänger auch. Die Schattenseite wird beim Blick in die Online-Portale und Kleinanzeigen deutlich: Wer sich für einen gut ausgestatteten VW T3 als Alltagsklassiker interessiert, muss mit vielen anderen rechnen, die ebenfalls die Vorteile des T3 ausgemacht haben und auf der Welle des Bulli-Erfolgs mitsurfen wollen. Gepflegte Multivan und Caravelle durchbrechen oft schon die 10.000-Euro-Marke – auch mit Tachoständen weit jenseits der 200.000 km.

Das führt dazu, dass man auf der Suche nach bezahlbaren VW T3 für das Alltagsleben vor allem auf Ex-Behördenfahrzeuge, Firmenautos oder, wie in unserem Fall, auf einen Mannschaftswagen der Jugendfeuerwehr zurückgreifen muss – diese Autos sind meist auch für junge Familien noch bezahlbar und haben oft überschaubare Laufleistungen hinter sich gebracht.

ABS, ESP und Knautschzone – natürlich Fehlanzeige

Abstriche müssen selbstverständlich, wie bei jedem Klassiker, in Sachen Sicherheit gemacht werden. Der Stand der Technik entspricht nun mal den 70ern, als Seitenaufprallschutz, Sicherheitsfahrgastzelle und Assistenzsysteme – wenn überhaupt – nur in der Oberklasse bekannt waren. Fakt ist, dass es in den meisten VW T3 kein ABS gibt, in keinem ein ESP und auch keine nennenswerte Knautschzone. Die Bremsen trommeln hinten, Airbags bekam erst der Nachfolger T4. Doch das ist für Oldtimer-Freunde keine Überraschung. Wer sich damit abfinden kann, bekommt mit dem T3 ein Auto, das schon auf dem Weg zum Kindergarten allen Beteiligten Spaß macht.

Denn alles, was ein Alltagsauto ausmacht, beherrscht der VW T3: Ratzfatz sind die Kindersitze montiert, der Kinderwagen muss nicht zusammengeklappt werden, und auch die Eltern sind flugs auf ihren Sitzen. Einmal geentert, eröffnet sich für alle eine neue Welt; die quadratmeterweise verlegten Glasflächen im Passspiel mit den schmalen Säulen und die hohe Sitzposition bringen eine perfekte Übersichtlichkeit sowie neue Perspektiven. Die kompakten Abmessungen in Verbindung mit einem immer wieder überraschend kleinen Wendekreis sorgen für bewundernde Blicke beim Einparken. Fürs Protokoll: Ein aktueller Ford Galaxy ist rund 25 cm, ein VW Sharan 28 cm und ein 5er BMW bis zu 43 cm länger als ein T3. Und sie alle bieten deutlich weniger Platz als der quadratische Blechkasten.

Ideale Raumausnutzung

Das Scheunentor von Heckklappe eröffnet beim VW T3 ein ergonomisch perfekt angerichtetes Gepäckabteil. Auf Schritthöhe befindet sich die Ladefläche, so kann man das Gemüse direkt aus dem Einkaufswagen in den Kofferraum hieven. Praktisch ist auch die Schiebetür, die den Weg frei macht, wenn man mal wieder schnell handeln muss. Pipi-Pausen und die seit 330 km mit steter „Wann sind wir endlich da?“-Nachfragerei erwartete Ankunft bei den Großeltern – alles in kürzester Zeit lösbar. Tür auf, A-Team-Melodie summen, alle raus, Tür zu. Und Papa parkt in Ruhe ein.

Bei der Anreise muss man allerdings ebenfalls in sich ruhen, denn das ideale Reisetempo liegt bei gemächlichen 100 bis 115 km/h. Grund ist vor allem die Akustik der tonal wenig ausgewogenen T3-Konzerthalle. Zwar sitzen Fahrer und Beifahrer rund vier Meter von dem Motor im Heck entfernt, doch die Fondpassagiere bekommen das TD-Crescendo beim Beschleunigen und unter Volllast am Berg in voller Lautstärke mit.

Wer am lautesten sein kann, möchte man dann nicht schon wieder ausprobieren. Ohrstöpsel für alle sind eine nur bedingt brauchbare Alternative. Dann lieber im Bundesstraßentempo die schöne Landschaft genießen.

Fahrspaß dank Heckmotor, niedriger Verbrauch

Im modernen Verkehr kann man übrigens immer gut mithalten. Das hervorragende Fahrwerk und die gute Gewichtsverteilung lassen den VW T3 ebenso schnell aus der Kurve heraus- wie in sie hineinkommen. Spätestens mit einem T3 rundet man seinen Fahrstil ab. Apropos Gewicht: Der VW T3 verträgt einiges an Zuladung. Schon der offizielle Wert von einer Tonne und einem Zentner lässt den T3 auch beim Hausbau, Umzug oder Jahresurlaub glänzen.

Der in unserem Foto-T3 verbaute 70-PS-Turbodiesel ist bekanntermaßen etwas hitzeempfindlich, doch er erledigt bei guter Pflege in kundigen Händen und der angesprochenen gemächlichen Gangart seine Aufgaben unauffällig und recht zuverlässig. Die unterquadratische Auslegung des 1985 eingeführten TD sorgt für angenehme Elastizität, der KKK-Lader für guten Durchzug schon ab 1.450/min – und einen günstigen Kraftstoffverbrauch. Im Mittel kommt der JX-Turbodiesel mit 8 bis 10 Litern aus: absolut akzeptabel für den Schrankwand-T3.

Teurer Umbau für grüne Plakette

Im Rahmen bewegen sich bei den T3-Selbstzündern auch noch die Preise: „Für rund 4.000 bis 5.000 Euro kann man mit etwas Zeit bei der Suche einen vernünftigen VW T3 mit Feuerwehr- oder Bauhof-Vorgeschichte bekommen“, gibt Daniel Ecke, Geschäftsführer von BusChef, einen Einblick in die Marktlage. Wer jedoch einen der noch frei ausatmenden Diesel in die engere Wahl zieht und bei seinem Alltagsklassiker auf eine grüne Plakette angewiesen ist, muss nochmals bis zu 2.500 Euro einplanen. So viel kostet laut Ecke die Umrüstung mit Oxi-Kat und Dieselpartikelfilter. Nicht zuletzt deshalb sind die Wasserboxer-Benziner für den Alltagseinsatz die bessere Alternative, sie kosten allerdings rund das Doppelte.

Doch der Wert ist bei einem Klassiker ja immer höher als seine Kosten. Der VW T3 ist dafür ein Paradebeispiel.