Mille Miglia - Tipps zum Teilnehmen
Selbst-Erfahrung der Mille
Einmal selbst an dem legendären Oldtimerrennen Mille Miglia teilnehmen - dieser Traum steht ganz oben auf der Wunschliste vieler Oldtimerfans. Dazu brauchen sie vor allem eines: das richtige Auto.
27.04.2012 Hans-Jörg GötzlEines vorweg: Wenn Sie in diesem Jahr noch an der Mille Miglia teilnehmen wollen, dann sind Sie ein paar Monate zu spät dran. Die Bewerbungsfrist endet üblicherweise im Dezember des Vorjahres, alle 375 Startplätze für 2012 sind längst vergeben, und die Besitzer der Autos trainieren wahrscheinlich schon Tag und Nacht. Beworben haben sich für dieses Jahr übrigens exakt 1355 MM-Aspiranten.Diese 1355 verfügten in jedem Fall schon mal über die wichtigste Voraussetzung, nämlich ein passendes Automobil: Zugelassen sind nur Fahrzeugtypen, die zwischen 1927 und 1957 an einer der 24 Ausgaben der Mille Miglia teilgenommen haben. Eine Liste gibt es beim Veranstalter unter www.millemiglia.it, dorthin geht auch elektronisch die Bewerbung, im Zweifel hilft Nachfragen.Das Auto sollte einen FIA- oder FIVA-Pass besitzen, der die Echtheit dokumentiert. Ohne ein solches Papier ist die Bewerbung sinnlos, Nachbauten haben ebenfalls keine Chance.
nur originale von ‘27 bis ‘57
Auch technisch sollte der Klassiker historisch korrekt sein, sprich im Originalzustand, sonst kann es bei der Fahrzeugabnahme in den Messehallen von Brescia Ärger geben. Beim BMW 328 beispielsweise haben viele Eigner im Laufe der Jahre das hakelige Originalgetriebe gegen eines von Volvo getauscht und sind damit Mille Miglia gefahren. Das ist heute nicht mehr erlaubt: Alle teilnehmenden 328 benötigen die korrekte Crashbox.
Ausgewählt werden die Fahrzeuge, die dann tatsächlich mit einer Startnummer auf der Tür über die Startrampe in der Viale Venezia rollen, zunächst nach historischen Gesichtspunkten: Vorfahrt haben die echten Mille Miglia-Veteranen, die schon zwischen 1927 und 1957 am Start waren. Anschließend bemüht sich der Veranstalter um Vielseitigkeit, möchte also möglichst viele Modelle zeigen – was automatisch heißt, dass eben nicht 50 Porsche 356 oder Jaguar XK 120 mitspielen können.
Dafür hat man mit Außenseitern eine Chance, schließlich waren einst auch viele Kleinwagen und volkstümliche Automobile am Start. Eine Mitfahrt bei der Mille Miglia ist somit nicht zwingend an den Besitz eines millionenteuren Ferrari geknüpft.
Billig wird der Spaß dennoch nicht: Allein das Nenngeld betrug in diesem Jahr 7260 Euro. Darin sind alle Übernachtungen und die Verpflegung enthalten, zudem erhält der Fahrer in der Regel die berühmte Mille Miglia-Uhr von Chopard mit eingravierter Startnummer. Dazu kommen die Kosten für die Anreise, Sprit, Reifen etc. Und dass man nur mit einem penibel vorbereiteten Klassiker antritt, sollte klar sein: Spätestens am Futa-Pass sind abgenutzte Bremsbeläge nicht mehr lustig.
schlauchprüfungen
Wenn sie erst eine Startnummer haben, ist der Rest ein Kinderspiel. Die Mille Miglia funktioniert wie die meisten anderen Rallyes auch: Zur Orientierung dient ein Roadbook mit sogenannten Chinesenzeichen, die Ihnen sagen, wann Sie wo abbiegen müssen. An den Zeitkontrollen sollten Sie auf die Minute da sein, sonst gibt es Strafpunkte. Entschieden wird die Mille Miglia aber auf den Schlauchprüfungen: Zwei Druckschläuche messen die Zeitbeim Überfahren, Profis können das auf die Hundertstelsekunde genau. Je geringer die Abweichung zur Vorgabezeit, desto mehr Punkte gibt es; wer am Ende die meisten hat, erhält den dicksten Pokal.
Die meisten Teilnehmer aber sehen das nicht so eng und wollen vor allem eines – die Mille Miglia genießen. Recht haben sie.