Alltagsklassiker BMW 628 CSi

Der Gran Turismo für jeden Tag

Der BMW 628 CSi ist das ab 1979 gebaute Einstiegsmodell in die noble Baureihe der 6er-Coupés. Schon sein 2,8-Liter-Reihensechszylinder garantiert dank 184 PS ausgesprochen viel Fahrspaß.

BMW 628 CSi, Frontansicht Foto: Ingolf Pompe 15 Bilder

Das Angebot war zu verlockend: Etliche Jahre hatte der BMW 628 CSi aus dem Baujahr 1981 in einer Scheune verbracht. Nach der Beseitigung von Standschäden stand das Sechser-Coupé fast wieder da wie aus dem Showroom. Da griff Harald Ceschinski zu und erfüllte sich den Traum von einem BMW der E24-Baureihe. Für seinen 628 CSi spricht auch die umfangreiche Ausstattung: Der Vorbesitzer hatte auf den Basispreis von stolzen 46.000 Mark noch einiges draufgelegt, um sich eine reichhaltige Zusatzausstattung zu gönnen.

Er leistete sich zum Beispiel die lederne Recaro-Inneneinrichtung, die Fahrer und Beifahrer jeweils einen langlebigen Sportsitz mit sehr gutem Seitenhalt beschert. Sanft gleitet man zwischen die Sitzwangen und hat einen sicheren Halt im Rücken. Die Instrumente des BMW 628 CSi sind BMW-typisch ergonomisch zum Fahrer ausgerichtet. In diesem Luxuscoupé der 70er- und 80er-Jahre vermisst man nichts, was das Autofahren im Alltag angenehm macht.

Bestens erzogener Reihensechser

Aber das eigentliche Erlebnis dieses BMW-Klassikers erwartet den Fahrer nach dem Drehen des Zündschlüssels. Der 2,8 Liter große Reihensechszylinder des BMW 628 CSi mit Benzineinspritzung erweist sich als bestens erzogener Spross aus dem vornehmen Münchener Haus. Er läuft fast zu leise, aber angenehm seidig rund und kultiviert, sodass man gar nicht genug davon bekommen kann. Wunderbar elastisch gleitet das Coupé in Graphitgrau- Metallic über die sonnendurchfluteten Landstraßen südlich von Bochum. Unaufgeregt, fast schwebend rollt der 628 CSi über den rauen Asphalt am Rand des Ruhrgebiets.

Doch für Harald Ceschinski ist der BMW 628 CSi mit der unverwechselbaren Linie von BMW-Chefdesigner Paul Bracq kein Sonntagsauto. „Ich nutze ihn auch gerne für meinen Weg von mehr als 60 Kilometern zur Arbeit“, erzählt der Ingenieur aus Bochum und betont: „Das ist überhaupt kein Problem.“

Sportliches Fahrwerk mit Komfort-Reserven

Neben dem ausgewogenen und mit 184 PS ausreichend starken Motor verfügt der BMW 628 CSi auch über ein ausgezeichnetes Fahrwerk: Vorn sorgen McPherson-Federbeine für die optimale Straßenlage, hinten arbeitet eine Schräglenker-Hinterachse. Adäquate Verzögerung garantieren Scheibenbremsen an allen vier Rädern.

Auf der Autobahn fährt der BMW 628 CSi beinahe wie ein modernes Auto. Harald Ceschinski weiß: „Ab 4.000 Umdrehungen schiebt der Motor noch mal richtig an.“ Bei Bedarf treibt der Sechszylinder das 1,5 Tonnen schwere Coupé bis an die 210-km/h-Marke, auf Landstraßen sorgt das Drehmoment von 240 Nm bei 4.200 Touren für gute Elastizität.

Zusätzlich zum angenehmen Fahrverhalten bietet der BMW 628 CSi neben dem ordentlichen Kofferraum gegenüber einem waschechten Sportwagen einen weiteren Vorteil: Im Fond finden zwei erwachsene Mitfahrer genügend Platz. So ist auch ein Wochenendausflug mit der gesamten Familie samt Gepäck problemlos möglich.

Seltener Basis-6er

Die Basisversion des E24 mit dem Einspritzmotor, dessen Gemischaufbereitung von der Bosch L-Jetronic geregelt wird, kam 1979 auf den Markt und löste den 630 CS ab, der noch über einen Solex-Vergaser verfügte. Der Dreilitermotor dieser ursprünglichen Basisversion leistete mit 185 PS sogar noch ein PS mehr.

Allerdings verdarb die saftige Preiserhöhung um 5.400 Mark, die für den BMW 628 CSi zu bezahlen waren, einigen Coupé-Anhängern die Laune. Wer sich damals einen Sechser leisten konnte, griff lieber gleich zur Spitzenmotorisierung mit dem 3,5-Liter-Motor: Vom BMW 635 CSi baute BMW rund fünfmal mehr Autos als vom kleineren CSi, dazu kamen noch rund 2.200 Exemplare mit Abgas-Katalysator und fast 5900 635 CSi in der M-Version.

Mit dem BMW 628 CSi möchte man am liebsten nie ankommen

Daher sind diese Versionen als Klassiker heute wesentlich leichter zu finden als der seltene BMW 628 CSi. Die Umstellung auf den bereits aus dem 528i und 728i bekannten Sechszylinder erfolgte wegen des gegenüber dem Vorgängermodell besseren Verbrauchs bei fast gleichen Leistungswerten. Allerdings genehmigte sich der Basis-Einspritzer im ersten Test von auto motor und sport immer noch 15,1 Liter Benzin. Zum Glück lässt sich dieser Wert durch schonende Fahrweise heute etwas senken.

Man möchte nie ankommen Eines widerspricht der Nutzung des BMW 628 CSi im Alltag: Eigentlich möchte man mit dem Auto nie ankommen. Es fährt nicht zuletzt dank des Reihensechszylinders so angenehm, dass man Umwege fährt, um das Fahrerlebnis noch länger auszukosten. Viel Geduld brauchen angehende E24-Besitzer allerdings bei der Suche nach einem gut erhaltenen Exemplar. Harald Ceschinski hat mit seinem bestens gepflegten 628 CSi jede Menge Glück gehabt.