Bensberg Classics Rallye und Concours

Ganz im Zeichen der großen Marken

Der Innenhof von Schloss Bensberg bildete zum dritten Mal den attraktiven Rahmen für eine getrennt gewertete Kombination aus Rallye und Schönheitswettbewerb. Zu den überragenden Siegern zählten die Top-Marken Bentley, Ferrari und Mercedes-Benz. Trotzdem bot der zweitägige Spitzen-Event viele Überraschungen, eine freundschaftliche Atmosphäre und natürlich viele bekannte und auch nahezu unbekannte Automobil-Raritäten. Concours-Gesamtsieger durch die Jury wurde ein Bentley 4 ¼ Litre Fixed Head Coupé von Vesters & Neirink mit erstaunlicher Geschichte.

Lincoln Continental Mk II Foto: Uli Sonntag 32 Bilder

Die Jury und auch das Publikum, das zu einer Stimmabgabe aufgerufen war, hatte es in diesem Jahr besonders schwer, aus der Menge an interessanten und hochkarätigen Autos ihre Favoriten zu wählen. Die Volkswagen Group, Initiator und Schirmherr der 3. Bensberg Classics, präsentierte rund 40 epochale Automobil-Klassiker- und Einzelstücke, die im Innenhof des einstigen kurfürstlichen Jagdschlosses ein eindrucksvolles, farbenprächtiges Ensemble bildeten.

Das Jagschloss Bensberg entstand in den Jahren 1703 bis 1711. Kurfürst Johann Wilhelm II., im Volksmund "Jan Wellem" genannt, ließ den weiträumigen Komplex vermutlich auf Anregung seiner zweiten Ehefrau Anna Maria Luisa de‘ Medici errichten, die aus der Toscana stammte. Heute ist Schloss Bensberg ein Hotel der exklusiven Althoff-Kette und dient einmal im Jahr als großartige Kulisse für historische Automobile.

Einzelstück von Hanomag

Neben den bekannten Meilensteinen der Automobilgeschichte wie Horch 305 Landaulet, Lincoln Continental Mk II, Ferrari 275 GTB Shortnose oder Lamboghini Espada, waren es vor allem Rennsportwagen, Einzelstücke und Prototypen, die das besondere Interesse der Besucher und natürlich auch der Jury auf sich zogen.

Eines der originellsten und sympathischsten Fahrzeuge, das jedoch nicht an der Wertung durch die Jury teilnahm, war der pummelige Hanomag Partner von 1951, mit dem die Marke nach dem Krieg wieder Fuß fassen wollte. Der coupéhafte Zweitürer mit kleinen Rädern und hohen Dachaufbau besaß vorne drei und hinten zwei (Not-)Sitzplätze sowie einen Dreizylinder-Zweitakt-Motor mit 28 PS. Hanomag ließ bei Karmann 20 Autos bauen, um die Publikums-Resonanz auch während der IAA 1951 in Frankfurt zu testen. Doch das Auto fiel durch und bis auf den in Bensberg ausgestellten Wagen wurden alle restlichen Neunzehn verschrottet.
 
Die Jury nahm sich für die Inspektion der Fahrzeuge viel Zeit und ließ sich bei jedem einzelnen Automobil vom Besitzer die Technik und die Dokumente zeigen. Einen halben Tag lang waren die Herren in den dunklen Blazern und den hellen Hüten unterwegs: Jury-Vorsitzender und einstiger Bugatti/Bentley-Chef Franz-Josef Paefgen, Rennfahrer-Legende Jacky Ickx, Automobil-Designer Luc Donckerwolke, Chefredakteur Bernd Ostmann, sowie die Automobil-Kenner und Fachjournalisten Christian Philippsen, Eckhard Schimpf, Jürgen Lewandowski und Wim Oude Weernink.

Best of Show by jury wurde ein wundervoller Bentley 4 ¼ Litre mit einer Karosserie von Vesters & Neirink in Brüssel, die harte, männliche Linien mit aerodynamisch motivierten Rundungen in beispielhaften Einklang brachte. Auch die Geschichte des nur einmal neu lackierten und sonst unrestaurierten Wagens ist außergewöhnlich: Das 1937 ausgelieferte Coupé gewann bereits 1939 in Vichy einen ersten Schönheitspreis und lief bis 1977 im Alltagsbetrieb des Erstbesitzers. Über mehrere Stationen einschließlich der USA gelangte der Bentley 2009 in den Besitz eines deutschen Sammlers.
 
Auch das Publikum wählte einen Vorkriegs-Sportwagen zum "Best of Show", den schlicht und zurückhaltend wirkenden Mercedes-Benz 680 S Soutchik Torpedo Roadster von 1928, der aber eines der wertvollsten Autos auf Schloss Bensberg war. Nur zwölf der insgesamt 138 gebauten Sport-Mercedes erhielten in Paris eine jeweils individuelle Torpedo-Karosserie, in diesem Fall mit charakteristischen Holzblenden um das Fahrzeug-Cockpit.

Ferrari-Team dominiert Rallye

Den Namen Ferrari brachte schließlich ein Team der bereits am Samstag ausgetragenen Rallye Historique zum Leuchten: Sanduhr-Gesamtsieger der mit Autos und Fahrern prominente besetzten 190-Kilometer-Rundfahrt durch das Bergische Land wurden Tanja und Walter Lais aus Esslingen in ihrem Ferrari 308 GT4. Das Team nahm zum ersten Mal an einer Rallye für historische Fahrzeuge teil und war über ihr hervorragendes Abschneiden selbst überrascht. Vermutlich lag es an den schicken, grünen Schuhen, die der einstige Ferrari-Händler trug. Die Gesamtsieger und damit auch Sieger in der Elektronik-Klasse fuhren zur Siegerehrung im Schlosshof in einer Chevrolet Corvette C1 vor: Hans Werner Wirth und Ursula Schmidt schlugen das erfahrene Skoda-Werks-Team Matthias Kahle und Peter Göbel ganz knapp um nur 20 Strafpunkte: 222 anstatt 242.