Ford Capri Perana im Fahrbericht
V8-Capri - Dampfkatapult aus Südafrika
Der brave Ford Capri verwandelt sich mit einem 281 PS starken V8-Motor unter der Haube in ein Muscle Car für kräftige Männer.
Der einzige offiziell von Ford angebotene Capri mit V8-Motor ist ein Weltauto mit Komponenten aus drei Kontinenten. Europa lieferte das Basismodel Ford Capri 3000 XL, die USA den V8-Motor des Ford Mustang, und ein Rennsport-Betrieb in Südafrika machte den Umbau.
Nur 500 V8-Capri wurden in Südafrika gebaut
Einer der rund 500 gebauten Exoten gelangte nach Renningen bei Stuttgart und gibt seither Capri- und US-Car-Fans ein Rätsel auf: Ford Capri Perana? Nie gehört!
Besitzer Manfred Kowalleck ist es gewohnt, dass man seinen Capri für das leicht überdrehte Fantasieprodukt eines Bastlers hält. Nicht nur der Einbau des Fünfliter-V8, sondern auch die schwarzen Rallyestreifen über den Kotflügeln, die Heckscheiben-Jalousie sowie die großen "V8"-Hinweise auf der Karosserie zeugen von einem gewissen Hang zur Großen Oper.
Dabei ist Kowalleck ein eher bescheiden auftretender und sogar kühl rechnender Mensch, der für die Finanzen bei der angesehenen Firma Eberspächer Sütrak verantwortlich ist. Die stellt so etwas Nützliches wie Klimaanlagen für Reisebusse her.
Filmreife Geschichte des V8-Capri
Entsprechend geduldig und nur, wenn er ausdrücklich danach gefragt wird, gibt Kowalleck Auskunft und erzählt die filmreife Geschichte, wie es zu dem flotten Ford Capri Perana kam. Die Idee dazu stammte von Rennfahrer und Konstrukteur Basil Green, der in Johannesburg einen Rennsport-Betrieb unterhielt und für die Leistungssteigerung seiner Autos am liebsten ins Motorenregal griff. So auch, als er 1970 einen für Tourenwagenrennen aufgebauten Ford Capri vorstellte, dessen Fünfliter-V8 für die Rennstrecke rund 350 und für die Straße 281 SAE-PS leistete.
Ford Südafrika unterstützte das Projekt und nahm den Capri Perana ins Verkaufsprogramm. Somit ist der Perana - der Name ist vom Killerfisch Piranha abgeleitet - der einzige offizielle Ford Capri mit V8, der genau in der Optik aus der Fabrikhalle rollte, wie ihn heute Manfred Kowalleck spazierenfährt. Es gab ihn nur als Rechtslenker, in Rot oder Gelb, mit Viergangschaltung oder Dreigangautomatik.
Der Perana beisst zu
Die Rennsport-Capri mit V8 waren damals in Südafrika unschlagbar. Bob Olthoff gewann mit der legendären Startnummer Z 181 dank Ford GT 40-Komponenten mehrmals die Südafrikanische Meisterschaft, bis das kleine Coupé von dem Wettbewerb ausgeschlosen wurde.
Der Ford Capri Perana bestach vor allem durch sein extrem niedriges Gewicht, das nur wenig über dem Serien-Dreiliter mit seinen 138 PS lag: 1.070 Kilogramm. Außerdem ist die Karosserie um 40 Millimeter tiefer gelegt und das Fahrwerk sportlicher abgestimmt.
Am meisten Arbeit verursachte die Lenkung, die aus dem Linkslenker-Capri stammte und um 180 Grad gedreht werden musste, damit der V8 unter die Haube passte. Die Spurstange befindet sich jetzt nicht vor, sondern hinter dem Motor.
Automatikgetriebe und Hinterachse sind Ford-Komponenten aus den USA und somit an die erhöhte Motorleistung angeglichen. "Insofern ist der Perana", ergänzt Kowalleck seinen Bericht, "mit seinem Mix aus bewährter Technik ein solider und berechenbarer Exote, der keine Probleme macht. Wollen jetzt Sie ans Steuer?"
Schmal und niedrig
Und ob wir wollen. Aber: Auweia, ein Rechtslenker. Schon der Einstig in den schmalen (1,64 m) und niedrigen (1,27 m) Capri der ersten Serie, den man mit einem ungewohnt linksdrehenden Gesäß absolvieren muss, macht leichte Schwierigkeiten. Und selbst das simple Hin und Her des zierlichen Automatikwählhebels mit der linken Hand erfordert zunächst einiges an Konzentration.
Das Sportlenkrad mit dickem Lederkranz lässt sich gut anpacken. Wir werden darüber noch dankbar sein. Weiter fällt auf, dass der Wagen - typisch Capri - innen so eng wie ein tailliertes Hemd aus den Siebzigern geschnitten ist und man im ständigen Kontakt mit der Tür unterwegs ist. Der Capri ist eigentlich - mit Verlaub - ein Kleinwagen. Von hinten brabbelt daher etwas irritierend der V8 aus dem Auspuff und erinnert uns daran, dass wir 281 SAE-PS unter der Haube haben.
Der Dampfkatapult aus Südafrika
Wie erwartet macht der große Motor das Fahren zu einer gechillten Sache. Mit kaum mehr als 2000/min und fast immer in der dritten Fahrstufe cruisen wir zügig durch die Lande. Zum Überholen geht‘s dann doch mehrmals in den Zweiten und ab 3.000/min so vehement voran, als würden wir am Dampfkatapult der USS Nimitz hängen.
Wir nähern uns einer engen Rechts-Links-Kombination zwischen Rebstöcken. Gut, dass wir jetzt nicht amerikanisch-lässig hinter dem Lenkrad hängen, denn jetzt heißt es ordentlich zupacken. Ohne Servo-Unterstützung will nämlich der kleine Capri mit viel Mucki in die Kurven gezwungen werden und wirkt dadurch weniger handlich als etwa ein ausgewachsener Dodge Challenger. Trost vom Besitzer: "Ein Capri mit serienmäßigem V6-Motor und ohne Servolenkung braucht ebenfalls viel Kraftaufwand."
Seit zwei Jahrzehnten Capri-Fan
Das darf man glauben, Kowalleck kennt sich mit Capri gut aus. Zu seinem Abitur im Jahr 1992 gab es den ersten, einen 13 Jahre alten Capri 2.0 S. Es folgte ein dunkelblauer Capri 2.8i Superinjection von Anfang 1985, einer der letzten. Den besitzt er noch heute zusammen mit einem silbernen, für den Alltag bestimmten Capri 2.8i.
Nachdem Kowalleck vor fünf Jahren einen Perana auf der Retro Classics in Stuttgart gesichtet hatte, gab es kein Halten mehr: "Einen solchen Über-Capri mit dieser interessanten Historie musste ich haben." Kowalleck wurde in Südafrika fündig, kaufte dort (ohne Besichtigung) seinen roten Matching-Numbers-Perana und bereichert damit seither die süddeutsche Capri-Szene.