BMW-Glas 3000 V8 wird in Monterey versteigert

Frühes BMW-Coupé ohne Nieren-Grill, dafür mit V8

BMW hat nach dem Zweiten Weltkrieg einige legendäre Coupés auf den Markt gebracht. Ihren Ursprung hatte die Ahnenreihe in dieser Schönheit aus Dingolfing. Ein BMW-Glas 3000 V8 wird in Kürze versteigert.

08/2021, 1968 BMW-Glas 3000 V8 Foto: Mecum Auctions 16 Bilder

Nicht nur BMW-Fans geraten ins Schwärmen, wenn sie an die CS-Coupés der E9-Baureihe denken. Oder an den 6er der E24-Generation. Ganz zu schweigen vom 8er E31, den es auch mit V12-Motor gab. Wer nach dem Ursprung dieser Ahnenreihe fahndet, landet einerseits beim 3200CS von 1962, der jedoch nur bedingt als ihre Keimzelle gelten kann. Schließlich basiert dieser technisch noch auf dem Barockengel. Um einer anderen Quelle auf die Spur zu kommen, muss man Richtung Niederbayern abbiegen – zur Hans Glas GmbH aus Dingolfing.

08/2021, 1968 BMW-Glas 3000 V8 Foto: Mecum Auctions
Ein BMW-Coupé ohne Nieren-Grill? Das gab es in den Sechzigerjahren beim BMW-Glas 3000 V8.

Glas war ein Landmaschinen- und Zweiradhersteller, der sich nach dem Zweiten Weltkrieg auch als Autobauer versuchte. Dem legendären Goggomobil von 1952 folgten einige weitere Baureihen, doch Mitte der Sechzigerjahre geriet das Unternehmen in Schwierigkeiten. Unter anderem deshalb, weil die Niederbayern mit dem 2600 V8 ein sehr aufwändig konstruiertes und produziertes Oberklasse-Coupé auf den Markt brachten, dessen Absatz jedoch zu wünschen übrig ließ. BMW, das wenige Jahre zuvor in einer ganz ähnlichen Situation war, ergriff die Gelegenheit und übernahm die Hans Glas GmbH im Herbst 1966, um die eigenen Produktions-Kapazitäten zu erhöhen.

Vom Glas 2600 V8 zum BMW-Glas 3000 V8

Dadurch sicherten sich die Münchner nicht nur das noch heute für die Marke sehr wichtige Werk, sondern erhielten auch die Rechte an den Automobilen aus Dingolfing. Da der technisch antiquierte 3200CS inzwischen ausgelaufen war und große Coupés in der Modellpalette fehlten, machte es sich BMW in dieser Phase sehr einfach: Die Oberbayern nahmen den Zweitürer von Glas, klebten BMW-Embleme auf Motorhaube, Heck sowie die verchromten Radkappen und werteten ihn zum BMW-Glas 3000 V8 auf. Als dieser existierte das Modell bis Mai 1968.

08/2021, 1968 BMW-Glas 3000 V8 Foto: Mecum Auctions
Schwarzes Vinyl-Interieur mit Sitzmittelbahnen aus beigem Cord.

Der Mega-Erfolg war dem wunderschönen, vom italienischen Designer und Karosseriebauer Frua entworfenen Coupé freilich nicht beschieden. Vom ehrfürchtig "Glaserati" genannten 2+2-Sitzer entstanden insgesamt nicht einmal 400 Exemplare. Eines von ihnen ist dieser rote Vertreter, dessen Zustand kaum besser sein könnte. Was nicht nur an der inzwischen erfolgten Komplett-Restauration, sondern auch daran liegt, dass er mehr als 20 Jahre in einem Berliner Automuseum verbracht hat. Nun wird der BMW-Glas 3000 V8 im kalifornischen Monterey vom Auktionshaus Mecum versteigert. Der Schätzpreis liegt bei 100.000 bis 110.000 Dollar (etwa 85.000 bis 93.500 Euro).

Dreiliter-V8 mit 160 PS

Die Modellbezeichnung beschreibt den (aufgerundeten) Hubraum des V8-Motors, der mit drei Fallstrom-Doppelvergasern, zwei riemengetriebenen Nockenwellen und einer nachgerüsteten elektronischen Zündung ausgestattet ist. Das Triebwerk liefert 160 PS und ein maximales Drehmoment von 235 Newtonmetern. Über ein manuelles Viergang-Getriebe gelangt die Kraft zur De-Dion-Hinterachse, wo sie über die auf 14-Zoll-Felgen gezogenen 185er Michelin-XVS-Reifen auf den Boden übertragen wird. Dieselbe Rad-Reifen-Kombination kommt vorne zum Einsatz; auch Scheibenbremsen und Einzelradaufhängung gibt es rundum.

08/2021, 1968 BMW-Glas 3000 V8 Foto: Mecum Auctions
Der Dreiliter-V8 leistet 160 PS und liefert maximal 235 Newtonmeter.

Obwohl sich das Frua-Design durch eine klare und schnörkellose Linienführung auszeichnet, sind es doch die Details, die den BMW-Glas 3000 V8 begehrenswert machen. Kleinigkeiten wie der markante nierenfreie Kühlergrill, die gelben Nebelscheinwerfer oder der Talbot-Spiegel auf dem linken vorderen Kotflügel machen das Coupé zu einer echten Besonderheit. Innen verfügt der Niederbayer über eine schwarze Vinyl-Ausstattung, beigefarbene Cord-Sitzbezüge und ein Radio des Typs Becker Grand Prix. Apropos Details: Die Instrumente weisen V8-Logos auf und zentral im Lenkrad sitzt ein gläserner Hupknopf mit Glas-Logo auf bayerischen Farben.