Bond-Car Aston Martin DB5 komplett restauriert

Q's Meisterstück für James Bond

Ein schweizer Auto-Enthusiast und 007-Fan wollte unbedingt einen authentischen James Bond-Aston Martin DB5 - dank Roos Engineering bekam er ihn - inklusive Raketenwerfer und Handgranate. Roos Engineering restaurierte für einen Schweizer Auto-Enthusiasten einen der vier in den 60ern für den Geheimagenten James Bond 007 gebauten Aston Martin DB5.

Aston Martin DB5 "007", Restaurierung Foto: FACT 42 Bilder

Mit James Bond ist stets ein wenig Aufregung verknüpft, und das nicht nur im Film. Beat Roos von Roos Engineering in Safenwil westlich von Zürich kann dies bestätigen. Die Restaurierung von Bonds Aston Martin DB5 mit den tödlichen Extras ging weit über die übliche Routine hinaus.

Im Auftrag eines Kunden hat Roos im Jahr 2006 diesen Aston Martin DB5 ersteigert. Insgesamt vier Exemplare waren Mitte der 60er im Rahmen der 007- Streifen Goldfinger und Fireball entstanden: für Filmaufnahmen, Pressetermine und Präsentationen. Bevorzugt für Letztere wurden die Aston Martin DB5 mit den Chassisnummern 2017 und 2008 verwendet.

Zum 70. von Ursula Andress zurück nach England

Diese gelangten 1969 in den Besitz von Anthony Bamford, der dann einen davon gegen einen Ferrari 250 GTO eintauschte und den anderen zwei Jahre später an das Smoky Mountain Car Museum in Tennessee verkaufte. Dort stand der Aston Martin DB5 wohlbehütet, bis es nach dem Tod des Museumsbesitzers zur Versteigerung kam und damit in die Obhut von Roos.

Schon kurz nach dem Kauf stand die erste Nervenprobe an. "Der Aston Martin DB5 hing etwa sechs Wochen in den USA im Zoll fest", erinnert sich der Schweizer. Offenbar war den US-Behörden dieses Ding nicht ganz geheuer - in dieser Zeit ist wohl auch die Nachbildung einer Pistole und einer Handgranate aus einer speziellen Schublade unter dem Fahrersitz verschwunden.

Die Ankunft von 007s Dienstwagen in der Schweiz blieb natürlich nicht unbemerkt. Kurz darauf meldete sich die EDA, das Eidgenössische Departement für auswärtige Angelegenheiten, und fragte, ob der Aston Martin DB5 des Geheimagenten bereit für einen Einsatz in Edinburgh sei, wo der 70. Geburtstag des einstigen Bondgirls Ursula Andress gefeiert wurde.

Der Besitzer des Aston Martin DB5 gab grünes Licht, doch der vierrädrige Altstar musste zuvor zumindest mal zur Maske, schließlich hatte er eine lange Auszeit hinter sich. Das Comeback geriet zum Erfolg. Nach einem Motor- und Bremsen-Service war der Aston Martin DB5 zumindest kurzzeitig wieder fahrbereit, und für einen standesgemäßen Auftritt installierte die Roos-Mannschaft provisorisch eine Disco-Nebelmaschine im Heck.

400 Kilo Sonderausstattung fordern ihren Tribut

"Kurz vorher brach allerdings noch der Schalthebel ab", lacht Roos. Die Installation des Auslösers für den Schleudersitz hatte offenbar die Dauerhaltbarkeit des dünnen Chromrohrs deutlich reduziert. Zum Glück ließ sich die Bruchstelle schweißen.

Nach dieser erfolgreichen Mission stand eine schwere Entscheidung bevor: Soll man dieses originale Auto restaurieren oder nicht? "Wäre der Wagen nur ausgestellt worden, hätte man ihn unbedingt so belassen müssen", findet Roos. Doch der neue Besitzer wollte verständlicherweise damit fahren, und somit war die Frage geklärt.

Schon beim ersten Check des Aston schien es, dass die unglaubliche Zusatzlast von gut 400 Kilogramm, die sich in Form von Gas-, Pressluft- und Öltanks speziell im Heck konzentrierte, dem Chassis auf Dauer zu viel gewesen war. Tatsächlich zeigten sich nach der kompletten Zerlegung des Aston Martin DB5 Risse im Rahmen und an der A-Säule, entsprechend wurde das Chassis ähnlich wie bei den offenen DB5 deutlich verstärkt. Prinzipiell zeigte sich Roos vom Zustand des Autos begeistert: "Von der Korrosion her war es einer der besten DB5, die ich gesehen habe."

Vorn versteckte sich unter einer kunstvollen Spachtelschicht allerdings ein Unfallschaden, weshalb die Front bis kurz hinter die Scheinwerfer in Handarbeit erneuert werden musste. Dies und die komplette Überholung des nur knapp 18.000 Meilen gelaufenen Motors des Aston Martin DB5 sowie des Getriebes und der Radaufhängungen zählt in dem Schweizer Aston Martin Heritage Center zur Routinearbeit, doch für die Restaurierung der speziellen Extras waren völlig neue Talente gefragt. "Es befand sich zwar alles noch im Originalzustand, aber wir hatten weder Schalt- noch Hydraulikpläne, und aus der damaligen Zeit existiert keine Dokumentation", erläutert Roos, der nun in die Fußstapfen von Q treten musste, also jenes erfinderischen Herrn, der in den Filmen für Bonds Ausrüstung zuständig war. 

James Bond-Auto mit kniffligen Überraschungen

Qs Assistent, der in diesem Fall Erich Staeheli heißt, nennt eine von vielen verwirrenden Überraschungen, die der Aston Martin DB5 bei den Arbeiten bereit hielt: "Nachdem wir die Leitungen, die Hydraulikzylinder, die Magnetventile und die elektrisch betriebene Hydraulikpumpe überholt hatten, ließen sich die Stoßstangenhörner plötzlich nicht mehr ausfahren." Das Forschen nach den Ursachen ergab, dass die Pumpe der übrigens einer Baumaschine entliehenen Hydraulik eine Betriebsspannung von 16 Volt benötigt, die Bordspannung aber nur 13,4 Volt liefert. Und nun war Staeheli klar, warum die kreativen Mechaniker von damals ein so dickes und damit widerstandsärmeres Kabel zur Pumpe verlegten, das er guten Gewissens gegen ein ansehnlicheres Standardkabel ersetzt hatte.

Damit sich die Rohre und damit die Stoßstangenhörner beim Ausfahren nicht verdrehten, war den einstigen Erbauern der einfache und effektive Gedanke gekommen, die untere Hälfte der Hörner mit Blei auszufüllen. "Ich finde die in diesen Extras verborgenen Ideen genial", schwärmt Roos, auch wenn viele Stunden vergingen, um sie nachvollziehen zu können. Etwa die Funktion der Maschinengewehre. Beim ersten umgebauten Aston Martin DB5 wurden die Schüsse wohl mit Sauerstoff und Acetylen erzeugt. An dem hier gezeigten Auto fanden sich aber laut Staeheli auch Anschlüsse für Propangas.

Die Roos-Mannschaft entschied sich jedenfalls für die erste Variante. Das Acetylen und der Sauerstoff werden nach vorn in den Lauf geleitet, und dort wie beim Original über eine eingeschraubte Zündkerze gezündet. Die Energie für den Funken wird in einer Schaltbox im Fußraum erzeugt. Die exakte Dauer der Gas- und Sauerstoffzufuhr und den nötigen Druck galt es in langen Versuchen herauszufinden.

"Bei Dauerfeuer könnte es heiß werden"

Zur Sicherheit wurden natürlich Rückschlagventile montiert, die Druckverstellung plombiert und nur Einzelfeuer vorgesehen. "Sollte nämlich bei Dauerfeuer der Schalter klemmen, würde die Sache gefährlich heiß werden", sagt Roos. Zur Erzeugung des Nebels wurde im Gegensatz zu damals weder auf Rauchgaspatronen zurückgegriffen noch Öl verbrannt, sondern die erwähnte Disco-Nebelmaschine montiert.

Unkompliziert war die Revision der Scheibenwischermotoren des Aston Martin DB5, die zum Ausfahren der Gewehrläufe, zum Antrieb der Radarantenne im Außenspiegel oder zum Bewegen des stählernen Kugelfangs benutzt wurden. Wegen dieser Stahlplatte geriet der Kofferdeckel übrigens so schwer, dass ein Baseballschläger als zusätzliche Stütze zur Original-Ausstattung gehörte. Auf den Schleudersitz hat Beat Roos jedoch verzichtet. Dieser Aston Martin DB5 von James Bond ist auch so aufregend genug.

Details zur Restaurierung des Aston Martin DB5 "James Bond 007"

  • Kaufort/Jahr: Phoenix, Arizona/2006
  • Kaufzustand: Fahrzeug war original und bedingt fahrbereit, Zustand stark patiniert, relativ wenig Korrosion, reparierter Unfallschaden vorn
  • Vorgeschichte: Einer von vier DB5, der für die 007-Filme beziehungsweise PR-Aktionen mit speziellen Extras versehen wurde. 1969 an Anthony Bamford verkauft, ab 1971 im Smoky Mountain Car Museum in Tennessee ausgestellt
  • Restaurierungsumfang: Fahrzeug komplett zerlegt, Karosserie vom Stahlgerüst abgehoben, Unfallschaden vorn mit neu angefertigter Front repariert, Chassis verstärkt, Motor, Getriebe und Radaufhängungen zerlegt und überholt, Aufarbeitung aller eingebauten Extras und Funktionstüchtigkeit wieder hergestellt, Interieur aufgearbeitet, Sitze neu gepolstert und mit Leder im Originalfarbton bezogen, Lackierung im Originalton Silver Birch
  • Restaurierungsdauer: 2006 bis 2009
  • Beteiligte Unternehmen: Autosattlerei Bühlmann, CH-3018 Bern, Tel. 00 41/31/9 92 17 60, Carrosserie Steck AG (Lackierung), CH-3027 Bern, www.steck.ag, Roos Engineering Ltd., Aston Martin Heritage Center Switzerland, CH-5745 Safenwil, www.roosengineering.ch
  • Kosten: Keine Angabe
  • Marktwert: Nicht ermittelbar, Anhaltspunkt: 2010 versteigerte RM ein Bond-Auto für 3,3 Millionen Euro