Oldtimer-Auktion Open Roads RM Sotheby’s 2021
Statt Verwahrentgelt: 5 Klassiker für 100.000 Euro
Keine Lust auf Minuszinsen? Diese fünf Old- und Youngtimer kommen in Frage, wenn Sie schnell 100.000 Euro investieren möchten.
03.12.2021 Andreas Of-AllingerKlassiker als Investment – ein umstrittenes Thema. Zum einen ist es schöner, wenn alte Autos aus Spaß an der Freude gefahren werden, zum anderen können die Ausgaben schneller ausufern als ein Bankenaufseher Wirecard buchstabiert. Wenn Sie jedoch Fahrspaß als Naturaldividende ansehen und ganz heimlich nur nach einem halbwegs vernünftigen Grund suchen, ein völlig unvernünftiges Auto zu kaufen: Fünf besonders interessante Oldtimer, die RM Sotheby’s während der "Open Roads"-Auktion bis 8. Dezember online versteigert. Bitte hier entlang.
Mercedes-Benz 280 SE 3.5 Coupé
Was ein Auto teuer macht? Seltenheit, Schönheit und eine tolle Geschichte. Nur 3.270 Exemplare des 280 SE 3.5 baute Mercedes-Benz von 1969 bis 1971 in Sindelfingen – noch weitgehend in Handarbeit. Hinter dem Flachkühler sitzt der stärkste Motor der Baureihe: Der M116 leistet 200 PS und gilt wegen seines für einen Achtzylinder kleinen Hubraums als drehfreudig. Dazu passt, dass dieses Exemplar ein Viergang-Schaltgetriebe hat. Oft wurde ein Automatikgetriebe bestellt. Dieses Coupé hat außerdem eine Klimaanlage von Behr, was an dem Kasten unter dem Armaturenbrett gut zu erkennen ist. Das Auto steht in der Schweiz, der Schätzpreis liegt bei 75.000 bis 95.000 Euro. Es soll einmal einem französischen Botschafter gehört haben.
Dodge Viper GTS
Von subtiler Schönheit zu brutaler Klarheit: Die Dodge Viper tritt brutal auf und an. Ihr Zehnzylindermotor hinter der Vorderachse prägt Proportionen und Charakter. Dessen Grundfesten wurzeln angeblich in einem Lastwagenmotor. Der Achtliter-V10 klemmt zwischen Vorderachse und Passagieren unter einer gewaltigen, nach vorn öffnenden Haube. Von dort schickt er 450 PS über ein manuelles Sechsgang-Schaltgetriebe an die Hinterachse. Zwei Michelin Pilot SX auf 17-Zoll-Rädern dürfen sich mit 664 Newtonmetern befassen. Ohne Traktionskontrolle. Sie wollen etwas Beruhigendes lesen? Die Viper stammt aus erster Hand und hat gerade mal 14.600 Kilometer runter. Sie steht in Kingsville, Ontario – was die Vorfreude nur vergrößert, sollten Sie zufällig nicht in Kanada wohnen – und soll laut Schätzwert umgerechnet zwischen 70.000 und 90.000 Euro kosten. Da bleibt mit etwas Glück noch Geld für einen Satz Hinterreifen.
Porsche 911 Ruf BTR Cabriolet
Ein Turbo Cabrio baute Porsche lange nicht. Jedenfalls nicht regulär. Ruf hingegen schon. Der Allgäuer hatte den 911 Turbo, der damals schneller war als die meisten Autos um ihn herum, zu einem noch schnelleren Auto gemacht. Mit dem Yellowbird hatte er Rekorde eingefahren. Der 1983 präsentierte BTR galt als eines der schnellsten Autos der Welt. Gut möglich also, dass ein 911 Cabriolet mit diesem 369 PS starken Turbomotor im Heck zu den schnellsten offenen Autos der Achtzigerjahre gezählt werden darf. Das vorliegende Exemplar wurde am 30. April 1985 über das Hamburger Porsche-Zentrum Raffay ausgeliefert und im selben Jahr noch zu Ruf geschickt. Dort bekam das preussischblaue Turbolook-Cabrio den aufgeladenen 3,4-Liter mit rund 369 PS unter den Flügel geklemmt. Jetzt soll er mit 49.398 Kilometern zwischen 110.000 und 160.000 Euro einbringen.
Dodge Power Wagon
Das ist zu viel Geld und überhaupt hätten Sie gern etwas Praktisches? Kein Problem, RM Sotheby’s hätte da etwas von Dodge. Einen Power Wagon. Der rot lackierte Pickup-Truck steht frisch restauriert in Kanada und wartet auf einen Käufer, der eine Aufgabe für ihn hat. Die darf gern etwas abgelegen sein; grobstollige Super Swamper sorgen für Grip und Bodenfreiheit, ein 3,77-Liter-Reihensechszylinder mit vier Vorwärtsgängen samt Untersetzung für das nötige Durchsetzungsvermögen. Sollte sich eine optimistisch angegangene Situation als etwas festgefahren herausstellen, hilft die Winde, dass die Fuhre wieder auf festen Boden kommt. Was zögern Sie noch? Der Mindestpreis ist längst erreicht, der Schätzpreis liegt bei umgerechnet 65.000 bis 75.000 Euro. Wie Sie den Power Wagon von Niagara Falls hierher bekommen, fällt Ihnen bis dahin sicher auch noch ein. Einen Chevrolet Pickup kann schließlich jeder kaufen.
Aston Martin DBS
Landarbeit überlassen Sie lieber anderen? Gleichzeitig möchten Sie nicht ständig auf Roger Moore angesprochen werden? Dann könnte der Aston Martin DBS ihr Auto sein. Der sieht von vorn ein bisschen aus wie ein Austin Princess 2, der sich wichtig macht, von der Seite wie irgendetwas Sportliches aus Italien und im Heck steckt ein bisschen Audi 100 Coupé. Das Ganze ergibt ein ziemlich cooles Auto im kantigen Look der 70er. Doch der eigenständige Auftritt, den nicht jeder auf Anhieb einordnen kann, gerät sowieso zur Nebensache, weil unter der verhutzten Motorhaube Tadek Mareks wunderschöner Reihen-Sechszylinder arbeitet. Der macht mit drei SU-Vergasern ein wunderschönes Geräusch und sorgt für ganz ordentliche Fahrleistungen – auch weil hier die stärkere Vantage-Version "type C" verbaut ist. Das ist sie inkorrekterweise zwar erst seit 2016, doch das tut nichts zur Sache. Viel wichtiger: erst kürzlich wurden 30.000 Euro investiert. Das könnte die Ausgabe von geschätzt 110.000 bis 130.000 Euro etwas absichern. Jemand macht eine blöde Bemerkung? Erinnern Sie ihn daran, dass Aston Martin inzwischen SUV mit Mercedes-Motoren baut.