50 Jahre Alfa Romeo T33/2 Stradale

Weniger als ein Dutzend Straßenfahrzeuge

Auf die Straße haben es ja nur wenige Tipo 33 geschafft. Auf der Rennstrecke feiert das Aluminium-Coupé mit V8-Mittelmotor dagegen viele Erfolge – und jetzt zudem den 50. Geburtstag. Na da gratulieren wir doch recht herzlich.

Alfa Romeo T33/2 Stradale Foto: Hans-Dieter Seufert 92 Bilder

Mit dem Alfa Romeo 33 Stradale hat sich Designer Franco Scaglione 1967 ein automobiles Denkmal gesetzt. Jetzt feiert das italienische Coupé seinen 50. Geburtstag - werfen wir also einen Blick auf die Geschichte des außergewöhnlichen Mittelmotor-Sportwagens. In den Genuss, eines der Exemplare in die private Garage zu stellen, kommen nur wenige. Nicht mehr als ein Dutzend wurden gebaut; doch trotz der geringen Stückzahl befeuert der Tipo 33 den Mythos Alfa Romeo wie kaum ein anderes Auto.

Schon im Stand ist der Alfa Romeo 33 ein Spektakel. Die Hauben vorne und hinten lassen sich komplett aufklappen, die Schmetterlingstüren recken sich hoch in den Himmel. Anders als der Rest des Autos, denn der Alfa Romeo ist weniger als einen Meter hoch und duckt sich mit dem tiefen Grill dramatisch auf den Asphalt. Die Wölbungen und Glasflächen müssen 1967 gewirkt haben, als käme Alfa von einem anderen Planeten. Spätestens, wenn der V8 die optische Sensation untermalt, stellen sich die Nackenhärchen auf.

Alfa Romeo T33/2 Stradale Foto: Hans-Dieter Seufert
Erste Rennsaison für den neuen Rennsportwagen 1967. Wegen der hinteren Lufthutze wurde diese T33-Version auch Periscopica genannt.

Ferrari und Porsche im Visier

Als das erste Großserienmodell, die Giulietta, Anfang der 60er ordentlich Geld in die Kassen des italienischen Herstellers spült, hält der damalige Präsident Giuseppe Luraghi die Zeit für gekommen, seine Marke wieder auf die Rennstrecke zu bringen. Um es in die globalen Schlagzeilen zu schaffen, musste jedoch mehr her, als die Tourenwagen-Europameisterschaft, in der die Giulia GTA unterwegs war - das Duell in der Marken-Weltmeisterschaft mit Ferrari und Porsche sollte es sein. Dazu brauchte es einen Sportprototypen; anders als bei den Tourenwagen, war kein Serienmodell gefordert.

Präsident Luraghi überträgt einen Teil der Entwicklung an die Firma Autodelta, mit der die Motorsport-Abteilung von Alfa Romeo bereits Mitte der 50er-Jahre verbandelt war. Dort soll sich Carlos Chiti insbesondere um den Motor kümmern, nachdem sich der bis dahin getestete Vierzylinder der Giulia TZ nicht als die angemessene Antriebsvariante erwiesen hatte. Ein V8-Rennmotor sollte es werden. Und was für einer: Doppelzündung, zwei Verteiler, vier Zündspulen, mechanische Benzineinspritzung und vier obenliegende, von einer Kombination aus Kette und Zahnrädern angetriebene Nockenwellen liefern einen Eindruck von der Komplexität des Zweiliter-Triebwerks.

Zu 95 Prozent ein Rennwagen

Im Rahmen des Entwicklungsprozesses entstand schließlich die Idee, mit dieser Basis einen exklusiven Gran Turismo auf die Räder zu stellen, der 95 Prozent der Fahrleistungen des Rennwagens auf zivile Straßen bringen sollte. Nicht zuletzt eine Image-Frage für Alfa Romeo. Und weil jedes Projekt auch einen internen Code braucht, erhält der zukünftige GT vorerst das nächste verfügbare Kürzel aus der Baureihe 105. Aus 105.33 werden später die endgültige Typenbezeichnung 750.033 und der Modellname Tipo 33 entstehen. Der Namenszusatz "Stradale" deutet fortan auf die Straßenzulassung. Die Aluminium-Karosserie kreiert, wie eingangs erwähnt, der ehemalige Bertone-Designer Franco Scaglione und er orientiert sich dabei eng am bereits existierenden Rennwagen. Für das entscheidende Plus an Komfort verlängert er den Radstand von ganze zehn Zentimeter.

Die Kombination aus einer Leistung von 230 PS und einem Leergewicht von 700 Kilogramm führt zu großartiger Fahrdynamik. In unter sechs Sekunden schießt der Alfa Romeo 33 Stradale auf Tempo 100. Bis auf 260 km/h treibt der V8 im Rücken des Fahrers. Kosten für das höchst sportliche Gefährt: Zehn Millionen Lire oder rund 10.200 D-Mark und damit unter den teuersten damals erhältlichen Autos. Heute liegt der Wert nach Schätzungen übrigens bei rund zehn Millionen Euro. Die Firma Autodelta fertigt 18 Chassis an, doch nur ein gutes Dutzend wird in die Scaglione-Karosserie gehüllt. Natürlich in Handarbeit, was dazu führt, dass kein Tipo 33 dem anderen gleicht. Es gibt, je nach nationalen Vorschriften Exemplare mit Einzel- oder Doppelscheinwerfern. Je nach Vorliebe Schalensitze und eine reduzierte Innenausstattung und in den letzten Modellen Einlässe und Öffnungen für die Ansaugluft und Abführung der erhitzten Brems-Luft.

Alfa Romeo Museum Arese Foto: Patrick Lang
Pininfarina entwarf diese Version des Tipo 33 als 33/2 Coupé Speciale.

Sechs Fahrgestelle gehen an die großen italienischen Karosseriewerkstätten, die auf dieser Basis Showcars bauen. Nuccio Bertone verblüfft schon auf dem Turiner Autosalon 1968 mit dem Carabo. Pininfarina zieht mit dem Roadster P33 nach, Giorgetto Giugiaro zeigt den Iguana. Pininfarina präsentiert 1969 in Paris den 33/2 Coupé Speciale und legt auf der Motorshow in Brüssel 1971 mit dem Cuneo noch einen drauf. Konkurrent Bertone setzt auf Automobilsalon Genf 1976 mit dem Navajo den Schlusspunkt. Sie sind heute zusammen mit einem Tipo 33 Stradale zu bewundern im Alfa Romeo Museo Storico im ehemaligen Werk im Mailänder Vorort Arese.

Testfahrt im Alfa Romeo T33/2 Stradale

Doch genug der Theorie und Historie. Wie fühlt es sich nun an, einen der seltenen Alfa Romeo 33 Stradale tatsächlich zu fahren? Motor Klassik-Chefredakteur Hans-Jörg Götzl ist dafür in besagten Mailänder Vorort, nach Arese gefahren:

"Die Spica-Einspritzanlage des Alfa Romeo T33/2 Stradale muckt noch ein wenig, sonst läuft er tadellos", meint Maurizio Monti, Cheftechniker des Alfa Romeo Museo Storico im Mailänder Vorort Arese, während er den Zweiliter-V8 des Alfa Romeo T33/2 Stradale mit kräftigen Gasstößen auf Temperatur bringt. Hinter dem abgegriffenen Lederlenkrad des Alfa Romeo T33/2 Stradale, die Ohren gefühlt nur wenige Zentimeter von den acht offenen Ansaugstutzen entfernt, brüllt und heult der kleine V8-Motor. Bei vollem Drosselklappenquerschnitt geht es im Alfa richtig voran. Wobei der Ultrakurzhuber bereits bei gut 2.000 Touren sauber läuft und ruckfrei Gas annimmt, um dann haltlos, allerdings mit kleinen Bäuerchen zwischendurch, nach oben zu jubeln.

Alfa Romeo T33/2 Stradale Foto: Hans-Dieter Seufert
Im engen Cockpit des Alfa Romeo T33 Stradale sitzt der Pilot wie in einer Flugzeugkanzel. Die Übersicht ist grandios.

Damit hat der V8 des Alfa Romeo T33/2 Stradale ein nutzbares Drehzahlband von beinahe 7.000 Umdrehungen, fast wie ein Motorradmotor. Die Bremsen sind dem angemessen, und am Fahrwerk fehlen jedenfalls keine fünf Prozent zum reinen Rennwagen: Selbst mit den alten Dunlop-Racing sind im Alfa Romeo T33/2 beeindruckende Kurvengeschwindigkeiten möglich. Vielleicht sind die Pneus ja auch schon 50 Jahre als? Wie dem auch sei: Motor Klassik gratuliert herzlich zu 50 Jahren Alfa Romeo T33 Stradale.

In unserer Bildergalerie können Sie sich das italienische Kunstwerk 33 Stradale und die anderen Alfa Romeo-Schönheiten aus dem Museo Storico ganz genau anschauen.