Alfa Romeo B.A.T. 5,7, 9d (1953-55) versteigert
12,7 Millionen Euro: Alfa-Studien im Flugzeug-Look
Bertone-Designer Franco Scaglione schuf drei Atem raubende Aerodynmaik-Studien auf Basis des Alfa Romeo 1900. Die drei Berlina Aerodinamica Tecica (B.A.T.) wurden nun das erste Mal zusammen versteigert – zu einem sagenhaften Preis.
30.10.2020 Andreas Of-AllingerRM Sotheby’s hat in der Nacht auf Donnerstag (29.10.2020) drei Bertone-Studien versteigert, die so noch nie zusammen bei einer Auktion aufgetaucht sind. Ein Sammler hatte die drei Concept Cars 1989 ihren drei einzelnen Besitzern abgekauft und seither behalten.
14,8 Millionen Dollar für drei Aerodynamik-Studien
Der Schätzpreis der drei Berlina Aerodinamica Tecnica (B.A.T.) 5, 7 und 9d lag bei 14 bis 20 Millionen US-Dollar. Auf diesen Wert hatte das Auktionshaus den Wert des Studien-Trio von Bertone-Designer Franco Scaglione taxiert. Während der Kunstauktion am Abend des 28. November, 18 Uhr New Yorker Ortszeit, wurde dieser Preisrahmen nicht ausgeschöpft. Für 14,8 Millionen US-Dollar, umgerechnet 12,69 Millionen Euro, wurde das Trio verkauft.
Erst nach 40 Jahren zusammen zu sehen
Was hat es nun mit dem ersten Mal auf sich? Nun, die drei Studien standen bis zum Concours d’Elegance 1989 in Pebble Beach nie zusammen auf einer Showbühne. Die Organisatoren des automobilen Schönheitswettbewerbs hatten die Gelegenheit genutzt, dass Nuccio Bertone zur selben Zeit ohnehin in Kalifornien war, um eine Ehrung abzuholen und luden ihn sowie die Autos ein. Zu dieser Zeit gehörten die Studien drei unterschiedlichen Besitzern in den USA. Sie kamen alle drei.
Einer sah sie, wollte sie haben, machte allen drei Besitzern ein Angebot und bekam sie. Seither waren die Berlina Aerodinamica Tecnica wieder zusammen. Was sie bis dahin nie gewesen waren. Denn Bertone hatte alle drei Studien nach den Turiner Salons, auf denen sie Premiere feierten, verkauft. Alle drei gingen in die USA und blieben dort. Bis heute.
Berlina Aerodinamica Tecnico, kurz B.A.T.
Doch woher kommen die drei Schönheiten? Franco Scaglione entwarf für Bertone in den drei Jahren 1953, 1954 und 1955 Aerodynamik-Studien. Diese Berlina Aerodinamica Tecnico (B.A.T.) hatten jeweils auf dem Turiner Salon Premiere und den Alfa Romeo 1900 zur Basis. Weil Scaglione vier Modelle im Originalmaßstab baute, bevor er sich ans Blech wagte, trägt die erste Studie die Nummer fünf.
B.A.T. 5 (1953)
Das erste Modell hatte im Mai 1953 Premiere. Der Cw-Wert von 0,23 ermöglicht knapp 200 km/h Höchstgeschwindigkeit. Keine schlechte Leistung – der 1900-Motor leistet zwischen 85 und 115 PS. Bertone verkaufte die Studie im Oktober 1953 in die USA. Der Käufer fuhr die Studie einige Jahre und gab sie dann weiter. Der nächste Besitzer hing das Auto an die Decke seines Ladens. Ein späterer Eigner ließ die Studie restaurieren und zeigte sie 1988 während des Concours d’Elegance in Pebble Beach.
B.A.T. 7 (1954)
Die nächste Studie gestaltete Franco Scaglione etwas extremer; er senkte die Haube deutlich ab, verlängerte die Finnen am Heck und ließ sie nach innen ragen. Das störte einen späteren Besitzer in den USA derart, dass er sie absägen ließ – auch er fuhr das Auto eine Zeitlang. Doch zunächst stand B.A.T. 5 1954 unbeschädigt auf der Turnier Messe und erregte Aufsehen. Dabei war das Auto so spät fertig geworden, dass Scaglione und Bertone es selbst zur Messe fuhren, um pünktlich da zu sein. Ob ihnen der Cw-Wert von 0,19 bei dem knappen Zeitplan geholfen hat? Vielleicht war es auch das deutlich abgesenkte Gewicht. Der Originalzustand jedenfalls wurde bei einer Restaurierung Mitte der 80er wieder hergestellt.
B.A.T. 9d (1955)
Auf den Turiner Autosalon 1955 stellte Scaglione eine etwas gemäßigtere Version. Die dritte Variante sollte ein straßentauglicher Gran Turismo werden, er bekam eine Kante in die Flanke und das Scudetto der Serien-Giulietta an die Front. Damit war die Studie auf den ersten Blick als Alfa Romeo zu erkennen. Unter dem Blech steckte weiterhin die Technik des 1900. Auch diese Studie wurde in die USA verkauft und nach einigen Besitzerwechseln 1987 wiederhergestellt. Zwischendurch in Rot lackiert, bekam das Coupé bei dieser Gelegenheit wieder eine Lackierung in Silbermetallic. Jetzt steht es zusammen mit den beiden anderen Studien zum Verkauf.