Walter Röhrl zum 77. Geburtstag
Alles Gute, Walter
Er ist immer noch da, er ist immer noch schnell, er ist immer noch ein Riese. Walter Röhrl ist 77. Schon?
07.03.2022
Markus Stier
Foto: Archiv Audi Tradition
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Am 7.März 1947 erblickt in Regensburg ein Rallye-Gott das Licht der Welt.
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1972 ließ ein junger Regensburger mit der Führung bei der Olympia-Rallye erstmals aufhorchen. Die Rallye-Leitung hielt den Namen Röhrl an der Spitze zunächst für einen Zeitnahme-Fehler.
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Mit dem wuchtigen Rekord trat der frisch von Ford zu Opel gewechselte Bayer 1973 erstmals bei der Rallye Monte Carlo an.
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Internationale Erfolge kamen allerdings erst ein Jahr später mit dem Ascona.
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Röhrl sicherte sich 1974 als erster Deutscher den Titel des Rallye-Europameisters. Eine Weltmeisterschaft für Fahrer exisiterte noch nicht.
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1975 kam der endgültige Durchbruch. Mit Beifahrer Jochen Berger holte Röhrl bei der Rallye Akropolis in Griechenland seinen ersten WM-Sieg.
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Mit einem Schlag war der lange Bayer ein Star.
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Zum Saisonende wechselte Opel auf den Kadett C, doch das kompakte Coupé fiel eher durch Defekte als durch Erfolge auf.
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Nach einer eher dürftigen Saison 1976 ...
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... heuerte Röhrl 1977 bei Fiat/Lancia an.
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Mit der Berufung in das Topteam der Branche erhielt der ehemalige Bistums-Kraftfahrer den endgültigen Ritterschlag.
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Röhrl fuhr 1978 den Fiat 131 Abarth.
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Eigentlich liebte Röhrl seinen Job, nur nicht, wenn er nach Afrika musste.
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Mit eingedrückter Tür und ohne Windschutzscheibe: Röhrl und die Safari-Rallye in Kenia wurden keine Freunde.
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Die Legende Röhrl nahm mit Beifahrer Christian Geistdörfer im Januar 1980 ihren Anfang.
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Das deutsche Duo siegte beim Saisonauftakt in Monte Carlo. Das war noch keinem Teutonen gelungen.
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Es folgte der Legende zweiter Teil. In Portugal demütigte Röhrl die versammelte Welt-Elite bei Nacht und Nebel.
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Seit 1979 gab es eine Fahrer-WM. Der zweite Weltmeister der Rallye-Geschichte hieß Walter Röhrl.
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Zum Saisonende ließ sich der frisch gebackene Champion überreden, bei Mercedes anzuheuern. Doch mit dem untauglichen 450 SLC war nichts zu gewinnen. Der Mercedes-Vorstand kippte das Projekt noch vor Saisonbeginn.
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Dem nunmehr arbeitslosen Weltmeister verschaffte Porsche mit dem 924 Turbo ein Notprogramm in der Deutschen Meisterschaft.
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Ein privater Einsatz mit einem Porsche 911 in San Remo blieb 1981 Röhrls einziger WM-Auftritt. Ein Antriebswellenschaden beendete den Ritt.
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1982 kehrte Röhrl zu Opel zurück und gewann seine zweite Rallye Monte Carlo.
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Heckantrieb war einer der letzten Protagonisten eines zu Ende gehenden Zeitalters. Auf Asphalt noch konkurrenzfähig ...
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... war er auf Schotter allenfalls in Röhrls Sternstunden bei der Musik.
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Neidisch bestaunte Röhrl die allradgetriebenen Quattros der Konkurrenz. Besonders Michele Mouton im Audi macht dem langen Kerl schwer zu schaffen.
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Gegen seinen Willen schickte ihn Opel an die Elfenbeinküste, um die WM-Chancen aufrecht zu halten. Tatsächlich gewinnt Röhrl und wird der erste Rallye-Weltmeister "wider willen".
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Als Opel ihn vor dem Finale in Wales (wieder gegen seinen Willen) auf eine PR-Party des Zigarettensponsors schickt, meutert Röhrl. Er wird noch vor der Rallye entlassen und fährt frohen Mutes heim. Opel verliert die Marken-WM gegen Audi ...
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... und Röhrl hat 1983 wieder bei Lancia angeheuert, wo er zum dritten Mal die Rallye Monte Carlo gewinnt.
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Die Schlüssel-Rallye 1983 ist Griechenland. Als der Quattro von Hannu Mikkola ohne Öl den Motorentod stirbt, holt Röhrl im heckgetriebenen Lancia 037 den Sieg. Es ist der Grundstein für den Gewinn der Marken-WM.
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Mit einem weiteren Erfolg der Heckschleuder gegen die Allrader in Neuseeland schlägt Röhrl auch den letzten Sargnagel in Audis WM-Chance.
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Der Bayer und der bayrische Hersteller haben nun lang genug gegeneinander gekämpft. 1984 wechselt Röhrl zu Audi.
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Erst lässt sich Röhrl von Schnee-König Stig Blomqvist vorführen, wie ein Allrader mit Linksbremserei am besten zu bewegen ist, dann verdrischt er den Schweden schon beim Auftakt in Monte Carlo. Es ist sein vierter Monte-Sieg.
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Im Mai 1984 debütiert Audi angesichts wachsender Konkurrenz mit dem stärkeren und kürzeren Quattro Sport.
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"Der Kurze" ist ein Flop. Er ist so wendig, dass er auch auf den Geraden Kurven fahren will.
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Bei der Rallye Monte Carlo kassiert Röhrl eine empfindliche Niederlage gegen Peugeot-Mann Ari Vatanen.
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Der kurze Quattro frustriert den langen Röhrl zunehmend.
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In Portugal rasen die Fahrer 1985 durch riesige Menschenmassen. Die undisziplinierte Begeisterung der Portugiesen wird ein Jahr später böse Folgen haben.
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Röhrl ist enttäuscht, weil Audi-Chef Ferdinand Piech den Bau eines Mittelmotor-Quattro ablehnt.
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Stattdessen kommt der noch stärkere und mit wüsten Leitwerken verbaute Quattro S1 zum Einsatz, mit dem Röhrl immerhin die Rallye San Remo gewinnt. Die Welt weiß es noch nicht, aber es wird der letzte Sieg des Ausnahmefahrers sein.
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Bei seiner Lieblings-Rallye in Monte Carlo ist Röhrl gegen Henri Toivonen und Lancia chancenlos.
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Dann passiert die Katastrophe. In Portugal rast eines der 500 PS starken Gruppe-B-Autos ins Publikum. Drei Menschen sterben, 30 werden verletzt. Die Fahrer treten in Streik und ernennen Röhrl zu ihrem Anführer.
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Die gefährlichen Gruppe B-Renner sind ab 1987 verboten. Weil Audi für das neue Gruppe A-Reglement kein konkurrenzfähiges Auto parat hat, müht sich Röhrl mit dem riesigen 200 Quattro ab. Platz drei ist unter diesen Umständen ein enorm starkes Ergebnis.
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Röhrl weiß es nicht, aber in Kenia hat er seine letzte Siegchance bei einem WM-Lauf. Doch weil er nicht an die Haltbarkeit seiner Audi-Limousine glaubt und zurücksteckt, geht der Sieg an Teamkollege Hannu Mikkola.
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Die Audi-Oberen erkennen, dass sie mit ihrer Modellpalette im aktuellen WM-Geschehen chancenlos sind, und ziehen sich Ende 1987 zurück. Ein Erfolg bei der 3-Städte-Rallye nahe seiner Heimat Regensburg ist Röhrls Abschiedsvorstellung vom Rallyesport.
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Doch das Jahr 1987 bringt den Rallye-Fans noch ein besonderes Highlight.
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Mit einem über 600 PS starken S1 tritt Walter Röhrl beim Bergrennen auf den Pikes Peak im US-Staat Colorado an. Der Bayer und das Monster: Ein Bild, das der Rallye-Gemeinde bis heute nicht aus dem Kopf geht.
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Röhrl schlägt Peugeot-Ass Ari Vatanen vernichtend und stellt einen neuen Strecken-Rekord auf.
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Mit der neu gewonnenen Freizeit entdeckt Röhrl die Liebe zum Radsport.
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Ansonsten heißt die größte Liebe bis heute Monica. "Sie hat erst einen ordentlichen Menschen aus mir gemacht", sagt Röhrl.
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2001 steigt der mittlerweile als Porsche-Botschafter beschäftigte Ex-Weltmeister noch einmal in ein Rallye-Auto. In einem hastig vorbereiteten Porsche GT3 steuert Röhrl den Vorauswagen zum ersten deutschen Rallye-WM-Lauf in Trier.
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Auch als 60-Jähriger hat "Der Lange" die Freude am Fahren nicht verloren. Röhrl bestreitet noch immer Oldtimer-Rallyes und testet nach wie vor für Porsche.
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Es ist schon irgendwie seltsam, einerseits gibt er uns das Gefühl, er sei schon immer da gewesen, andererseits kommt es uns gar nicht so vor, als ob er altern würde. Es ist im Sommer 37 Jahre her, dass der einst beste Rallyefahrer der Welt der Weltmeisterschaft den Rücken kehrte, gefühlt ist er immer noch aktiv. Früher wollte er am liebsten seine Ruhe haben, heute freut er sich, wenn es zuweilen noch ein bisschen Rummel gibt. Sie hauen ihm immer noch auf die Schultern, die Engländer und Italiener, weil er für sie Gott ist, und auch die Deutschen, weil er der einzige ist, den sie je hatten.
Wir wollen nicht undankbar sein: Armin Schwarz hielt sich 14 Jahre in der Rallye-WM, und seit den späten 80er-Jahren gab es immer wieder mal talentierte Teutonen, aber es fehlte immer an Geld, an Rückenwind oder auch am Biss, um es ganz nach oben zu schaffen. Und je länger die Zeiten vorbei sind, als der Rotblonde aus Regensburg unter deutscher Flagge die Weltspitze aufmischte, desto größer wird sein Monument. Erst mit der immer noch wachsenden Durststrecke realisieren wir, was der Röhrl eigentlich geleistet hat. Schon vor einigen Jahren schüttelte er selbst den Kopf über die deutsche Rallye-Landschaft: "Wenn es immer noch um mich geht, dann stimmt doch was nicht." Der Längste war er sowieso. Marcus Grönholm ist 1,91 Meter hoch, Röhrl überragt den ebenfalls zweimaligen Weltmeister um weitere fünf Zentimeter.
Fluch für die Jugend
Er selbst kann nichts dafür, aber es war auch sein übermächtig langer Schatten, der bei manchen Jungen Größeres verhinderte. Wer noch keinen Flaum am Kinn, aber schon eine Bestzeit in der Zeitenliste hat, wird hierzulande sofort als möglicher neuer Röhrl verkauft und kurz danach fallen gelassen, wenn er nicht aus dem Stand die Welt niederreißt, was bei der heutigen Leistungsdichte und Professionalität gar nicht möglich ist.
Damals rang man eher um Minuten als um Sekunden, hielten die Autos eher selten, unterschiedliche Konzepte boten mal dem einen, mal dem anderen Vorteile. Und wenn wir uns der wahren Größe des Walter Röhrl nähern wollen, dann schauen wir uns nicht die allseits bekannten Meilensteine in den Annalen an, die zwei Weltmeistertitel und die vier Monte-Carlo-Siege, wir greifen uns die Momente heraus, für die es bis heute eigentlich keine vernünftige Erklärung gibt.
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Walter Röhrl mit dem Opel Ascona in Großbritannien.
Wir könnten 1972 anfangen, als bei der mit Weltstars gespickten Olympia-Rallye auf deutschem Boden mit einem Ford Capri ein doch stadtbekannt untaugliches Sportgerät die Rallye anführt, und Reporter-Legende Herbert Völker diesen bayerischen Provinzdrifter in der Zeitenliste wegen eines vermeintlichen Minutenfehlers nach unten schubst, bis er realisiert: Dieser Herr Röhrl, der meint das ernst.
Der EM-Titel 1974 und der erste WM-Sieg im Ascona A 1975 in Griechenland waren schon bemerkenswert, aber noch viel mehr, dass Röhrl schon 1973 auf gleichem Auto drauf und dran war, das bis dahin höchste Fahrer-Prädikat zu gewinnen, dank der Ölkrise und der Absage der zweiten Saisonhälfte rettete sich ein gewisser Sandro Munari in der Tabelle über die Ziellinie.
Überhaupt Munari. Vier Monte-Carlo-Siege sind aller Ehren wert, aber 1976 gewann die Diva aus Cavarzere nur, weil Sportchef Fiorio Teamkollege Björn Waldegaard zurückpfiff. Das eigentliche Ereignis hinter drei übermächtigen Stratos aber war Röhrl auf seinem 180 PS schwachen Gruppe-2-Kadett, mit dem er bergauf Minuten verlor, um im Tal nur wenige Sekunden nach den Raketen aus Turin durch die Lichtschranke zu fliegen. Munari gestand: "Der wahre Sieger ist Röhrl." Der war auch als Vierter hochzufrieden. Röhrl, der ewige Haderer und Grantler, hatte zum ersten Mal sein eigenes großes Ziel erreicht: eine Rallye ohne jeden Fehler. Perfektion.
Überragend ohne Chance
Wenn es ein Wochenende gibt, das er auf die gleiche Stufe stellen würde, dann an gleicher Stelle im Quattro. Nein, nicht der große Sieg 1984, wo er dem bis dahin besten Schneedrifter und Allradspezialisten Stig Blomqvist den Schneid abkaufte, wir reden von 1987. Wieder kein Sieg, sondern ein dritter Platz hinter zwei oberfaulen Lancia Delta. Die Italiener hatten es mit der geforderten Seriennähe in der neuen Gruppe-A nicht so genau genommen. Mazda-Sportchef Achim Warmbold hatte schon vor der Rallye Protest angekündigt.
Röhrl bot mit einem 240 PS schwachen und 1,5 Tonnen schweren 200 Quattro den 280 PS starken Lancia Paroli und war sicher: "Das wird mein fünfter Monte-Sieg." In der Sitzung der Offiziellen hockten ein Franzose und sechs Italiener. Die Abstimmung lautete 6 : 1 gegen die Disqualifikation der Lancia. Es dauerte eine Weile, bis Röhrl darüber lachen konnte.
Es ist schade, dass die schlaffen Gruppe-A-Autos und der Audi-Rückzug den Langen zum Rücktritt brachten. Wir und zuweilen auch er selbst hätten gern gesehen, was sonst noch so drin gewesen wäre. Immerhin: Er ist ja präsent wie eh und je, tobt beim Rallye-Festival in der Eifel auf Asconas und Elfern herum, lehrt Novizen im Porsche auf der Nürburgring-Nordschleife das Fürchten und fährt im Quattro noch vor wenigen Wochen bei der Histo-Monte durch die Schlucht von Aiglun.
Was soll man noch sagen, was nicht schon tausendmal gesagt und geschrieben wurde? Herzlichen Glückwunsch. Lass es dir gut gehen, bleib noch lange da.