Borgward 2,3 Liter in der Kaufberatung
Der Große aus dem Norden
Eine solche Rarität wie den Borgward 2,3 Liter überhaupt zu finden ist das größte Problem. Selten wechselt ein Top-Exemplar den Besitzer, es sind fast nur Restaurierungsobjekte am Markt, und ein Neuaufbau wird teuer.
10.12.2012 Alf CremersKarosserie-Check
Großzügige Spaltmaße sind für die Bauzeit des Großen Borgward normal. Rost ist das größere Problem. Zu den kritischen Zonen des Borgward P 100 gehören die Schweller-Enden in den Radhäusern, die hinteren Radläufe und Endspitzen sowie die hintere Quertraverse. Sie liegt zwischen den Innenschwellern und dem Kardantunnel in Höhe der Hinterachse. Auch im Spritzwasserbereich des Vorderwagens rostet der P 100 gerne, vor allem dort, wo mehrere Bleche aufeinanderstoßen. Etwa im Bereich von Spritzwand und A-Säule oder zwischen Kotflügel, Frontblech und Scheinwerfer-Einfassungen.
Fast so übel wie Rost sind fehlende Karosserieteile. Stoßstangen oder Zierleisten für den Borgward 2,3 Liter sind nur für horrendes Geld zu bekommen. Schlachtwagen gibt es so gut wie keine.
Technik-Check
Die Motoren und Getriebe des Borgward P 100 sind bewährte Langläufer. Nur das Novotex-Stirnrad kann im Alter zerbröseln. Verhärtete Ventilschaftdichtungen, ausgeleierte Schaltgestänge oder eine ausgeschlagene Drosselklappenwelle sind beherrschbare Leiden.
Schwieriger wird es bei einer Überholung der im Vergleich zum Mercedes 300 SE einfacheren und robusteren Luftfederung. Bis auf die inzwischen nachgefertigten Federbälge gibt es auch hier neu keine Ersatzteile. Die oft maroden Silentbuchsen der Dreiecksquerlenker müssen extra angefertigt werden.
Preise
Ein Borgward 2,3 Liter kostet im guten Zustand etwa 27.000 Euro. Bastel-Exemplare gibt es für rund 7.200 Euro.
- Bei Einführung 1960 (Borgward 2,3 Liter mit Airswing) :
- 13.150 Mark
Ersatzteile
Die Ersatzteillage für den Borgward P 100 ist kritisch. Die Ursache liegt in der Kleinserie. Außerdem wurden die Autos ebenso wie die Opel Kapitän-Modelle wegen ihres anspruchsvollen Unterhalts mit hohem Wertverlust schnell nach unten durchgereicht.
Es gibt kaum Schlachtautos, und wenn, will man auch die retten. Nicht wenige Borgward P 100 wurden als Altwagen mit Isabella-Motoren bestückt. Vor allem Karosserieteile und Reparaturbleche sind Mangelware, restaurieren kommt sehr teuer. Bedingung für Borgward P 100-Besitzer ist wegen der Teile-Misere die Club-Mitgliedschaft.
Schwachpunkte
- Kotflügel und Stehbleche
- Hintere Quertraverse in Achshöhe
- Außen- und Innenschweller
- Radläufe und Endspitzen
- Türen und Hauben (Falze und Kanten)
- Ventile, Leitungen, Bälge (Luftfed.)
- Novotex-Stirnrad (Nockenwelle)
- Zylinderkopfdichtung
- Gestänge der Lenkradschaltung
- Silentbuchsen der Querlenker vorn
Wertungen
Fazit
Eine solche Rarität wie den Borgward 2,3 Liter überhaupt zu finden ist das größte Problem. Selten wechselt ein Top-Exemplar den Besitzer, es sind fast nur Restaurierungsobjekte am Markt, und ein Neuaufbau wird teuer.