Mercedes T80 Rekordwagen von 1939
Oldtimer-Rennwagen mit 44,5 Litern Hubraum
Rennfahrer Hans Stuck hatte das Ziel, der schnellste Mann der Welt zu werden. Porsche und Daimler zauberten daher zusammen den T80 Rekordwagen mit 3.500 PS für eine Höchstgeschwindigkeit von 650 km/h. Doch er sollte nie zum Einsatz kommen.
14.07.2018
Patrick Lang
Foto: Daimler AG
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Damals wie heute: Der T80 Rekordwagen von 1939 sieht aus wie ein Fahrzeug von einem anderen Planeten.
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Mit dem Auto will Rennfahrer Hans Stuck Ende der 1930er-Jahre den absoluten Geschwindigkeitsrekord für Landfahrzeuge aufstellen. 650 km/h sind angepeilt.
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Großer Preis von Deutschland auf dem Nürburgring, 19.07.1931. Boxenstopp - Hans Stuck (Startnummer 10) mit einem Mercedes-Benz Typ SSKL Rennsportwagen. Stuck belegt den 6. Platz in der Klasse über 1,1-Liter.
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Ferdinand Porsche berechnet dafür einen Leistungsbedarf von rund 3.000 PS. Am Ende wurden es sogar 500 mehr.
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Das originale Fahrzeug ist im Bestand von Mercedes-Benz Classic vollständig erhalten. Die Karosserie des T 80 inklusive Gitterrohrrahmen und Rädern ist ein Höhepunkt in der Dauerausstellung des Mercedes-Benz Museums.
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Dort prangt er an der Steilwand und wirkt beinnahe wie ein Flugzeug. Nunja, zumindest der Motor würde ja dafür sprechen, dass der T80 auch fliegen kann.
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Das originale Fahrgestell präsentiert Mercedes-Benz Classic im Sommer 2018 als bisher nie gesehenes Schaustück. Mit allen Komponenten inklusive einem DB 603 Schnittmotor erlaubt es tiefe Einblicke in die Technikgeschichte der 1930er-Jahre.
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Der Motor DB 603 - ein Zwölfzylinder mit Kompressor und Direkteinspritzung. Gesamtleistung: 3.500 PS aus 44,5 Litern Hubraum. Und ja, eigentlich gehört der in ein Flugzeug.
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Rekordwagen Mercedes-Benz T 80. Grafik der Motorleistungs-Berechnung vom 2. Februar 1939.
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Um die immense Kraft auf den Asphalt zu bekommen, entschieden sich die Konstrukteure für eine dreiachsige Variante, bei der die beiden hinteren Achsen angetrieben werden.
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Während die anderen Mercedes-Benz Rekordwagen der 1930er-Jahre auf der Basis erfolgreicher Grand-Prix-Rennwagen entstehen, wird der T 80 komplett neu entwickelt
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Mit diesem Fahrzeug stößt das Stuttgarter Unternehmen in andere Dimensionen vor. Das betrifft nicht nur die Geschwindigkeit, sondern auch die Abmessungen.
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So groß wie der 8.240 Millimeter lange T 80 ist zuvor kein Renn- oder Rekordwagen der Marke mit dem Stern.
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Mercedes-Benz Rekordwagen T 80, 1939. Mercedes-Benz 12-Zylinder-Rekordwagen W 125 von 1938 (rechts). Mercedes-Benz 1,5-l-Formelrennwagen, 1939.
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Rekordwagen Mercedes-Benz T 80. Zeichnung des Fahrgestells vom 30 Januar 1939.
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Rekordwagen Mercedes-Benz T 80, Präsentation von originaler Karosserie, Rädern und Gitterrohrrahmen im damaligen Mercedes-Benz Museum. Foto aus dem Jahr 1987.
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Originale Armaturen und Lenkrad im Fahrgestell des Rekordwagens Mercedes-Benz T 80. Das Zentralinstrument ist der Drehzahlmesser, darunter von links die Temperaturanzeigen für Öl und Kühlkreislauf, das Zündschloss und der Öldruckmesser.
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Cockpit und Sitz des Rekordwagens Mercedes-Benz T 80. Foto während der Arbeiten in der Werkstatt von Mercedes-Benz Classic.
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Rekordwagen Mercedes-Benz T 80, Originalfahrgestell mit authentisch bei Mercedes-Benz Classic aufgebautem Gitterrohrrahmen, der als Unterbau der Karosserie dient.
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Aus der Automobilindustrie kennen wir ja viele ambitionierte Projekte – das geringste Gewicht, die schnellste Beschleunigung, ein SUV-Cabrio zu bauen, das gut aussieht. Nicht alles davon ist geglückt, auf jeden Fall ist aber keines dieser Vorhaben so ambitioniert, wie der Mercedes Rekordwagen T80 von 1939. Warum Rekordwagen? Weil manche Männer schon damals zum großen Teil Spielkinder waren. Im September 1938 fuhr der Amerikaner John Cobb in Bonneville den Geschwindigkeitsweltrekord von mehr als 595,04 km/h. Doch bereits zuvor hatte Rennfahrer Hans Stuck den Plan, der schnellste Mann der Welt zu werden. Und als solcher benötigte er selbstredend ein Fahrzeug, das jegliche Bestmarken zu pulverisieren wusste.
650 km/h mit 3.000 PS
Die Idee: Stuck wollte Ferdinand Porsche mit der Konstruktion eines Autos beauftragen, das mit zwei Daimler-Benz Flugmotoren (DB 600) versehen werden sollte. Um die Realisierung dieses Projektes voranzutreiben, wandte sich Stuck an den damaligen Daimler-Benz-Vorstand Wilhelm Kissel. Und der ließ sich auch überzeugen. Im Spätsommer 1938 waren alle Komponenten des Rekordwagens fertiggestellt. Ursprünglich war eine Höchstgeschwindigkeit von 550 km/h angepeilt. Durch die amerikanische Rekordfahrt wurde dieser Wert hinfällig. Porsche setzte die Zielgeschwindigkeit also im Handumdrehen auf 650 km/h fest und berechnete dafür einen bescheidenen Leistungsbedarf von 3.000 PS.
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44,5 Liter Hubraum, zwölf Zylinder, Kompressor, Direkteinspritzung - Der Daimler Flugmotor DB 603 mit 3.500 PS.
Das Problem: Einen Serienmotor auf diesem Leistungsniveau gab es noch nicht. Deshalb wurde der Prototyp DB 603 vom Reichluftfahrtministerium ausgeliehen. Ein V12 mit 44,5 Litern Hubraum (ja, richtig gelesen), Direkteinspritzung, Kompressor und Ladeluftkühlung. Output: 3.500 PS bei 3.460 Umdrehungen pro Minute. Der passionierte Sportfahrer stellt sich nun jedoch zu Recht die Frage: Wie bekommt man so viel Leistung auch nur annähernd auf die Straße? Die Konstrukteure bedachten den Rekordwagen dafür mit drei Achsen, von denen die beiden hinteren angetrieben wurden. Gesamtgewicht der wahnwitzigen Kreation: 3.000 Kilo – ohne Fahrer und Benzin.
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Das originale Fahrzeug ist im Bestand von Mercedes-Benz Classic vollständig erhalten. Die Karosserie des T 80 inklusive Gitterrohrrahmen und Rädern ist ein Höhepunkt in der Dauerausstellung des Mercedes-Benz Museums.
Ein weiteres Problem: Die politische Lage veranlasste Stuck dazu, sich von seinem Vorhaben zu verabschieden, den Rekord ebenfalls auf dem Salzsee in Bonneville zu fahren. Was also tun? Naheliegend, dass die deutsche Antwort „Autobahn“ lautete. Also wurde ein Teilabschnitt der Autobahn bei Dessau über die gesamte Breite betoniert und so als Fahrbahn für den Rekordversuch präpariert. Diesen hatte die Oberste Nationale Sportbehörde für Anfang 1940 angesetzt. Doch, Sie ahnen es, der zweite Weltkrieg verhinderte ein Austragen der Veranstaltung. So wurde der Motor zurückgegeben und der Wagen eingelagert. Seine Leistungsfähigkeit konnte er daher leider nie unter Beweis stellen. Doch verloren ist der acht Meter lange Koloss nicht. Den T80 können Sie sich bis heute im Mercedes-Benz Museum in Stuttgart live anschauen.