Alt-Kanzlers-Kadett und Sepp Herbergers Rekord
Die geheimen Schätze der Opel-Werkstatt
Unscheinbar sieht sie aus, die Opel-Werkstatt in Rüsselsheim. Nur ein historisches Leuchtreklameschild an der ehemaligen Produktionshalle unterscheidet sie von einem schnöden industriebau. Doch hinter ihren Türen wartet eine Armada von Rennwagen, Concept-Cars, vergoldeten Oberklasse-Fahrzeugen und: ein Vorkriegsrenner mit 24 Raketen im Heck.
26.12.2015
Kai Klauder
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Auf dem Opel-Werksgelände in Rüsselsheim steht diese recht unscheinbare Halle. Doch ein alter, Leucht-Schriftzug aus der Zeit, als es noch den Ausbildungsberuf des Leuchtreklame-Herstellers gab, erregt Aufmerksamkeit.
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Denn was mit "Opel-Werkstatt" betitelt wurde, ist eine Zeitreise durch mehr als 150 Jahre der Marke - von den Nähmaschinen über Fahrräder und Motorräder bis zu Automobilen.
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Opel war einst größter Fahrrad-Produzent der Welt - 1926 wurde ein skurriles Fahrrad anlässlich des 1-millionsten Drahtesels gebaut.
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Das Kettenrad dieses Bahnrenners ist fast do groß wie das Vorderrad. Aus dem Fahrrad-Bahnsport stammen übrigens auch die Rennfarben von Opel.
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Das berühmte Gelb-Schwarz dominierte in den 70er- und 80er-Jahren das Rallye-Geschehen. Ob Opel wegen diesre Farben Sponsor bei Borussia Dortmund wurde?
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1899 beginnt Opel mit der Automobilproduktion - mit der Übernahme der Dessauer Motorwagenfabrik von Friedrich Lutzmann. Der "Opel Patentwagen System Lutzmann" wurde bis 1901 in 65 Exemplaren gebaut.
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Es folgte die Lizenzfertigung der französischen Darracq-Modelle, wie dem Motorwagen 9 PS von 1902.
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Schon zu Beginn gehörte der Motorsport zur DNA der Marke Opel. 1913 entstand der Opel Grand Prix Rennwagen (links) für den Großen Preis von Frankreich. Sein 4,5-Liter-Vierzylinder mit 110 PS beschleunigt den 1.000-kg-Wagen auf bis zu 170 km/h. Der 12,3-Liter_Rennwagen von 1914 (rechts) kommt auf 260 PS.
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Rattenscharfe Rüsselsheimer Raketen: In der Opel Werkstatt steht ein Nachbau des RAK 2. Mit dem Original Raketenwagen - angetrieben von 24 Feststoffraketen Kaliber 80 - erreichte Fritz von Opel im Jahr 1928 eine Geschwindigkeit von 238 km/h.
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"Nur fliegen ist schöner" - der Werbeslogan brannte sich ebenso ein, wie das Coke-Bottle-Design des Opel GT. In der Opel-Werkstatt sind die Studie, ein 1:1-Modell und einer der ersten Serien-GT zu sehen.
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Das Modell besteht aus "Clay", einer Knetmasse auf Wachsbasis, und wurde 2015 anlässlich des 50. Geburtstags des Opel GT hergestellt. Es zeigt die Proportionen der Studie (rechts im Bild) und des Serien-GT.
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Im Untergeschoss der Opel-Werkstatt parken Studien und Concept-Cars aus den letzten 60 Jahren. Darunter auch das OSV 40 - das Opel Safety Vehicle. Die "40" steht für die Geschwindigkeit in Meilen - rund 65 km/h, bis zu der den Insassen bei einem Frontalaufprall nichts passiert.
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Die Sicherheit wird durch großvolumige Prallflächen aus Hartschaum und verstärkte Karosserieelemente gewährleistet. Die Opel-Entwickler dachten aber auch an einen Toter-Winkel-Spiegel.
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Die Sitze des OSV 40 sind besonders ausgeformt und mit hohen Lehnen sowie PU-Schaum-Kopfstützen ausgerüstet.
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Die Köpfe der hinteren Passagiere werden bei einem Aufprall durch quer verspannte Sicherheitsgurte geschützt.
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Alle Karosserieflächen im Innenraum sind mit PU-Schaum von mindestens 20 mm Dicke beschäumt. Hinter der Heckscheibe warnen zwei zusätzliche Bremsleuchten den Hintermann vor Vollbremsungen.
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Hier hat's mächtig geraucht: Opel Kadett GSI vom kürzlich verstorbenen Altkanzler Helmut Schmidt, der den 115 PS starken Wagen von 1991 bis 1996 fuhr.
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Ur-Ahn des Opel Adam: Schon 1983 zeigte Opel den Junior auf der 50. IAA in Frankfurt, der schon damals die Individualisierung zum Thema hatte.
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Innen gibt es Sitzpolster, die zugleich herausnehmbare Schlafsäcke sind.
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Das Armaturenbrett ist modular aufgebaut und kann je nach Geschmack zusammengestellt und kombiniert werden. Das Radio ist eines der herausnehmbaren Elemente.
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Motorsportfans kommen beim Anblick der Tourenwagen-Renner, der Langstrecken-Fahrzeuge und Rallyeautos ins Schwärmen.
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Die ganze Vielfalt der Marke Opel wird mit rund 120 Exponaten verdeutlicht. Vorne im Bild ein Moonlight-Roadster von 1933. Den Namen verdankt der 33,5 PS starke Wagen seiner geringen Bauhöhe, mit der er unter Bahnschranken durch passte - ideal für Schmugglerfahrten im Mondschein.
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1997 wurde ein neuer Opel mit dem Namen Moon in Szene gesetzt. Der Corsa Moon rollte 1997 bei der Corsa-Vorstellung über Teneriffa.
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Himmlisch - Opel ließ damals augenzwinkernd vermelden: "Nachdem der Kompaktwagen Corsa bis 1997 in 75 Ländern der Erde 2,7 Millionen Mal verkauft wurde, sehen wir als Marketingexperten gute Chancen, mit dem Corsa Moon auch außerhalb irdischer Märkte Erfolge zu erzielen."
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Seiner Zeit voraus, Teil 1: Schon 1994 zeigte Opel mit der Studie Scamp II ein Spaß- und Freizeitauto. Was damals seltsam wirkte, hat heute nahezu jeder Hersteller im Programm: Ein Auto mit Offroad-Anbauteilen für den Großstadt-Dschungel.
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Blick auf den Opel G90, mit dem die Rüsselsheimer 1999 auf der IAA den von der EU für 2008 geforderten Flottenwert um ein Drittel unterboten. Der G90 soll nur 90 Gramm CO2 emittieren - und nur 3,88 Liter verbrauchen.
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So sollte der Opel Manta B aussehen: Zumindest, wenn es nach Erhard Schnell gegangen wäre, in dessen Büro 1971 diese Studie entstand. Rechts daneben die Manta-B-Designstudie von 1977, die fast identisch mit der späteren Serienversion ist.
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Die Opel-Werkstatt ist leider noch kein öffentliches Museum.
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Erkennen Sie ihn? 1993 entstand die erste Studie des Opel Tigra - ein kleines Sportcoupé auf Basis des Corsa.
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Einige Gestaltungselemente der Studie finden sich in der späteren Serienversion wieder.
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Leider nie verwirklicht wurde die Roadster-Version des Tigra, die 1993 auf der IAA stand.
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Ja, was ist denn hier los? Da, wo normalerweise der Motor sitzt, wurde hier ein großer Tank eingebaut. Die Lösung: Ein Mittelmotor - ja auch den gab es im Tigra. Der 210 PS starke Dreiliter-V6 des Opel Omega B sorgt hinter den Passagieren für kraftvollen Fahrspaß.
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Elegantissime! Mit dem GTC Concept ließ Opel die Besucher des Genfer Automobilsalons von einem neuen Mittelklasse-Coupé träumen.
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Unter der Haube sorgt ein 300-PS-Turbo-V6 für Begeisterung, zusätzlich stattete Opel das GTC Concept mit dem Flex4-System aus, dass den Laderaum auf Knopfdruck auf bis zu 1.000 Liter vergrößerte - die hinteren Sitze wurden einfach nach vorne gefahren.
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Von vorne sieht dieser Opel Speedster zwar noch recht normal aus, doch wenn man die Perspektive wechselt...
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... fallen die riesigen Räder mit 245/70 R16-Reifen auf, die die Offroad-Studie mit einer Karosserie aus schlagfestem Kunststoff für die Wüste fitmachen sollten.
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So einen schönen Opel gab es? Ja, naja, zumindest unter dem Blech. Denn der Bitter CD basiert auf dem Opel Diplomat B. Natürlich mit dem 230 PS starken GM-5,4-Liter-V8. Dahinter die Styling-Studie CD und das Gittermodell.
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Seiner Zeit voraus, Teil 2: 1971 erreichte Georg von Opel, ein Enkel des Firmengründers, mit dem Elektro GT eine Höchstgeschwindigkeit von 214 km/h und beschleunigte in 6 s auf Tempo 100.
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Seiner Zeit voraus, Teil 3: Wie sich Opel die Lösung der Reichweitenproblematik von E-Autos vorstellt, zeigt sich an der Studie Twin von 1992. Für Langstrecken wird einfach die gesamte Antriebseinheit getauscht.
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Statt E-Motoren sorgt dann ein kleiner 3-Zylinder mit einem Verbrauch von 3,5 Litern für Vortrieb. Das E-Antriebsmodul wird einfach abgekoppelt, hochkant geparkt und durch das Verbrennermodul ersetzt. Der kleine 20-Liter-Tank reicht für 500 km.
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Seiner Zeit voraus, Teil 4: Der Opel Olympia (links) war 1935 das erste deutsche Automobil mit selbsttragender Karosse. Opel gab seinem neuesten Modell den Namen Olympia in Erwartung der olympischen Spiele 1936. Rechts ein Opel Olympia 1,5-Liter, wie er ab 1938 gebaut wurde.
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1938 entstand auch dieser luxuriöse Opel Admiral mit einem 3,6-Liter-Reihensechszylinder. Der 75 PS-Motor beschleunigt den Vorkriegswagen auf bis zu 132 km/h.
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Traumwagen für Kadett-C-Fans: Die Studie Kadett C City mit den dicken Backen wird vom 115-PS-Zweiliter angetrieben, besitzt ein herausnehmbares Targa-Dach und Kotflügelverbreiterungen im 200 mm-Format.
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Leider nicht realisiert: 1991 entstand dieses Calibra Cabriolet mit elektrohydraulischem Verdeck.
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Opel P4 mit Kühlerjalousie für den Wintereinsatz: Die Jalousie konnte für die Startphase komplett geschlossen werden, doch das - zumindest teilweise - Öffnen durfte man danach nicht vergessen.
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Seiner Zeit voraus, Teil 5: 1992 präsentierte Opel auf dem Genfer Autosalon den Corsa Eco 3 - das erste Dreiliter-Auto. Durch den Einsatz von Leichtlauf-Ölen, geänderte Übersetzung, Karosseriebauteile, Tieferlegung etc. wurde cW-Wert von 0,37 auf 0,33 gesenkt. Resultat war ein Verbrauch des 1,5-Liter-Diesels mit 72 PS mit einer 3 vor dem Komma.
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1982 zeigte Opel mit dem Corsa Spider einen sportlichen Kleinwagen mit vier Sitzen, der sich mit einer Abdeckhaube aus GFK zu einem Zweisitzer verwandeln ließ. Zudem konnte der Beifahrersitz unter einer Abdeckung verschwinden.
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Berühmter Besitzer, Teil 1: Dieser Opel Rekord B 1900 gehörte einst Sepp Herberger, dem ehemaligen Trainer der deutschen Fußballnationalmannschaft und Vater des Wunders von Bern.
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Unikat? Von diesem Opel Kapitän Coupé sollen beim Darmstädter Karosseriebauer Autenrieth maximal 2 Exemplare entstanden sein. Dieses trägt sogar noch eine Anhängerkupplung.
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Berühmter Besitzer, Teil 2: Dieses Opel Diplomat Coupé gehört Karl-Thomas Neumann, dem Vorstandsvorsitzenden der Adam Opel AG.
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2001 stand auf der IAA der Opel Frogster, ein Concept-Car, das fast alles sein konnte - ein Pickup, ein Cabrio, ein Roadster.
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Der Name erinnert an den Laubfrosch, der zwischen 1924 und 1931 gebaut wurde.
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1967 bot der Kölner Karosseriebauer Karl Deutsch den Umbau des Opel Rekord C zum Cabriolet an. Rund 4.000 Mark kostete die Offenlegung.
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Mit dem Opel Trixx stellten die Rüsselsheimer 2004 in Genf ein neues Konzept für einen Kleinstwagen vor.
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Das Interieur wirkte sehr futuristisch. Leider kam auch der Trixx nie in Serie. Stattdessen wurde der Agila als Badge-Engeneering des Suzuki Wagon R+ weitergebaut.
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In der Opel-Werkstatt sieht man nochmals die ganze Palette der Marke Opel. Vom günstigen Alltagsauto für die Massen bis zu den staatstragenden Modellen der KAD-Reihe - Kapitän-Admiral-Diplomat.
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Die "Schwarze Witwe" ist der wohl legendärste Opel. Im Geheimen von Anatole Lapine (dem damaligen Leiter der Opel-Forschungsabteilung und späteren Schöpfer des Porsche 928) entwickelt und gebaut, verschwand das Original in den späten 70ern. In der Opel-Werkstatt entstand diese Replica.
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An jeder Ecke der Opel-Werkstatt gibt es historisches Material zu bestaunen - seien es Fahrräder, Motoren oder Rennsportfahrzeuge.
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Erinnert der nicht an den Mercedes SLK? Opel-Designstudie G 100 von 1999. Die Studie wurde erst zwei Mal der Öffentlichkeit präsentiert.
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So schön kann ein Antara sein: 2005 stellte Opel den Antara GTC auf der IAA vor. Zwei Monate später bekam Opel dafür den Titel "Concept of the Year". Doch von dem optisch so begeisternden Antara blieb für die Serie nur wenig über. Man beachte den im Schweller integrierten Auspuff und das B-Säulen-befreite Design.
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Zwei Jahre zuvor überraschte Opel auf der IAA mit dem Insignia Concept. Es ist mit hydropneumatischem Fahrwerk, LED-Scheinwerfern, einem Pantograph-Mechanismus zur Öffnung der hinteren Türen sowie einem V8 ausgestattet.
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Eine tragische Geschichte ist der GM EV-1: Das Elektroauto wurde zwischen 1996 und 1999 genau 1.117 mal gebaut und an Kunden verleast. Die Kunden waren sehr zufrieden - 220 km Reichweite, Vmax von 129 km/h und ein Sprint von 0-100 in 9 s sprachen eine eindeutige Sprache. Doch alle bis auf 2 Exemplare wurden durch das Werk zurückgeholt und verschrottet.
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Immerhin: GM und Opel machten weiter mit alternativen Antrieben. So ist in der Opel-Werkstatt ein HydroGen4 von 2007 zu sehen. Das Wasserstoffauto auf Basis des Chevrolet Equinox wird von einem E-Motor mit 73 kW angetrieben und kommt 320 km weit.
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Für Reinhold Messner baute das Internationale Entwicklungszentrum der Adam Opel AG einen Hightech-Schlitten. Anlass war der Einzug des Extremsportlers ins Europäische Parlament. Von dem Schlitten wurden 3 Exemplare gebaut.
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Mit dem Flextreme zeigten die Ingenieure und Designer von Opel 2007 ihre Vorstellungen von der Mobilität von morgen. Rein elektrisch kann die Studie 50 km zurücklegen. Bei Bedarf lädt ein kleiner Verbrenner die Batterien und sorgt so für eine Reichweite von mehreren Hundert km.
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Für die Innenstadt-Erkundung hat der Opel Flextreme in seiner integrierten Heckgarage noch zwei Segway-Roller dabei.
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Neben den Oldtimern, Studien, Concept-Cars und Rennsportmodellen gibt es noch zahlreiche kleinere Exponate zu entdecken.
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Opel hat eine Historie - also eine echte Historie, die vor mehr als 150 Jahren beginnt und mehr als ein paar Autos umfasst wie bei anderen Automobilherstellern. Bei Opel ging es mit Nähmaschinen los, dann kamen Fahrräder, mit denen es das Rüsselsheimer Unternehmen bis zur Weltmarktführerschaft brachte. Auch Motorräder und Flugmotoren entstanden bei Opel.
Doch am erfolgreichsten war Opel als Automobilhersteller. Der gesamten Unternehmensentwicklung kann man in der Opel-Werkstatt auf dem Werksgelände in Rüsselsheim nachspüren. Da stehen Fahrräder neben Rennwagen, Nähmaschinen neben Studien und Vorkriegsautos neben Unikaten der 60er- und 70er-Jahre.
Richtig spannend wird es, wenn Uwe Mertin, Manager Opel Classic, zu einzelnen Fahrzeugen etwas erzählt. Etwa zu dem Opel Kapitän Autenrieth Coupé von 1961. "Die Coupé-Version wurde nur zweimal gebaut, denn der Umbau kostete rund 6.000 Mark zusätzlich zu den 10.000 Mark für das Serienmodell. Der Durchschnittslohn betrug damals rund 900 Mark. Der seltene Wagen - zudem mit Anhängerkupplung - gehört der Witwe des Erstbesitzers und kam als Dauerleihgabe in die Opel-Werkstatt.
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Opel Corsa Moon: Nachdem der Corsa 75 Länder erobert hatte, wollten die Marketingstrategen nun die außerirdischen Märkte erobern.
Opel Werkstatt-Schätze für Schmuggler und rauchende Kanzler
Formvollendet steht ein Opel Moonshine-Roadster von 1933 in der Ausstellung. Der kleine Zweisitzer mit der hohen Front und dem fließend abfallenden Heck wurde nur 51 Mal bei dem Kölner Karosseriebauer Deutsch gefertigt. Den Spitznamen Moonshine-Roadster bekam er, weil er mit seiner flachen Karosserie und der nur wenige Zentimeter hohen Scheibe unter den Bahnschranken hindurch passt - ideal für Schmuggler und Schwarzmarkthändler, die im Mondschein vor der Polizei flüchteten und im Fußraum des Schwiegermuttersitzes Zigaretten transportierten..
Mit Zigaretten hat auch der Opel GSI von 1991 zu tun - er gehörte einst dem bekanntesten Raucher der Republik, dem kürzlich verstorbenen Altkanzler Helmut Schmidt. Er fuhr den 115 PS starken Wagen von 1991 bis 1996.
Fußball - Opel und der BVB
Opel pflegt schon seit Jahrzehnten eine enge Verbindung zum Sport - in der Opel-Werkstatt kann man einige Spuren entdecken: Zum Beispiel das Geheimnis der Motorsportfarben von Opel: Gelb und Schwarz. "Die gehen zurück auf den Bahnradsport - schon damals trat Opel mit den diesen Farben als Marke auf - und das ist bis in die Hochphase des Rallyesports in den 70er- und 80er-Jahren so geblieben", erklärt Mertin. Vielleicht ist das auch der Grund für die Sponsorentätigkeit bei Borussia Dortmund.
Den Opel Rekord B 1900 von Sepp Herberger gibt es übrigens auch zu sehen.
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Opel Twin: So einfach kann es sein - für die Stadt und den Pendler unter der Woche das E-Antriebsmodul, für Wochenend-Trips und den Urlaub einfach den Verbrenner anflanschen. Studie von 1992.
Im Untergeschoss wird es außerirdisch
Betritt man durch die schwere Brandschutztür das Untergeschoss der Opel-Werkstatt, fühlt man sich wie an einem besseren Ort. Ohne solch profanen Dinge wie Verbrenner, ohne Großserien-Diktat für das Design und ohne Grenzen für die Gedanken an die Mobilität von morgen.
Hier parken rund 60 Studien und Concept-Cars der 60er- bis 2010er-Jahre. Und man ist im Nachhinein überrascht, wie fortschrittlich Opel war. Schon viele Jahre vor dem Trend zu den optisch auf Offroad getrimmten Großstadt-Autos zeigte Opel mit der Studie Scamp II einen Kleinwagen für den Großstadt-Dschungel - das war 1994.
Dreiliter-Auto und die Lösung für die Mobilität von morgen
Das erste Dreiliter-Auto zeigte Opel 1995 auf der IAA, den Corsa Eco 3: Mit einem umfangreichen Aerodynamikpaket, anderer Übersetzung, Reduktion des Öldrucks und weiteren Maßnahmen wurde der serienmäßige Corsa A mit dem 72 PS starken 1,5-Liter-Turbodiesel zum Sparmeister - und die 3 vor dem Komma wurde zur Realität.
Leider nie Realität wurden zahlreiche Studien wie der Opel Twin, der mit einer einfach austauschbaren Antriebseinheit von E- auf Verbrennungsmotor-Antrieb umgebaut werden konnte. Oder der Opel Kadett C City mit dem 115 PS-Zweiliter, Targadach und extra dicken Backen. Oder der Opel Junior, dessen Sitze zugleich Schlafsäcke sind, dessen Armaturenbrett aus Modulen besteht, die sich frei positionieren und herausnehmen lassen - praktisch bei Radio und Navigationsgerät - wir sind übrigens im Jahr 1983!
Weitere Highlights gibt's in der Fotoshow.
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Opel Kadett GSI von Altkanzler Helmut Schmidt: Erstaunliche Wahl des Elder-Statesman aus Hamburg.