Ford Capri und Opel Manta Fahrbericht

Die Lifestyle-Coupés der 70er und 80er

Sie waren Helden der Jugend und des Sport. Sie brachten einen Hauch von Lifestyle in die Tristesse der Vorstädte und röhrten balzend vor der Disco. Was wäre das Leben ohne Capri und Manta?

Ford Capri 2.3 S (Capri 78), Baujahr 1984; Opel Manta 2.0 L, Baujahr 1980 Foto: Hardy Mutschler 22 Bilder

Capri gegen Manta. Das ewige Duell. Die unendliche Geschichte in den Auto-Zeitschriften der Siebziger. Capri I gegen Manta A, Capri II gegen Manta B. Das Ganze durch alle Leistungsstufen dekliniert. Manchmal wartete der Capri jedoch vergeblich im Morgengrauen nahe der Waldlichtung auf seinen Gegner. Es gab kein Manta-Pendant zum 2,6 Liter großen Capri I und zum Dreiliter-Capri II erst recht nicht. Da hätte schon der Opel Commodore ausrücken müssen. Doch auch so blieb genug spannender Stoff für Schulhöfe, Kantinen und Stammtische, weniger für Anwaltskanzleien und Arztpraxen. Capri und Manta waren in den Siebzigern ein so populäres Dauerbrenner-Thema wie der Tatort-Krimi oder die große Samstagabend-Show mit Rudi Carrell.

Der Opel Manta galt als harmonischeres und komfortableres Auto

Ford Capri und Opel Manta waren in den tristen Garagenhöfen der Vorstädte zu Hause, ein bodenständiges Milieu aus Facharbeitern, kleinen Angestellten und einfachen Beamten. Die 1.600er bestimmten das Bild, mit 72 oder 75 PS, allenfalls leistete man sich noch einen statusbetonten Zweiliter mit 90 PS, was bei Ford schon den Sprung zum kleinen Sechszylinder bedeutete. Die Vergleichtests entschied der Opel Manta B für sich. Vor allem die auto motor und sport-Redakteure kreideten dem Ford Capri erst recht in der dritten Auflage das rückständige Blattfeder-Fahrwerk und die weniger kultivierten Vierzylinder-Motoren an.

Der Opel Manta galt als harmonischeres, komfortableres und besser verarbeitetes Auto. Er hatte mehr Feinschliff, den der Capri II trotz der 1976 und 1978 erfolgten kleinen und großen Modellpflege nicht aufholen konnte. Es ließ sich nicht länger verhehlen – unter dem wohlgeformten Blech steckte eigentlich ein antiquierter Ford Escort. Beim Opel Manta war es immerhin ein Ascona-Fahrwerk mit exakt geführter, schraubengefederter Starrachse, die in seiner Klasse für ein unvergleichlich agiles Handling sorgte.
 
Der Ford Capri rollt aggressiver daher
 
Opel-Autos waren damals zwar hart gefedert, aber ihre Kurvenlage galt als legendär. Stilistische Strenge und straffe Abstimmung gingen ein kongeniales Bündnis ein. Heute ist es genau umgekehrt, heute punktet der Capri in der Publikumsgunst vor dem Opel Manta, weil er der kernigere Charakter ist – mehr Macho als das schicke, verspielte Manta-Darling, mehr Muscle-Car mit der klaren Power-Symbolik des Fastbacks und der langen Schnauze. Ford schaffte es sogar mit dem Mark III (der eigentlich, nur der Ordnung halber etwas sperrig Capri II/78 heißt), die Konturen noch weiter zu schärfen und ihm eine deutlich aggressivere Frontpartie mit oben scharf angeschnittenen Doppelscheinwerfern zu geben. Von solch herrlich bösem Blick kann der brave Manta B nur träumen, seine glupschig aufgesetzten Rechteckscheinwerfer ohne richtigen Kühlergrill in der Mitte sorgten anfangs für Irritationen. Erst mit dezenter GT/E-Kriegsbemalung inklusive SR-Ausstattung und Signalfarbe vermag er zu imponieren oder als plüschiger Berlinetta mit Vinyldach und üppiger Chromzier umrandetem Metallic-Lack.

Der Opel Manta gibt sich formal weniger Effekt heischend wie der etwas präpotent geratene Capri, seine stilistischen Raffinessen sprechen auf subtile Weise Kenner an. So ist der grazile Dachaufbau von beinahe italienischer Leichtigkeit, typisch für die Handschrift des damaligen Opel-Chefdesigners Chuck Jordan. Auch die vornehme Extravaganz, anders als sein Vorgänger ein Stufenheck-Coupé zu sein, teilt er mit vielen Oberklasse-Autos – ob BMW 635 CSi, Mercedes 450 SLC oder Ferrari 400i. Keine Frage, die Schokoladenseite des Opel Manta ist die von schräg hinten. Mit dem Capri III verschwindet der rufschädigende 1.300er aus dem Programm, der 1,6-Liter-OHC-Motor mit 72 PS wird nun zum halbwegs temperamentvollen Standard.

Es steht 90 zu 114 PS für den Capri
 
Unser Treffen in der Sozialbausiedlung Nürnberg-Langwasser sieht ein eher ungleiches Paar vor. Ein optisch leicht getunter Capri 2.3 S in der Hand des Fürther Ford-Fans Frank Strattner trifft auf einen wunderbar originalen Manta 2.0 L, der Markus Pruy aus Neumarkt in der Oberpfalz gehört. Mehr noch als den leistungsmäßig eher zum Sechszylinder-Capri passenden Zweiliter-Einspritzmotor vermissen wir die Chromstoßstangen am Opel Manta und das Rochen-Symbol an beiden Flanken. Es steht 90 zu 114 PS für den Capri, die eher milde Leistung ändert nicht viel am Wesen des stoischen Zweiliters mit dem typisch heiseren Opel-Klang. Er ist viel mehr zur Durchzugskraft als zur Drehfreude erzogen.

Seine kettengetriebene Nockenwelle rotiert zwar schon im Zylinderkopf, braucht aber noch kurze, hydraulische Stößel, um die Ventile über Kipphebel zu betätigen. Die L-Jetronic nimmt dem undramatischen Reihenvierzylinder seine für Opel typische Zähigkeit, dennoch lässt es sich mit dem 90-PS-Registervergaser-Zweiliter gut leben, schließlich sind alle Vergleichstests längst geschrieben. Heute triumphieren die Originalität und der unrestauriert perfekte Zustand des Ersthand-Manta bis in die Radien seines filigranen Radlaufchroms. Der 2,3-Liter-V6 im Capri gibt dagegen ziemlich überzeugend den V8 des kleinen Mannes. Er ist zunächst einmal gediegen leise, klingt trotzdem satt und sonor, lässt um 2.500 Touren sein herrlichstes Grummeln hören. Ein Sportluftfilter und eine speziell abgestimmte Auspuffanlage unterstreichen den bulligen Sound des optisch unscheinbaren Sechszylinders.

Schaltfaule Fahrt erlaubt das elastische, geschmeidige Triebwerk mit dem wunderbar gleichmäßigen Zündabstand ebenso wie das Ausdrehen der Gänge bis 5.500/min. Dann trompetet der intern einst Tornado getaufte V6 – eine Konstruktion aus Dearborn -, in den höchsten Tönen, sehnt aber schließlich den Gangwechsel herbei, denn der stirnradgetriebene ultrakurzhubige Stoßstangenmotor wird laut und kraftlos am Limit. Schön ist es, die Lebensäußerungen des gusseisernen Sechszylinders im Cockpit über die herrlichen Rundinstrumente zu kontrollieren.
 
Der naturbelassene Manta ist im Alltag geschmeidiger als sein Kontrahent
 
Der Manta in L-Ausstattung offeriert noch nicht einmal einen Drehzahlmesser, gibt sich im Innenraum – anders als der Capri, der einen gierigen Schluck aus der mattschwarz-karierten S-Ausstattungspulle genommen hat -, bieder und unsportlich, sogar der Schalthebel wirkt zu lang. Jedoch lässt sich das Vierganggetriebe noch eine Spur besser schalten als die immerhin serienmäßige Fünfgang-Box des Capri, der es beileibe nicht an Präzision fehlt, die aber mit langen Schaltwegen operiert. Strattners 2.3 S in vorteilhaftem Seeblau-Metallic stammt aus dem letzten Modelljahr, der Kenner sieht es an den Türgriffen ohne integrierten Schließzylinder. Man sitzt im Capri auch viel sportwagenmäßiger, sprich tiefer, das Auto hüllt Fahrer und Beifahrer ringsherum trotz üppiger Platzverhältnisse regelrecht ein. Diese vertrauliche Tuchfühlung gelingt dem Opel Manta weniger intensiv.

Sein Platzangebot ist besser verteilt, hinten sitzt es sich entspannter als im Ford Capri. Strattner betont mit moderater Tieferlegung, Domstrebe im Motorraum und den Sieben-Zoll-Alu-Rädern im 2.8-Injection-Design die gesunde Härte des Ford Capri-Fahrwerks. Der naturbelassene Manta rollt zwar auch recht trocken ab, zeigt sich aber im Alltag weit geschmeidiger. Markus Pruy handelt mit alten Autos, Classic Garage heißt seine Firma in Neumarkt. Mit sicherem Instinkt spürt er außergewöhnliche Youngtimer wie den korallenroten Manta mit nur 69.000 Kilometern auf dem Tacho auf. Er hat bereits eine Option auf einen originalen, perfekt erhaltenen BMW 323i, für diese Jugendliebe des autoverrückten Bayern muss der Manta gehen. „Nur in gute Hände, niemals an Szene-Freaks, die aus dem entzückenden Wägelchen einen Manta-Flügeltürer im Testarossa-Look machen wollen“, sagt er mit Nachdruck. Frank Strattners Bindung zu seinem personalisierten Capri 2.3 S geht viel tiefer: „Den habe ich schon seit 20 Jahren, ich würde ihn niemals hergeben, dann noch eher meinen Sierra Cosworth.“