Mercedes-Benz LE 306
Schieben statt laden
Vor 45 Jahren präsentierte Daimler den elektrischen LE 306 mit Durchschiebe-Querwechseltechnik. Der Batteriewechsel dauerte nicht länger als ein Tankvorgang.
13.05.2020
Marcel Sommer
Foto: MediaPortal Daimler AG
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Was 1972 noch Handarbeit war, geht heute bei Nio in China automatisch: Ausgangspunkt für die chinesische Lösung sind zwei Hersteller (hier: Nio), die bereits echte Akku-Tausch-Lösungen anbieten.
Foto: Nio
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Dabei löst eine autonom arbeitende Maschine das mehrere hundert Kilo schwere Batteriepaket aus den Verschraubungen am Unterboden
Foto: auto motor und sport
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Dazu muss der Arbeitsschlitten unter dem aufgebockten Fahrzeug milimetergenau platziert werden
Foto: auto motor und sport
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Rollen unter den Rädern sollen sicherstellen, dass das Fahrzeug in die exakte Position gebracht wird. Die gezeigte Lösung passt entsprechend nur für ein Modell mit exakt vorberechnetem Radstand.
Foto: auto motor und sport
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Die Ideallösung zum Akkutausch wäre der seitliche Einschub, hier eine Darstellung des schwedischen Startups Power Swap
Foto: Power Swap SE
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Power Swap will hierfür genormte Akku-Pakete im leicht verwendbaren "Barren"-Design nutzen.
Foto: Power Swap SE
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Die Idee ist prinzipiell nicht schlecht, in der hier abgebildeten Größe ließen sich nach aktuellem Stand der Technik aber allenfalls kleine Batteriepakete mit unter 10 kWh Kapazität realisieren.
Foto: Power Swap SE
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Eine Alternative sieht das schwedische Startup in einer "Schubladenlösung" am Unterboden
Foto: Power Swap SE
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Die Variante Unterboden: Das Akku-Paket wird mit einem Schlitten unter das Fahrzeug befördert und dort mit einer kleinen "Hebebühne" an den Einbauort gebracht.
Foto: Power Swap SE
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Als Fernziel schwebt Power Swap die Einrichtung von Akku-Tauschstationen an Tankstellen vor.
Foto: Power Swap SE
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Das Unternehmen Better Place aus Israel wollte für die Tausch-Technik den Durchbruch bringen, ging aber letztlich pleite.
Foto: Better Place
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Auch Tesla versuchte sich am Akku-Tausch. Doch die Resonanz bei den Model S-Kunden war außerordentlich bescheiden. Zwei Jahre nach der Einführung des "Battery Swap"-Projekts wurde es ergebnisarm beendet.
Foto: Tesla/Youtube
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Deutlich bessere Chancen zur Realisierung haben Akku-Tausch-Stationen für kleine batteriebetriebene Fahrzeuge, hier eine Variante von Gogoro aus Taiwan
Foto: Gogoro
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Aus Deutschland kommt das Unternehmen GreenPack. Hier werden Akku-Pakete in Form eines Werkzeugkoffers als Tausch-Batterien angeboten
Foto: Green Pack
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Die GreenPack-Akkus lassen sich in öffentlich aufgestellten Ladestationen tauschen. Die Akkus lassen sich in dutzenden Anwendungen nutzen, vom Lastenfahrrad üder Arbeitsmaschinen bis hin zur Stromversorgung in Außenbereichen.
Foto: Green Pack
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Swobbee, ein Unternehmensteil von GreenPack, geht noch weiter: In den Ladestationen können Akkupakete diverser Anbieter aufgeladen und entnommen werden.
Foto: Green Pack
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Als noch niemand an Internet, Klimawandel und Elektromobilität dachte, experimentierte Mercedes bereits an Elektro-Transportern – mit Tausch-Batterien. Die damals verwendeten Blei-Säure-Batterien benötigten enorme Ladezeiten, der Grund für diese Technik-Lösung. Das Projekt aus 1972 wurde wegen fehlender Wirtschaftlichkeit nicht weiter verfolgt.
Foto: Mercedes
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Zweiradproduzent Kymco aus Taiwan setzt auf eine eigene Lösung unter dem Namen Ionex. Hier kann man im Roller bei Bedarf mehrere Akkus als "Treibstoffkanister" mitnehmen.
Foto: Kymco
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Der Clou bei allen derartigen Varianten, die momentan für kleine Elektrofahrzeuge in der Erprobung sind: Man kann den Antriebsakku einfach herausnehmen und daheim oder an der Arbeitsstelle aufladen, ähnlich wie bei Pedelecs.
Foto: Kymco
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Wie alle anderen Anbieter solcher Systeme setzt auch Kymco auf öffentliche Ladeautomaten, wo man einen leeren Akku einfach gegen einen vollen tauscht.
Foto: Kymco
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Solche entnehmbaren und an öffentlichen Stationen tauschbaren Akkus sind geradezu prädestiniert für kleine elektrische Stadtfahrzeuge
Foto: Jacek Bilski
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Auch Industriegiganten wie Honda haben das Thema längst entdeckt , etwa mit dem Lastenroller Benly
Foto: Honda
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Honda setzt ebenfalls auf ein genormtes Akkupaket zum einfachen Austausch, kann aber natürlich im Gegensatz zu kleineren Startups auf Synergien in der gesamten Honda-Fahrzeugsparte setzen.
Foto: Honda
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So soll beispielsweise auch der komfortable Tourenroller Honda PCX, bislang mit einem 125-Kubik-Benzinmotor, als elektrische Version herauskommen und das Honda-Akku-System nutzen.
Foto: Hersteller
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Mehrere Honda-Akkus lassen sich gemeinsam in einem rollbaren Container unterbringen. Der dient dann als Notstrom-Aggregat oder auch als Notlader für liegengebliebene Elektroautos.
Foto: Honda
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Mit mehreren in Reihe geschalteten Akkus lassen sich dann auch größere Fahrzeuge wie Quads oder Arbeitsmaschinen betreiben.
Foto: Honda
Elektroautos surren mittlerweile ganz selbstverständlich durch den Alltagsverkehr. War anfangs der Trend zu erkennen, die Stromer auch optisch vom Rest abzuheben, fallen sie heutzutage nahezu nicht mehr auf. Genauso unbemerkt wie heute, stromerte bereits bei den Olympischen Spielen 1972 eine ganze Flotte rein elektrisch angetriebener Leichttransporter des Typs Mercedes-Benz LE 306 durch München. Wenig später folgte ein Großversuch mit insgesamt 58 Fahrzeugen.
Der elektrische LE 306 wurde von einem fremderregten Gleichstrom-Nebenschlussmotor mit 35 bis 56 kW Leistung angetrieben. Eine 860 Kilogramm schwere Batterie mit 144 Volt Spannung und einer Kapazität von 22 Kilowatt versorgte den Motor mit Energie. Das genügte, um den Leichttransporter mit einer Tonne Nutzlast bis zu 80 km/h schnell zwischen 50 und 100 Kilometer weit fahren zu lassen.
Foto: Mercedes
Die „Durchschiebe-Querwechseltechnik“ ermöglicht einen Austausch der Batterie binnen weniger Minuten.
Batterieaustausch im Schnellverfahren
Das Besondere des LE 306 war jedoch nicht allein sein Antrieb, sondern die Durchschiebe-Querwechseltechnik, die einen Austausch der Batterie innerhalb weniger Minuten möglich machte. Dabei wurde sie in einer Ladestation seitlich herausgezogen, während von der anderen Seite ein neuer Satz eingeschoben wurde. Der ganze Vorgang soll nicht länger gedauert haben als ein gewöhnlicher Tankstopp.
Neben der Auswechseltechnik war es möglich, die Batterie im Fahrzeug über ein Ladegerät mit Netzstrom zu versorgen. Zudem arbeitet der Motor beim Bremsen als Generator und wandelt die Bewegungsenergie in elektrische Energie um, die in der Batterie gespeichert wurde. Dieses Prinzip der Rekuperation haben heutige Hybrid- und Elektrofahrzeuge übernommen.